Rekorde für französische Aktienrückkaufprogramme in Sicht
Rekorde für französische Aktienrückkäufe in Sicht
Bislang steigern CAC-40-Konzerne ihre Ergebnisse – Autohersteller profitieren von Nachholeffekt
wü Paris
Frankreichs Börsenschwergewichte sind auf dem besten Wege zu Rekorden – sowohl mit ihren Ergebnissen im ersten Halbjahr als auch mit den Aktienrückkaufprogrammen. Ein Großteil der CAC-40-Konzerne hat die Bilanzen der ersten sechs Monate bereits veröffentlicht und damit oftmals die Erwartungen übertroffen. Dabei hatte zu Beginn des Jahres so mancher Investor befürchtet, dass sich das erhöhte Rezessionsrisiko, Inflation und Energiekrise in den Ergebnissen widerspiegeln würden.
Doch bisher hat all das noch keine negativen Spuren hinterlassen. Im Gegenteil. So sind die kumulierten Nettoergebnisse der 33 Unternehmen aus dem französischen Leitindex, die bis zum 28. Juli ihre Halbjahresbilanzen veröffentlicht haben, nach Berechnungen von AFP im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11% auf mehr als 71 Mrd. Euro gestiegen. Die Umsätze haben nach Angaben der Nachrichtenagentur um 4% auf mehr als 750 Mrd. Euro zugelegt. Darin nicht berücksichtigt sind Alstom und Pernod Ricard, die ein versetztes Geschäftsjahr haben, sowie der Medienkonzern Vivendi, der kürzlich im CAC 40 durch Edenred ersetzt wurde.
Inzwischen hat mit Legrand am Montag ein weiteres CAC-40-Mitglied seine Ergebnisse vorgelegt. Der Elektrotechnikkonzern konnte den Umsatz um 4,9% auf 4,29 Mrd. Euro steigern. Das Nettoergebnis legte 18,8% auf 651 Mill. Euro zu. Legrand hat jetzt die Prognose angehoben, allerdings musste der Konzern in Europa und den USA Umsatzrückgänge hinnehmen. Dabei profitierten andere in den Vereinigten Staaten vertretene Gruppen wie Saint-Gobain und Schneider Electric von den durch den Inflation Reduction Act angekurbelten Anstrengungen, Energie zu sparen und Infrastrukturen sowie Industrieanlagen entsprechend zu renovieren.
Besser als gedacht lief es für die Nahrungsmittelbranche und den Einzelhandel, abgesehen von dem im SBF120 gelisteten, stark verschuldeten Supermarktkettenbetreiber Casino. Nachdem das Handelsgericht Paris Ende Mai ein Schlichtungsverfahren eingeleitet hat, soll er nun von Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky und dem Investor Marc Ladreit de Lacharrière übernommen werden. Das könnte zu einer weiteren Konsolidierung der Branche in Frankreich führen. Davon profitieren könnte der heimische Wettbewerber Carrefour, der bereits im ersten Halbjahr in seinem Heimatmarkt, aber auch weltweit mehr verkaufen konnte.
Ehrgeizige Programme
Einige Analysten fragen sich jedoch inzwischen, ob die positive Entwicklung der CAC-40-Konzerne anhalten wird. Bisher konnten sie den durch die Inflation verursachten Anstieg ihrer Kosten durch Preiserhöhungen weitergeben. Damit fortzufahren könnte jedoch schwierig werden, warnen Experten wie Béatrice Hautefort vom Fintech Scalens. Es werde schwierig, neue Preiserhöhungen zu rechtfertigen, während Rohstoff- und Energiepreise gesunken seien, meint auch Matthias Desmarais von Oddo BHF.
Zudem bekommen einige Unternehmen bereits zu spüren, dass sich die Nachfrage abschwächt, gerade in den USA. Das machte sich etwa für Rémy Cointreau und die Spirituosensparte von LVMH bemerkbar. Die Automobilbranche wiederum profitierte in der ersten Jahreshälfte von einem Nachholeffekt nach den Lieferschwierigkeiten des letzten Jahres, so dass selbst Renault wieder gute Ergebnisse verbuchte. Mittlerweile rechnen jedoch alle Autobauer mit einem Preiskrieg.
Viele CAC-40-Unternehmen nutzten die Veröffentlichung der Bilanzen jetzt dafür, neue, teilweise sehr ehrgeizige Aktienrückkaufprogramme anzukündigen. So bestätigte BNP Paribas, in diesem Jahr eine zweite Tranche über 2,5 Mrd. Euro lancieren zu wollen, und Total Energies kündigte an, im dritten Quartal 2 Mrd. Dollar für Aktienrückkäufe auszugeben. Safran stellt 1 Mrd. Euro dafür zur Verfügung, EssilorLuxottica 600 Mill. Euro und Euronext 200 Mill. Euro.
Die effektiven Aktienrückkäufe hielten sich seit Beginn des Jahres auf einem Rekordrhythmus, sagt Cédric Richard von Natixis. Ende Juni beliefen sie sich auf 14,4 Mrd. Euro – so viel wie letztes Jahr zum selben Zeitpunkt verbucht wurde. Berücksichtigt man die jüngsten Ankündigungen, könnten die Rückkäufe im Gesamtjahr 25 Mrd. Euro erreichen.