Rentschler Biopharma investiert groß in Deutschland
Rentschler investiert groß in Deutschland
Pharma-Auftragsfertiger expandiert am Stammsitz und bekennt sich zum Heimatmarkt
swa Frankfurt
Rentschler Biopharma gibt mit einer Großinvestition am Hauptsitz in Laupheim ein Bekenntnis für den Heimatmarkt ab. Das in der Auftragsentwicklung und -produktion von Medikamenten aktive Familienunternehmen will für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag die Kapazitäten für die Herstellung von Biopharmazeutika ausbauen. Es geht um eine neue Anlage zur Erzeugung von Puffer-Medien, teilt Rentschler mit. Diese Stoffe werden für die Entwicklung von Zellkulturen genutzt.
Größte Einzelinvestition in Deutschland
Für das vor mehr als 150 Jahren gegründete Traditionsunternehmen ist es die bislang größte Einzelinvestition im deutschen Markt − die genaue Summe wird nicht genannt. „Mit dieser Investition bekennen wir uns klar zum Standort Laupheim und setzen auf dessen langfristige Entwicklung als Teil des Biotechnologie-Standorts Deutschland", unterstreicht Rentschler-CEO Benedikt von Braunmühl.
Ein Lob geht auch in Richtung Politik: „Die Unterstützung der Bundes- und Landesregierungen für eine nationale Pharmastrategie ist ein wichtiges Signal für die gesamte Branche. Während unser Schwerpunkt weiterhin auf der Stärkung globaler Partnerschaften liegt, spielt diese Investition in unseren deutschen Standort eine entscheidende Rolle, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und unsere langfristige Wachstumsstrategie voranzutreiben", ergänzt der Manager.
Mit dem Bau der neuen Anlage will Rentschler im Frühjahr 2025 starten, die Fertigstellung und Inbetriebnahme sind Ende 2027 geplant. Es wird ein neues vierstöckiges Gebäude am Stammsitz errichtet und in die bestehende Infrastruktur integriert. Das Unternehmen ist mit 1.400 Mitarbeitenden in Laupheim sowie zwei Standorten in den USA und Großbritannien präsent.
In der Konsolidierung
Rentschler zählt viele große Pharmaunternehmen zu ihren Kunden und unterstützt sie als Contract-Manufacturing-Unternehmen (CDMO) in der Prozessentwicklung und Produktion von Biopharmazeutika. Wettbewerber sind Lonza oder Thermo Fisher. Die CMDO-Branche steckt in einer dynamischen Konsolidierungsphase − nicht nur innerhalb des Sektors. Eine große Übernahme war zuletzt der Kauf des US-Auftragsfertigers Catalent für 16,5 Mrd. Dollar durch Novo Nordisk, womit der dänische Pharmakonzern seine Kapazitäten für die Herstellung des Wirkstoffs seiner Abnehmspritzen ausbaut.
Expansion in den USA
Bei aller Bekenntnis zum deutschen Standort baut Rentschler auch die Kapazitäten im US-Markt aus. Dort hat das Unternehmen im Sommer 2024 im Bundesstaat Massachusetts eine neue Produktionslinie vollständig in Betrieb genommen. Es war nach Angaben des Managements die größte Investition in der Geschichte der in fünfter Generation geführten Firma. Rentschler ist auch im US-Markt fest verankert und war dort im Jahr 2023 an der Entwicklung und Herstellung von fast 25% der von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA neu zugelassenen Biopharmazeutika beteiligt.
Das Unternehmen hatte den Standort Milford in den USA 2019 erworben und seitdem deutlich ausgebaut. Rentschler fokussiert dort auf die Produktion hochkomplexer Moleküle für internationale Kunden. Die von der Gesellschaft als Auftragsfertiger entwickelten und produzierten Biopharmazeutika umfassen eine Vielzahl von Therapien u.a. gegen Krebs, Autoimmunerkrankungen, Erbkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.