QSC kämpft um Vertrauen
QSC stellt sich nach dem Verkauf des Breitbandnetzes als reiner IT-Anbieter auf. Mit den neuen Mittelfristzielen und dem Fokus auf die Wachstumsmärkte Cloud, SAP und Internet of Things will Konzernchef Jürgen Hermann das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.Von Antje Kullrich, DüsseldorfNach dem Verkauf ihres Breitbandnetzes will sich QSC als “Digitalisierer für den Mittelstand” positionieren. Die Anleger müssen das Vertrauen in die neue Strategie des Konzerns aber noch gewinnen. Seit Bekanntgabe des Verkaufs der Telekommunikationsaktivitäten an EnBW Anfang Mai ist der Aktienkurs weiter abgesackt. Der frühere TecDax-Wert ist an der Börse aktuell nur noch rund 160 Mill. Euro wert.”Ich halte die QSC Stand heute für unterbewertet”, sagte Vorstandschef Jürgen Hermann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er will aus der in den vergangenen Jahren meist schrumpfenden QSC wieder ein wachstumsstarkes Unternehmen machen. Bis 2022 avisiert der Vorstand ein Umsatzwachstum von durchschnittlich mehr als 10 % pro Jahr. Die operative Rendite (auf Ebitda-Basis) soll ebenfalls mehr als 10 % erreichen.Mit dem Verkauf der Netzgesellschaft Plusnet hat sich QSC vom einstigen Kerngeschäft getrennt. Es stand zuletzt noch für knapp zwei Drittel des Umsatzes, stand jedoch seit Jahren unter Druck. Schon vor Jahren hatte sich QSC mit dem Einstieg in die IT-Dienstleistung ein zweites Standbein aufgebaut. Doch der deutsche Mittelstand wollte nicht so schnell in die Cloud, wie QSC erwartet hatte – die hohen Investitionen schlugen sich zunächst nicht in Umsatz und Ertrag wieder.Der Erlös aus dem Netzverkauf verschafft QSC viel Spielraum. EnBW hatte sich mit dem Unternehmen auf einen Preis von 229 Mill. Euro geeinigt, nach Abzug der Nettoliquidität in der Gesellschaft Plusnet bleibt ein Unternehmenswert von 205 Mill. Euro. “Wir wollen unsere Verschuldung komplett zurückführen”, kündigte Hermann an. QSC hat noch ein Schuldscheindarlehen über 54 Mill. Euro sowie einen Konsortialkredit von 65 Mill. Euro ausstehen. Kleinere ZukäufeBis zu 20 Mill. Euro will QSC in diesem Jahr noch für die Wachstumsfinanzierung ausgeben. Auch kleinere Akquisitionen für Kaufpreise in der Größenordnung zwischen 5 und 10 Mill. Euro sind laut Hermann in Zukunft möglich, sie sollten das Unternehmen vor allem technologisch voranbringen. Ganz akut ist das Thema derzeit jedoch nicht: “Eine M&A-Gelegenheit kann schnell kommen, aber wir haben derzeit nichts auf dem Tisch.”QSC rechnet für das laufende Jahr mit einem freien Cash-flow von 130 Mill. Euro. Das weckte Begehrlichkeiten bei den Aktionären, die sie auf der Hauptversammlung vor wenigen Tagen auch äußerten. “Nach dem Closing überlegen wir, ob ein kleines Aktienrückkaufprogramm Sinn machen könnte”, sagte Hermann. Dazu sei aber noch keine Entscheidung getroffen. Mit dem Abschluss des Plusnet-Verkaufs rechnet der Vorstand Ende Juli. Zwei Großkunden verlorenDas angepeilte Wachstum im IT-Geschäft bis 2022 wird jedoch nicht gleichmäßig verlaufen. Im laufenden Jahr wird QSC noch einmal einen Dämpfer hinnehmen müssen, da die zwei Großkunden Amprion und Techem bereits 2017 ihre Verträge mit QSC gekündigt hatten und seit Anfang des Jahres keine Leistungen mehr beziehen. Dadurch gehen rund 18 Mill. Euro Umsatz verloren. Hermann betonte jedoch, dass der Konzern im Jahr 2018 alle Bestandskundenverträge ohne Ausnahme hatte verlängern können.Für 2019 geht QSC jetzt von einem Umsatz von 255 Mill. Euro aus. In der Prognose sind sieben Monate Plusnet noch enthalten. Das Ebitda dürfte sich auf mehr als 145 Mill. Euro belaufen, wovon rund 110 Mill. Euro auf die Entkonsolidierung von Plusnet und den erzielten Buchgewinn entfallen.Die Hälfte des Umsatzes 2022 will QSC mit dem Cloud-Geschäft erzielen, je ein Viertel sollen auf SAP-Dienstleistungen und Internet-of-Things-Anwendungen entfallen. Hermann sieht sich breiter aufgestellt als fast alle übrigen Mitbewerber, die den Mittelstand adressieren. Die Investoren jedoch muss er von den Wachstumsaussichten noch überzeugen. “Das Vertrauen fehlt noch. Wir haben ja in den vergangenen Jahren wenig Wachstum gezeigt.”