E-Autobauer

Rabatte drücken Profitabilität von Tesla

Umfangreiche Discounts haben im Auftaktquartal 2023 auf der Profitabilität des E-Autobauers Tesla gelastet. Zugleich entwickeln die Rabatte einen weniger starken Effekt auf die Nachfrage als erhofft.

Rabatte drücken Profitabilität von Tesla

Rabatte lasten auf Profitabilität von Tesla

Nettogewinn und operative Marge von E-Autobauer brechen ein – Anhaltend aggressive Preisstrategie signalisiert – Hoffnung auf Effizienzgewinne

Der Nettogewinn und die operative Marge von Tesla sind im Auftaktquartal 2023 scharf zurückgegangen. Hintergrund sind die umfangreichen Discounts, mit denen der E-Autobauer seine Absatzzahlen anzukurbeln versucht. Trotz der für Investoren enttäuschenden Ergebnisse signalisiert der Konzern eine anhaltend aggressive Preisstrategie.

Von Alex Wehnert, New York
xaw New York

Die umfangreichen Rabattaktionen von Tesla haben den Absatz des E-Autobauers im ersten Quartal 2023 zwar angekurbelt, aber erheblich auf der Profitabilität gelastet. Zwar lag die operative Marge Ende März mit 11,4% weiterhin deutlich über den Niveaus großer US-Autobauer – Ford kam laut dem Datendienstleister Factset zuletzt beispielsweise auf 4%. Doch im Schlussquartal 2022 belief sich die Rentabilitätskennziffer noch auf 16%, im Vorjahreszeitraum waren es gar noch 19,2%.

Enttäuschung trotz Absatzrekord

Tesla bezeichnete den scharfen Rückgang im Rahmen der Zahlenvorlage als "verkraftbar". Das Unternehmen gewährt im laufenden Jahr global kräftige Discounts, US-Autokäufer erhielten zuletzt Preisnachlässe zwischen 14 und 25%. Im ersten Quartal gingen Modelle des Fahrzeugherstellers zu einem Durchschnittspreis von 46000 Dollar an die Kunden, der Wert fiel damit niedriger aus als vom Unternehmen vorhergesagt. Noch kurz vor der Zahlenvorlage gab der E-Autobauer indes weitere Rabatte bekannt. Die resultierende höhere Nachfrage bescherte Tesla wie Anfang April vermeldet im Auftaktquartal zwar einen Absatzrekord von 422875 ausgelieferten Fahrzeugen, damit blieben die Verkäufe aber hinter den Markterwartungen zurück.

Zu den Absatzsteigerungen trug wohl auch bei, dass viele US-Käufer günstigerer Tesla-Modelle im ersten Quartal eine Steuergutschrift von 7500 Dollar erhielten. Zu Beginn der laufenden Woche sind in den Vereinigten Staaten aber Regeln in Kraft getreten, gemäß denen sich viele Tesla-Fahrzeuge nicht mehr für die Anrechnungen qualifizieren dürften. Unter anderem wird dabei der Anteil der Batteriekomponenten festgelegt, die in Nordamerika produziert worden sein müssen.

Anleger goutierten zuletzt zwar, dass der E-Autobauer seine Produktion kräftig angekurbelt hat. Zwischen Januar und März stellte Tesla 440808 Fahrzeuge her und damit so viele wie noch nie. Inzwischen machen sich aber Sorgen breit, dass die zunehmende Diskrepanz zu den Verkaufszahlen die Profitabilität weiter drücken wird, während Tesla ohne weitere Discounts künftig nicht mehr in die Nähe des angepeilten Absatzwachstums von 50% zum Vorjahr gelangen werde.

Beim Umsatz vermeldete der Konzern nun wie an der Wall Street prognostiziert einen Anstieg von 24% gegenüber dem Vorjahr auf 23,33 Mrd. Dollar. Doch der Nettogewinn sackte um 24% auf 2,51 Mrd. Dollar ab, Analysten hatten im Konsens 2,57 Mrd. Dollar erwartet. Die Aktie des E-Autobauers fiel daraufhin außerbörslich um bis zu 8%, im frühen New Yorker Handel gab sie um 7,5% nach.

Trotz der aus Investorensicht enttäuschenden Ergebnisse signalisierte Tesla nun eine anhaltend aggressive Preisstrategie. "Während viele Autobauer sich durch Herausforderungen bezüglich der Wirtschaftlichkeit ihrer Elektrofahrzeug-Programme arbeiten, wollen wir unsere Position als Kostenführer zu unserem Vorteil nutzen", heißt es in der Quartalsmitteilung des Konzerns. Neben der niedrigen Kostenstruktur zeichne Tesla sich dadurch aus, über Services rund ums Auto und Einnahmen aus dem konzerneigenen Ladenetzwerk langfristige Erträge zu erzielen, kommentiert Pedro Pacheco, Automobilanalyst bei Gartner, die Aussichten.

Zudem will Tesla die Logistikkosten drücken und setzt auf Effizienzgewinne in den neuen Fabriken des Konzerns. Bei seinem Investorentag Anfang März hatte das Unternehmen Pläne für eine neue Fertigungsplattform konkretisiert. In deren Rahmen soll der Fahrzeugbau in kleineren modularen Einheiten erfolgen und eine stärkere parallele Arbeit an verschiedenen Teilen der Produktion möglich werden. Durch das Modell will Tesla die Fertigungsfläche in neuen Fabriken um 40% und die Herstellungskosten um die Hälfte drücken. Letztlich, so prognostizieren es Analysten, könnte die neue Plattform den Weg zum Vorstoß des E-Autobauers in den Massenmarkt bereiten.

Spekulation um Massenmodell

Aktuell produziert Tesla mit den Modellen X, Y, 3 und S vier Passagierfahrzeuge. Im laufenden Jahr soll der neue Pickup "Cybertruck" zur Produktpalette stoßen. In der Vergangenheit hat das Unternehmen zudem Pläne für ein günstigeres Modell angedeutet. Zuletzt erhofften sich Anleger im Zuge des Investorentags konkretere Informationen dazu, Tesla enttäuschte diese Erwartungen aber. Um das langfristige Wachstum zu stützen, hat das Unternehmen den Bau einer neuen "Gigafactory" in der mexikanischen Industriemetropole Monterrey sowie einer Batteriefabrik in Schanghai angekündigt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.