Börsengänge

Renk-Börsengang verzögert sich überraschend

Der Startsschuss für das IPO des Panzergetriebeherstellers Renk war am Kapitalmarkt fest für den Montagmorgen erwartet worden. Doch das Unternehmen aus Augsburg ist die Intention to Float zunächst schuldig geblieben.

Renk-Börsengang verzögert sich überraschend

Renk-IPO verzögert sich überraschend

Fest erwartete Intention to Float des Panzergetriebeherstellers bleibt aus – Finanzinvestor Triton hält sich bedeckt – Birkenstock kommt an die Wall Street

cru Frankfurt

Der Börsengang von Renk verzögert sich überraschend. Der Startschuss für das IPO des Panzergetriebeherstellers war am Kapitalmarkt fest für den Montagmorgen erwartet worden. Doch das Unternehmen aus Augsburg ist die Intention to Float zunächst schuldig geblieben. Eine Erklärung dafür gab es weder bei Renk selbst noch beim Eigentümer, dem Finanzinvestor Triton. Auch die mit dem Börsengang betrauten Investmentbanken Citi, Deutsche Bank und J.P. Morgan gaben keinen Kommentar.

Offen bleibt damit zunächst, ob es sich um eine rein technisch bedingte Verzögerung handelt – oder ob das fragile Marktumfeld noch weiter beobachtet werden soll, bevor die endgültige Entscheidung für den Startschuss fällt. Schließlich steht am Donnerstag eine Zinsentscheidung der EZB an, die dem Aktienmarkt eine neue Richtung geben könnte.

Dabei hat Renk eigentlich eher Rückenwind für das geplante Debüt. In der vergangenen Woche hatte am Mittwoch (6. September) der Medikamentenverpackungshersteller Schott Pharma, eine Tochter des Mainzer Spezialglaskonzerns Schott, die Intention to Float veröffentlicht. Bei dem IPO werden nur bestehende Aktien angeboten, und es wird ein Free Float zwischen 25 und 30% angestrebt – bei einer Gesamtbewertung von bis zu 4 Mrd. Euro. Das wäre dann das 15-Fache des erwarteten operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2024. Das Wachstum des Börsenkandidaten Renk hatte sich zuletzt beschleunigt. Der Hersteller von Antriebs- und Fahrwerktechnik für zivile und militärische Einsätze, die unter anderem im Leopard-Panzer verbaut ist, meldete für die erste Jahreshälfte einen Umsatzanstieg um knapp 8% auf 410 Mill. Euro. Die Profitabilität gab jedoch leicht nach: Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) betrug im Halbjahr 15,4 (i.V. 15,7)%.

Der Finanzinvestor Triton hatte Renk 2020 von Volkswagen übernommen. Zuvor hatte das 150 Jahre alte Unternehmen 90 Jahre lang zum MAN-Konzern gehört und war bis Februar 2021 fast 100 Jahre lang schon einmal börsennotiert. Investmentbanken schätzen den Wert von Renk auf 2,5 bis 3 Mrd. Euro. Triton hatte das Unternehmen vor drei Jahren für rund 700 Mill. Euro gekauft. „Selbst bei einem kräftigen Preisabschlag auf börsennotierte Wettbewerber würde Triton also einen guten Schnitt machen“, sagte ein Equity-Capital-Markets-Banker.

Auch aus den USA kommt Rückenwind von mehreren IPOs. Der Sandalenhersteller Birkenstock will in dieser Woche sein geplantes Börsendebüt offiziell bei der US-Börsenaufsicht SEC anmelden und vier Wochen später in den Handel an der New Yorker Börse Nyse starten. Begleitet wird der Börsengang des deutschen Unternehmens an der Wall Street von Goldman Sachs und J.P. Morgan. Im Zuge des Börsengangs sollen voraussichtlich 10 bis 15% der Anteile verkauft werden zu einer Gesamtbewertung von mindestens 8 Mrd. Dollar. Die Birkenstock-Gründerfamilie hatte 2021 die Mehrheit des Unternehmens mit Sitz in Linz am Rhein an die US-Private-Equity-Gesellschaft L Catterton verkauft. Rund 65% liegen seither bei dem Finanzinvestor, etwa 20% hält Bernard Arnault, der Gründer des Luxuskonzerns LVMH und Miteigentümer von L Catterton, über sein Vehikel Agache. Im Zuge des Börsengangs könnten die Eigner Aktien anteilig abgeben. Es sei aber auch möglich, dass Agache seine Position stärke, indem es weniger Aktien und L Catterton mehr verkaufe.

Hinzu kommen noch gleich vier laufende Tech-IPOs. Die Bücher des britischen Chipdesigners Arm aus dem Portfolio des japanischen Technologieinvestors Softbank sind sechsfach überzeichnet. Das Unternehmen erwägt nun, die Preisspanne für die Zeichnung der Aktien anzuheben. Dann würde der Börsenwert noch mehr als die bisher angepeilten 52 Mrd. Dollar betragen. Derweil strebt der Lebensmittel-Lieferdienst Instacart bei seinem Börsengang eine Bewertung zwischen 8,6 Mrd. und 9,3 Mrd. Dollar an. Die Bewertungsspanne sollte in einem aktualisierten IPO-Antrag am Montag bekannt gegeben werden. Das in San Francisco ansässige Start-up lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die angestrebte Bewertung wäre ein starker Rückgang gegenüber der Bewertung des Unternehmens von 39 Mrd. Dollar im Jahr 2021.

Am deutschen IPO-Markt herrschte im Vergleich zu den USA in den vergangenen zwölf Monaten weitgehend Flaute. Nur die Porsche AG, die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos und die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera wagten einen Börsengang. Auch in ganz Europa kamen 2023 bisher nur zwölf Unternehmen an die Börse, deren Kurse im Schnitt seit dem IPO um 3% nachgaben. Die Funktion als Eisbrecher für den IPO-Markt wird nun von Schott Pharma erhofft.

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