Qualitätsmängel am Druckwasserreaktor

EDF: Inbetriebnahme verzögert sich weiter

Qualitätsmängel am Druckwasserreaktor

wü Paris – Der Stromversorger EDF (Électricité de France) hat eingeräumt, dass sich die zuletzt für Ende des Jahres geplante Inbetriebnahme des EPR-Druckwasserreaktors in Flamanville in der Normandie weiter verzögern wird. Dadurch dürfte sich auch die im Gegenzug geplante Abschaltung des ältesten französischen Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim verschieben. Grund für die neuen Verzögerungen sind Qualitätsmängel, die im April bei einigen Schweißnähten in Flamanville entdeckt worden waren. Deshalb müssen weitere Kontrollen durchgeführt werden. Es sei jedoch noch zu früh, um sagen zu können, wie sehr sich dadurch die Inbetriebnahme verspäten werde, sagte ein Bauleiter des Projekts. Vermutlich geht es um mehrere Monate. Atomexperten von Greenpeace gehen dagegen davon aus, dass die Inbetriebnahme des EPR-Reaktors in Flamanville nicht vor dem Jahr 2021 erfolgen wird. Der Bau hat sich bereits um sieben Jahre verzögert, während die Kosten von 3,3 Mrd. Euro auf 10,5 Mrd. gestiegen sind. Parallel zu der neuen Verspätung des Projekts sorgt ein im Auftrag der Assemblée Nationale erstellter Untersuchungsbericht zur Sicherheit der 58 von EDF in Frankreich betriebenen Atomreaktoren für Schlagzeilen. EDF und der inzwischen in Orano umbenannte Atomkonzern Areva kritisierten, dass der Bericht sachliche Fehler beinhalte.Der Untersuchungsbericht bemängelt, dass die französischen Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen terroristische Angriffe und Naturkatastrophen geschützt seien. So waren etwa detaillierte Fotos der Anlagen zumindest noch vor kurzem öffentlich bei Google Earth zu sehen, heißt es im Bericht. Alternativen gesuchtDie Autoren empfehlen nun, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Sie raten darüber hinaus auch, die ältesten Reaktoren abzuschalten. Der EDF-Konzern müsse für die Abschaltung von jedem Atomkraftwerk Geld zurücklegen und einen detaillierten Plan vorlegen, so der Bericht. Er rät auch, nach Alternativen für die Lagerung von Atommüll zu forschen und die Sicherheitsbefugnisse der Atomsicherheitsbehörde ASN (Autorité de sûreté nucléaire) zu stärken.