Zuversicht statt German Angst (7)Webhoster

Rechenzentren sind für Ionos „ein großer Posten“

Der Webhoster Ionos geht davon aus, dass die überwiegend mittelständische deutsche Kundenbasis beim Wachstum im Konzern auch künftig gut mithält. Der Umsatzzuwachs soll im kommenden Jahr 10 Prozent betragen.

Rechenzentren sind für Ionos „ein großer Posten“

„Rechenzentren sind ein großer Posten“

Hosting-Anbieter Ionos sieht Standort als „wichtiges Alleinstellungsmerkmal“ – Heimische Kunden halten beim Wachstum mit

Der Webhoster Ionos geht davon aus, dass die überwiegend mittelständische deutsche Kundenbasis beim Wachstum im Konzern auch künftig gut mithält. Der Umsatzzuwachs soll im kommenden Jahr 10 Prozent betragen.

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Trotz der insgesamt angeschlagenen Konjunktur in Deutschland ist der Webhoster Ionos für die Geschäftsentwicklung im Heimatmarkt positiv gestimmt. „Gut die Hälfte unserer Kunden – 51% beziehungsweise zum 30. September 3,21 Millionen – kommt aus Deutschland“, so Finanzchefin Britta Schmitt gegenüber der Börsen-Zeitung. Sie gehe davon aus, „dass dieser Anteil konstant bleibt und wir auch in Deutschland weiter wachsen“. Im laufenden Jahr strebt Ionos, die mehrheitlich (63,8%) zu United Internet gehört, einen Umsatz von rund 1,55 Mrd. Euro an, was einem Plus von 9% entspräche. 2025 soll sich die Dynamik noch etwas beschleunigen, mit einem Zuwachs von 10%.

Im dritten Quartal hatte das Umsatzwachstum insgesamt angezogen, auf 11,4%. Der Anstieg des operativen Ergebnisses vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) konnte mit 10,4% nicht ganz Schritt halten, so dass von einem Quartalsumsatz von 390 Mill. Euro dann 119 Mill. Euro operativ hängen blieben, was Ionos allerdings auch auf Marketingaufwand zurückführt. Die Basis für unser Wachstum„bleiben weiterhin Hosting- und Produktivitätslösungen“.

Daneben sollen allerdings auch „KI-basierte Produkte wichtige Treiber unseres Wachstums werden.“ KI und geringere Marketingaufwendungen im Verhältnis zum Umsatz sowie ein „Ergebnisbeitrag aus dem Cloud-Geschäft, das wir bisher aktiv auf ‚sich selbst tragend‘ steuern“ sollen die operative Marge (Ebitda) im kommenden Jahr auf 30% heben, wo sie sich mittelfristig halten soll.

Breite Aufstellung

Schmitt betrachtet die breite Aufstellung des Unternehmens vom „Freelancer über Kleinstunternehmen bis zur öffentlichen Verwaltung“ als Vorteil und insbesondere auch den „Standort Deutschland“ als wichtiges „Alleinstellungsmerkmal“, gerade auch im Mittelstand. „Immer mehr Mittelständler erkennen, wie wichtig das Thema digitale Souveränität ist – hier ist der Ausgang der Wahlen in den USA ein weiterer Weckruf“, betont die Managerin.

Die Investitionen sind im softwarebasierten Geschäft des Webhosters derzeit kein großer Posten. Sie machen aktuell „rund 4,9% unseres Umsatzes aus“. Abgesehen von Server-Infrastruktur sind „natürlich unsere Rechenzentren ein großer Posten“, so Schmitt. „Hier gibt es sicherlich noch Optimierungspotenzial“, sagt sie mit Blick auf die Rahmenbedingungen wie Energiekosten, Immobilienpreise und Finanzierungskosten. „Alle Cloud-Provider sind auf wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen wie schnelle und unbürokratische Genehmigungsverfahren für den Bau von Rechenzentren und international konkurrenzfähige Strompreise angewiesen.“ Ionos hat derzeit aber noch die Möglichkeit, dass „wir kurzfristiges Wachstum über Colocation-Verträge abbilden und schnell skalieren“ können.

Cloud etwas schwächer

Das Unternehmen rechnet im Kerngeschäft „Webpresence & Productivity“ im laufenden Jahr mit einem Umsatzanstieg um 11 bis 12%. Die Cloud-Sparte, die per Ende September 11% vom Konzernerlös ausmachte, sollte ursprünglich deutlich stärker, nämlich 15 bis 17% zulegen. Davon ist Ionos zuletzt abgerückt und rechnet jetzt mit einem Plus von 13%. „Gerade bei größeren Cloud-Projekten, die teilweise individuelle Lösungen benötigen, macht sich das Umsatzwachstum oft erst im zweiten Jahr bemerkbar“, erklärt Schmitt.

Grundsätzlich wächst der Markt mit Sieben-Meilen-Stiefeln. Den größten Anteil hat die Public Cloud, Private Clouds tun sich aufgrund hoher Kosten schwerer. Gartner zufolge sollen die globalen Ausgaben für Public-Cloud-Infrastruktur und -Services im kommenden Jahr 21,% wachsen nach einem Plus von 19,2% in diesem Jahr. Der Aktienkurs der seit Frühjahr 2023 börsennotierten Ionos ist seit einem Hoch bei 29,70 Euro im Juli um fast ein Viertel gefallen. Die Titel, die zu 18,50 Euro platziert worden waren, glitten in den globalen Abschwung, der die Börsen weltweit Ende Juli und Anfang August durchrüttelte.

Wettbewerb um Talente

Finanzinvestor Warburg Pincus hatte zudem im September ein weiteres Aktienpaket von 7 Millionen Stücken verkauft und damit seinen Anteil auf 16,2% reduziert. Die Finanzchefin zeigt sich mit dem Kursverlauf „insgesamt zufrieden“, da sich die Aktie übers Jahr besser entwickelt habe „als nahezu alle relevanten Indizes“. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von über 30% zu Buche. Der Anstieg des Free Float auf knapp unter 20% werden sich „in Zukunft sicher positiv auswirken“.

Während viele Unternehmen in Deutschland über Fachkräftemangel klagen, hebt die Managerin hervor, dass es „viele qualifizierte IT-Fachkräfte“ gibt. „Natürlich stehen wir mit anderen Firmen im Wettbewerb um die besten Talente. Als solides, börsennotiertes Unternehmen sind wir aber ein attraktiver Arbeitgeber.“ Der konkrete Standort im Land spielt aus ihrer Sicht auch eine „große Rolle beim Gewinn von Talenten“. Die gute Anbindung der Hauptstandorte Karlsruhe und Berlin sei daher ein weiterer Vorteil.


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