CFO-INTERVIEW - ZUR PERSON

Quereinsteiger

swa - Nach 25 Jahren Banking hat Jens-Peter Neumann (54) Ende 2008 einen Schlussstrich gezogen. Die Erkenntnis habe nichts mit der Lehman-Pleite und der Finanzmarktkrise zu tun gehabt. Die Zäsur fiel aber vermutlich nicht zufällig zusammen mit der...

Quereinsteiger

swa – Nach 25 Jahren Banking hat Jens-Peter Neumann (54) Ende 2008 einen Schlussstrich gezogen. Die Erkenntnis habe nichts mit der Lehman-Pleite und der Finanzmarktkrise zu tun gehabt. Die Zäsur fiel aber vermutlich nicht zufällig zusammen mit der Übernahme der Dresdner Bank, wo er von 2006 bis 2008 Kapitalmarktchef war, durch die Commerzbank. Der Diplomkaufmann zog sich für ein Sabbatical erst mal ins Private zurück und gründete eine Unternehmensberatung. In der Öffentlichkeit blieb er in den Schlagzeilen, weil er seinen alten Arbeitgeber – am Ende erfolgreich – auf Zahlung der zugesagten Abfindung verklagte.Der Rückzug aus dem Investment Banking verschaffte Neumann auch mehr Zeit für sein Aufsichtsratsmandat beim Rhön-Klinikum, das er seit 2007 innehatte. Aufsichtsratschef Eugen Münch kannte Neumann schon aus der Zeit des Börsengangs der Klinikkette, der Banker ist langjähriger Berater des Rhön-Gründers. Als die Übernahme durch Fresenius scheiterte und das alte Führungsduo bei Münch in Ungnade fiel, holte der Aufsichtsratschef seinen Vertrauten als Finanzvorstand ins operative Geschäft.Als absoluter “Branchen-Outsider” habe er einen anderen Blick ins Unternehmen gebracht. Zwar gebe es durchaus Unterschiede zwischen einem Portfolio aus Kliniken und einem aus Aktien, Renten und Derivaten, doch die grundsätzlichen Steuerungsthemen seien nicht unähnlich. Ein Aktienportfoliomanager könne auch schneller Entscheidungen treffen als ein Manager von Kliniken, doch die Analyse und das Denken sind aus seiner Sicht vergleichbar. Mit diesem Denkansatz habe er in den ersten Monaten als Finanzchef in der Firma ein bisschen Staub aufgewirbelt. Das Wirbeln und der Seitenwechsel bereiten dem selbstbewussten Quereinsteiger offensichtlich viel Spaß. Und die vom staatlichen Gesundheitswesen geprägte Branche empfindet er als deutlich weniger reguliert mit viel mehr Freiheitsgraden als in der Bankenwelt.