Renk rüstet sich für einen Börsengang
Renk rüstet sich für einen Börsengang
Augsburger Panzergetriebehersteller bereitet mit Finanzinvestor Triton nächsten Schritt für Wachstum vor
jh München
Der Panzergetriebehersteller Renk macht sich fit für den Kapitalmarkt. Schon vor gut vier Monaten hatte das Augsburger Unternehmen mitgeteilt, einen Börsengang zu erwägen. „Wir bereiten diese Option vor“, sagte Susanne Wiegand, die Vorsitzende der Geschäftsführung, jetzt im Club Wirtschaftspresse München.
Die Marktchancen für einen solchen Schritt sind aus ihrer Sicht günstig. Seit der „Zeitenwende“ mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wird die Rüstungsindustrie an der Börse höher bewertet. So stieg zum Beispiel der Aktienkurs von Rheinmetall seit Februar 2022 auf das Zweieinhalbfache.
Schon früher börsennotiert
„Wir machen uns mit Triton Gedanken über die nächsten Schritte für Wachstum“, berichtete die Unternehmenschefin. Der Finanzinvestor Triton hatte Renk 2020 von Volkswagen übernommen. Zuvor hatte das 150 Jahre alte Unternehmen 90 Jahre lang zum MAN-Konzern gehört und war bis Februar 2021 fast 100 Jahre lang schon einmal börsennotiert.
Wegen der Schulden als Folge des Triton-Kaufs seien die Möglichkeiten von Renk für Wachstum begrenzt, fügte Wiegand hinzu. „In unseren Ideen sind wir aber nicht begrenzt.“ Seit 2019 wurden drei kleinere Akquisitionen getätigt.
Finanzchef mit IPO-Erfahrung
Ein Signal für das Anstreben der Börsenreife ist auch die Berufung von Christian Schulz. Seit dem 7. Juni ist der frühere Daimler-und Traton-Manager Finanzchef von Renk. Schulz hatte als Finanzvorstand von Traton im Juni 2019 den Börsengang der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen begleitet. „Er hat frische Erfahrung“, sagte Wiegand über ihren Kollegen in der Geschäftsführung.
Ein Beschluss für einen Börsengang sei bisher allerdings nicht gefallen, betonte sie: „Entschieden hat noch keiner etwas.“ Sie machte jedoch keinen Hehl daraus, dass sie ein Initial Public Offering (IPO) einem Verkauf des Unternehmens an einen Finanz- oder strategischen Investor vorzöge. Es sei für Renk attraktiv, unabhängig zu bleiben, um das Wachstumspotenzial zu nutzen.
“Aufbruchsstimmung”
Das Unternehmen sei inzwischen „deutlich globaler ausgerichtet“, werde digitaler und kundenorientierter, berichtet Wiegand, die 2021 von Rheinmetall zu Renk gewechselt war. Es herrsche eine Aufbruchsstimmung. Renk steigerte den Umsatz zuletzt um 5% – sowohl 2022 auf 849 Mill. Euro als auch im ersten Quartal 2023 auf 194 Mill. Euro. 70% macht die Antriebs- und Steuerungstechnik für gepanzerte Fahrzeuge und Marineschiffe aus, 30% Energietechnik (unter anderem Turbogetriebe für Kompressoren).
Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern stieg im vergangenen Jahr auf 17 (i.V. 14)%. Den Auftragsbestand beziffert Wiegand auf 3,9 Mrd. Euro einschließlich Rahmenverträgen. Investmentbanken schätzen den Wert von Renk auf 2,5 bis 3 Mrd. Euro. Triton hatte das Unternehmen vor drei Jahren für rund 700 Mill. Euro gekauft.
Der deutschen Politik wirft Wiegand vor, ihr fehle ein Kompass für die Verteidigungsindustrie. 30 Jahre sei auf diesem Feld wenig geschehen, auch weil mit dem Thema Wahlen nicht zu gewinnen gewesen seien.