Reedern steht das Wasser bis zum Hals
m. Hamburg – Neun von zehn Reedern erwarten das baldige Aus für zahlreiche Konkurrenten: Dies erbrachte eine aktuelle Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC unter 100 maritimen Entscheidern. Hinsichtlich der weiteren Marktentwicklung überwiege weiterhin die Skepsis, sagte Claus Brandt, Leiter des maritimen Kompetenzzentrums von PwC.Die Auslastung der Flotten stagniere mit 71 % auf einem niedrigen Niveau. 56 % der Befragten erwarten weiterhin stagnierende oder rückläufige Umsätze. Beim derzeitigen Frachtratenniveau würden zudem kaum die Treibstoffkosten eingespielt. Das Tonnageangebot bei Schiffen werde sich im laufenden Jahr um “7 bis 8 %” ausweiten, während die Nachfrage wohl nur um “5 bis 6 %” anziehe.Eine Konsolidierung, so Brandt, erscheine deshalb unvermeidlich. Diese könne über Fusionen laufen. Aus der Krise könnten jedoch auch Kooperations- oder Plattformstrategien führen, durch die die Kapazitäten besser ausgenutzt werden könnten. So könnten etwa Schiffe gemeinsam bereedert oder befrachtet werden. Eine bessere Kapazitätssteuerung sei auch über “Plattformstrategien” möglich. Hier etablierten mehrere Reeder ein Gemeinschaftsunternehmen, das mit neuem Eigenkapital ausgestattet Schiffe erwerbe und diese dann im Auftrag der Gesellschafter auch betreibe.Solche Gemeinschaftslösungen kämen erst jetzt stärker in Schwung, nachdem sich Hoffnungen auf eine baldige Markterholung auf Seiten der Reeder zerschlagen hätten. Solche Überlegungen habe es schon früher gegeben. Aber jetzt werde gehandelt, sagte Brandt. Wichtiger Schritt nach vornEr hält Kooperationen für einen “wichtigen Schritt nach vorn”. Brandt bezweifelt allerdings, dass die Wettbewerbsbehörden für die kürzlich von den drei weltgrößten Reedereien Mærsk Line, MSC und CMA CGM angekündigte “P 3” Mega-Allianz grünes Licht geben werden. Falls es hier zu einer gemeinsamen Preisstellung käme, hätten diese Pläne keine Realisierungschance. Solche “Slot Charter Agreements” habe es schon früher gegeben. Aber da habe jeder Reeder mit eigenen Preisen operiert. Brand geht andererseits davon aus, dass die Tür für eine Fusion von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd “nicht ewig und immer” geschlossen bleibe.Finanzierungen seien unverändertein gewaltiger Engpassfaktor. Die Banken fordern inzwischen bei Finanzierungen Eigenkapitalanteile von 44,1 %. Vor Beginn der inzwischen fünfjährigen Krise war eine Schiffsfinanzierung noch typischerweise aus 30 % Eigenkapital und 70 % komponiert. Vor allem mit Neubauaufträgen in China, Korea oder Japan stellen die dortigen Werften inzwischen auch Finanzierungen zur Verfügung.Die gefallenen Schiffspreise hätten inzwischen viele Investoren auf den Plan gerufen. Hier würden keineswegs nur “Asset Plays” gespielt, bei denen nach einem billigen Einkauf nach der ersten Marktstabilisierung ein schneller Exit folge. In der Schifffahrt müsse man langfristig denken, unterstrich Brandt. Diese Investoren engagierten sich auch operativ in Bereederungsgesellschaften.Trotz der schwierigen Marktverhältnisse zwingen die Liquiditätsnöte viele Reeder zu Notverkäufen. Brand geht deshalb davon aus, dass die Flotten kleiner werden. Weniger Schiffe bedeute auch weniger Beschäftigung. Dies strahle auch auf die Häfen aus.