Optimieren in der Krise - KÖPFE DES JAHRES

Querdenker

ds - Vorschusslorbeeren gewährt die Börse Gerold Linzbach nicht. Seit 1. September steht der Nachfolger von Bernhard Schreier an der Spitze des angeschlagenen Maschinenbauers Heidelberger Druck. Die gebeutelte Aktie hat sich trotzdem kaum von ihrem...

Querdenker

ds – Vorschusslorbeeren gewährt die Börse Gerold Linzbach nicht. Seit 1. September steht der Nachfolger von Bernhard Schreier an der Spitze des angeschlagenen Maschinenbauers Heidelberger Druck. Die gebeutelte Aktie hat sich trotzdem kaum von ihrem Tief gelöst und ist zeitweise zum Penny Stock verkommen. Es bleibt viel zu tun für Linzbach, der darum kämpft, das Vertrauen der Aktionäre nach einer beispiellosen Serie von Gewinnwarnungen zurückzugewinnen.Die Voraussetzungen, die der 56-Jährige dafür hat, sind gar nicht schlecht. Denn der von Aufsichtsratschef Robert Koehler geholte Querdenker bringt das Rüstzeug mit, das man für den nötigen Imagewandel bei dem tief gefallenen Druckmaschinen-Weltmarktführer braucht. Er spricht die Sprache des Kapitalmarkts. Das hat er bewiesen, als er den Aromenhersteller Symrise 2006 an die Börse brachte. Und der hemdsärmelige Mann ist ein Branchenfremder, der es sich erlauben kann, Unkonventionelles zu wagen und heilige Kühe zu schlachten.Der promovierte Chemieingenieur kam über Stationen bei McKinsey und Hoechst zu Symrise. Beim Callcenter-Betreiber D+S Europe sammelte er Erfahrungen im Going Private. Verglichen mit seinem Vorgänger Schreier, der praktisch sein ganzes Berufsleben bei Heidelberger Druck verbrachte, ist Linzbach ein wahrer Paradiesvogel. Gelingt ihm der Turnaround des hartnäckigen Sanierungsfalls, wäre das die Krönung seiner Karriere.Linzbach ist mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet, aber mit ruhiger Hand kann er seine Mission nicht angehen. Dafür sind die Probleme zu groß. Nach absehbar fünf Verlustjahren in Folge erodiert die Eigenkapitalausstattung wieder einmal bedenklich. Noch immer sind die Kapazitäten zu hoch, aber ein weiterer großer Stellenabbau dürfte kaum finanzierbar sein.Deshalb macht sich Linzbach erst einmal an die Reform der Organisation und der Managementkultur. Statt wichtige Maßnahmen in Gremien zerreden zu lassen, setzt er auf mehr persönliche Verantwortung. Er macht Vorgaben und nimmt die Manager in die Pflicht. Die Leiter der Geschäftsbereiche müssen Pläne aufstellen, wie sie nachhaltige Profitabilität erreichen wollen. Für Erfolg oder Misserfolg müssen sie persönlich einstehen. Und erstmals sollen sich die Manager strikt daran orientieren, dass sie mit ihrem Geschäft auch Geld verdienen. “Strategische Kunden, das heißt unprofitable Kunden, werden wir nicht mehr dulden”, hat Linzbach erklärt. Verlässlich kommunizieren will er auch. “Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir unsere Vorhersagen einhalten”, sagt er. Das alles ist eigentlich selbstverständlich – bei Heidelberger Druck aber noch nicht.