Rally am Schuldscheinmarkt
wb Frankfurt – Der Schuldscheinmarkt blüht trotz konjunktureller und geopolitischer Unsicherheiten. Die LBBW, der Marktführer in dem Segment, erwartet für 2019 jetzt ein Volumen am oberen Rand der avisierten Spanne und damit etwa 25 Mrd. Euro. Die Konkurrenz von der Nord/LB geht davon aus, dass 2019 das Potenzial hat, 2017 als Rekordjahr abzulösen und gar auf 30 Mrd. Euro zu kommen. Vor zwei Jahren waren es 27 Mrd. Euro, 2018 dann 23 Mrd. Euro.Im vergangenen Turnus war das vierte Quartal das höchste des Jahres gewesen. Damit sei im laufenden Jahr nicht unbedingt zu rechnen, da nach dem hohen Volumen in den ersten neun Monaten die weitere Finanzierungsnachfrage der Unternehmen nun mehrheitlich nicht mehr so ausgeprägt sein dürfte, sagt Barbara Ambrus von der LBBW. Den Vogel abgeschossen hat dieses Jahr die Platzierung von ZF Friedrichshafen für die teilweise Ausfinanzierung der Übernahme des Nutzfahrzeugbremsenherstellers Wabco. Mit einem Volumen von 2,1 Mrd. Euro handelt es sich nach der ZF-Transaktion 2015 um die bislang größte Transaktion. Zu dem im historischen Vergleich hohen Niveau sollte laut Ambrus auch beitragen, dass der Schuldscheinmarkt “hinsichtlich Pricing und aufgrund seiner flexiblen Bedingungen” für Unternehmen attraktiv bleibe. Gleichzeitig ist der Anlagedruck von institutionellen Anlegern hoch, so dass es von Seiten der Nachfrage nach wie vor reges Interesse gebe.Am Corporate-Schuldscheindarlehensmarkt gab es im dritten Quartal laut LBBW ein Neuemissionsvolumen von 7,4 Mrd. Euro. Dies entspreche in etwa dem hohen Niveau der gleichen Vorjahreszeit. Die Zahl von 35 Transaktionen lag zwar etwas unter dem Vorjahr, aber deutlich über dem Durchschnitt. Mit einem Anteil von rund zwei Dritteln waren Schuldscheine mittlerer Laufzeit, also fünf bis sieben Jahre, laut LBBW wieder am stärksten vertreten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen begaben ein Volumen, zum Teil in mehreren Tranchen, das unter 200 Mill. Euro lag, was einem Volumenanteil von 27 % des Marktes entsprach. Mehr als 500 Mill. Euro erreichten drei Unternehmen und bestritten damit etwa ein Drittel des Marktes. Dazu gehörten Porsche – mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro – und der größte Schuldschein eines Immobilienkonzerns – Berliner Gewobag mit 700 Mill. Euro.Martin Strohmeier von der Nord/LB meldet ein Quartalsvolumen von 8 Mrd. Euro, womit 2019 bereits Darlehen von 24 Mrd. Euro emittiert worden seien. Es sei Marktstandard geworden, dass Deals mit “Zinsfloor” ausgestattet würden. Die Spreads von Schuldscheinen wiesen niedrigere Werte auf als Emissionen derselben Unternehmen am Bondmarkt.