Venture Capital

Rekordsumme an "Dry Powder" in Europas VC-Szene erwartet

Die Kassen europäischer Wagniskapitalgeber werden laut einer Analyse immer voller. Start-ups mit dringendem Kapitalbedarf bringt das trotzdem derzeit herzlich wenig.

Rekordsumme an "Dry Powder" in Europas VC-Szene erwartet

Rekordsumme an “Dry Powder” in Europas VC-Szene erwartet

Pitchbook: Investoren sitzen 2023 auf 45 Mrd. Euro

Europäische Wagniskapitalgeber werden laut einer Pitchbook-Analyse in diesem Jahr auf so vollen Kassen sitzen wie nie zuvor. Der US-Datenanbieter beziffert die Summe an sogenanntem Dry Powder, also an bereits eingesammeltem aber noch nicht investiertem Kapital, auf 45 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr waren kumuliert gut 43 Mrd. Euro in der Region zusammengekommen.

Grund für den Anstieg seien die anhaltend starken Fundraising-Aktivitäten der Investoren bei gleichzeitig vorsichtiger Bereitstellung der Mittel für Start-ups. Bis Ende Mai haben VCs in Europa laut der Analyse 6,8 Mrd. Euro bei professionellen Anlegern eingesammelt. Trotz Zinsanstieg sei das eine ähnliche Entwicklung wie in den vergangenen drei Jahren und ein “ermutigendes” Zeichen, so die Autoren. Dabei erwarten die Experten, dass es im zweiten Halbjahr noch zu einer Beschleunigung der Fundraising-Aktivitäten kommt. Erst zu Wochenbeginn meldete der auf Lerntechnologien spezialisierte Risikoinvestor Brighteye Ventures den Vollzug des finalen Closings eines zweiten Fonds im Volumen von 100 Mill. Euro.

Die Investoren tun sich jedoch nach wie vor schwer damit, die Gelder auch zu verteilen. In den ersten drei Monaten ging das VC-Dealvolumen in Europa gegenüber dem Vorquartal um fast ein Drittel zurück. “Mit dem Zinsanstieg ist das Kapital nicht mehr so üppig vorhanden und Wagniskapitalinvestoren ist daran gelegen, etwas von dem trockenen Pulver zur Finanzierung der Runways zu behalten”, heißt es in der Analyse. Mit Runway ist die Zeitspanne gemeint, die ein Start-up hat, bevor ihm das Geld ausgeht.

Die Zurückhaltung der Investoren dürfte laut Pitchbook denn auch noch eine Weile anhalten. Start-ups könnten sich dadurch weiter gezwungen sehen, stärker auf Profitabilität denn auf bloßes Wachstum zu achten. Viele Jungunternehmen in Deutschland haben bereits in den vergangenen Monaten Entlassungsrunden angekündigt, teils sogar mehrfach. Dazu zählen unter anderem Taxfix, Coachhub, McMakler, Foodspring, Wefox und Tier Mobility. Auf der anderen Seite hat eine Bitkom-Umfrage Anfang Juni ergeben, dass ein Großteil der deutschen Tech-Start-ups plant, noch in diesem Jahr wieder Personal aufzubauen.

kro Frankfurt
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