Rekorde in der Start-up-Finanzierung

EY: Wachstum in Software & Analytics überholt E-Commerce - Insgesamt 4,6 Mrd. Euro - Auto1 fährt vor

Rekorde in der Start-up-Finanzierung

wb Frankfurt – Paukenschlag im neuen Jahr: Die Berliner Smartphone-Bank N26 hat eine Finanzierungsrunde über 260 Mill. Euro bekannt gegeben und wird nach eigenen Angaben nun mit 2,3 Mrd. Euro bewertet. Ein “Einhorn” mehr. Deutsche Start-ups haben im alten Jahr so viel Geld wie nie zuvor erhalten. Alles in allem 4,6 Mrd. Euro wurden 2018 Jungunternehmen investiert, das sind 7 % mehr als zuvor. Auch die Zahl der Investitionen erreichte mit 615 einen Höchststand, im Vorjahr wurden 507 gezählt. Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden nur Unternehmen, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt. Neben Risikokapitalinvestitionen werden auch Mittelzuflüsse aus Börsengängen und Initial Coin Offerings (ICOs) berücksichtigt.Im alten Jahr gab es erneut sechs Großtransaktionen mit einem Volumen von mehr als 100 Mill. Euro: Auto1, Europas höchstbewertetes Start-up mit 460 Mill. Euro, das Hamburger Bekleidungs-Start-up About You mit 264 Mill., den Börsengang von Home24 (172 Mill.), das Reisevergleichsportal Go Euro (132 Mill. Euro), auch schon N26 mit ebenfalls 132 Mill. sowie Westwing mit dem IPO (132 Mill. Euro). Während auch bei Investments über 50 Mill. Euro nur ein leichtes Wachstum auf sieben registriert wird, stieg die Zahl mittelgroßer Deals (10 Mill. bis 50 Mill. Euro) um nahezu die Hälfte auf 80.Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe ermöglichen es Start-ups, ihr Geschäftsmodell zu skalieren und zu internationalisieren, sagt Peter Lennartz, Partner von EY: “Diese Entwicklung ist umso erfreulicher, als viele dieser Finanzierungen sowohl von namhaften internationalen Investoren als auch von den Venture-Capital-Armen bekannter Corporates durchgeführt werden. Damit sind in Zukunft weitere Finanzierungsrunden und weiteres Wachstum bei diesen Start-ups wahrscheinlich.” Dass zunehmend junge Wachstumsunternehmen auch außerhalb Berlins hohe Millionensummen erhalten, sei ein positives Signal für den Standort Deutschland. Mehr als verdoppeltZwar floss 2018 erneut das meiste Geld in E-Commerce, doch ging die Gesamtsumme um 12 % auf 1,64 Mrd. Euro zurück. Der Anteil dieses Segments am gesamten Finanzierungsvolumen schrumpfte von 42 auf 35 %. Einen starken Anstieg gibt es hingegen für Software & Analytics. Darunter werden Geschäftsmodelle in künstlicher Intelligenz, Blockchain, Virtual und Augmented Reality ebenso gefasst wie Start-ups, die sich in Cloud Computing, Cyber oder Analytics tummeln. Die Investitionssumme wurde hier auf 670 Mill. Euro mehr als verdoppelt, die Zahl der Finanzierungen stieg fast ebenso stark auf 148. Damit verlor E-Commerce, dem 101 Deals zugeordnet werden, der Zahl nach den Spitzenplatz im Branchenvergleich.Kräftig gestiegen ist das Finanzierungsvolumen von Fintechs (um 22 % auf 659 Mill. Euro), Mobilitätsanbietern (um 45 % auf 427 Mill. Euro) und für Proptech, also Technologie in der Immobilienwirtschaft (um 204 % auf 184 Mill. Euro). Gesunken sind hingegen Investments in Gesundheit um 39 % auf 316 Mill. Euro und in junge Medienunternehmen – um 75 % auf 73 Mill. Euro.Erstmals sind 2018 ICOs signifikant als neue Finanzierungsform in Erscheinung getreten – trotz kritischer Stimmen. Insgesamt nahmen deutsche Start-ups im vergangenen Jahr bei 22 ICOs 255 Mill. Euro ein. Die Tendenz ist allerdings stark fallend: Nach 13 ICOs im ersten Halbjahr, die 205 Mill. Euro einbrachten, wurden in der zweiten Hälfte nur noch neun Deals im Volumen von lediglich 49 Mill. Euro registriert.Mehrere Start-ups schafften den Sprung aufs Parkett. Die größte drei nahmen mit Börsengängen insgesamt 331 Mill. Euro ein: Home24, Westwing und Marley Spoon, die in Australien an den Kapitalmarkt ging. Hinzu kamen etwa Creditshelf und Capsensixx. 2017 wurden vier Start-up-Börsengänge gezählt, bei denen 794 Mill. Euro zuflossen.