Regierung spricht von schlimmem Vorfall
ge Berlin – Die Manipulation von Abgaswerten in den USA hat die Politik auch hierzulande aufgeschreckt. “Wir stehen vor einem Fall von eklatanter Verbrauchertäuschung und Umweltschädigung”, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth gestern in Berlin. Er erwarte, dass VW lückenlos offenlegt, wie und in welchem Ausmaß diese Manipulationen stattgefunden haben. Darüber hinaus sehe er alle deutschen Automobilhersteller in der Pflicht, aufzuklären, ob auch die Abgaswerte anderer Pkw-Modelle in dieser oder ähnlicher Weise manipuliert wurden oder werden.Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sprach von einem “schlimmen Vorfall”. Der Vizekanzler erwartet jedoch keinen nachhaltigen Schaden für die deutsche Industrie insgesamt. Natürlich gebe es Sorge, dass der berechtigte, exzellente Ruf der deutschen Automobilindustrie und vor allem von Volkswagen darunter leidet: “Ich bin aber sicher, dass das Unternehmen schnell und restlos den Fall aufklären und die denkbar eingetreten Schäden wieder gut machen wird.” Der Fall sei aber nicht typisch. “Der Begriff ,Made in Germany` ist weltweit ein Qualitätsbegriff.” Deshalb müsse VW schnell aufklären. “Aber ich glaube nicht, dass das ein dauerhafter und prinzipieller Schaden für die deutsche Industrie ist.” Auch Verkehrsminister Alexander Dobrindt schaltete sich ein und will sämtliche Diesel-Modelle von VW auf dem deutschen Markt überprüfen lassen. Dies habe der CSU-Politiker VW-Chef Martin Winterkorn in einem Gespräch angekündigt, erklärte sein Ministerium. Dobrindt will NachprüfungenEr werde das Kraftfahrt-Bundesamt anweisen, bei den VW-Dieselmodellen “jetzt umgehend strenge spezifische Nachprüfungen durch unabhängige Gutachter zu veranlassen”. Winterkorn habe für die Tests seine “absolute Unterstützung” zugesagt.Flasbarth nahm die Manipulationen zum Anlass, eine schnelle und deutliche Reduktion der Emissionen von Diesel-Pkw zu fordern – “nur so kann der Diesel-Pkw mit Blick auf die Schadstoffemissionen zukunftsfähig sein”. Mit den im Mai auf EU-Ebene beschlossenen “real-driving emissions”-Prüfverfahren würden Schadstoffemissionen bei der Typgenehmigung neuer Fahrzeuge auch beim normalen Fahren auf der Straße gemessen – was für die Industrie deutlich schärfere Vorgaben bedeutet.