Rethmann steigt bei Bahn-Wettbewerber ein
hek Frankfurt – Die Rethmann-Gruppe beteiligt sich mit insgesamt 34 % an dem französischen Verkehrskonzern Transdev. Ein 30-Prozent-Paket erwirbt das westfälische Familienunternehmen für 340 Mill. Euro vom Mischkonzern Veolia. Weitere 4 % erhält Rethmann für die Einbringung der Tochter Rhenus Veniro, in der das Geschäft mit öffentlichem Personennahverkehr in Deutschland gebündelt ist. Die Transaktion soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.Dominierender Anteilseigner von Transdev bleibt Caisse des Dépôts. Das staatliche Finanzinstitut besitzt 66 % des Transdev-Kapitals und mehr als zwei Drittel der Stimmrechte, teilten die beteiligten Unternehmen am Dienstag mit.Transdev bezeichnet sich als globaler Anbieter von integrierten Mobilitätslösungen. Der Konzern befördert laut der Mitteilung täglich elf Millionen Fahrgäste und beschäftigt 82 000 Mitarbeiter. Er kam im vergangenen Jahr auf 6,6 Mrd. Euro Umsatz und war in 20 Ländern vertreten. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 418 Mill. Euro, ein Anstieg um knapp 7 % gegenüber 2016. Der Nettogewinn erreichte 76,6 Mill. Euro nach 67,9 Mill. Euro im Vorjahr. In Deutschland macht Transdev der Deutschen Bahn Konkurrenz als nach eigenen Angaben zweitgrößter Anbieter auf dem hiesigen Eisenbahnmarkt. Transdev erwirtschaftet in Deutschland fast 900 Mill. Euro Umsatz und will das Geschäft ausbauen. Darüber hinaus kündigt das Unternehmen an, die Aktivitäten in Osteuropa zu forcieren.Mit der Transaktion zieht sich Veolia aus dem Transportgeschäft zurück. Im Dezember 2016 hatte der französische Konzern bereits 20 % an Caisse des Dépôts verkauft. Transdev war 2011 mit Veolia Transport fusioniert worden. Die Anteile wurden zunächst je zur Hälfte von Veolia und von Caisse des Dépôts gehalten.Rethmann verfolge mit dem Investment “langfristige Entwicklungsziele”, heißt es in der Mitteilung. Mit dem neuen Gesellschafter werde die Zukunftsstrategie von Transdev beschleunigt und gestärkt. Im elfköpfigen Verwaltungsrat werde Rethmann mit drei Mitgliedern vertreten sein. In FamilienbesitzDie Rethmann-Gruppe befindet sich zu 100 % in Familienbesitz. Das Unternehmen kommt nach eigenen Angaben auf 14,4 Mrd. Euro Jahresumsatz (ohne öffentlich-private Partnerschaften) und 3 Mrd. Euro Eigenkapital. Es halte Anteile an mehr als 50 öffentlich-privaten Gemeinschaftsunternehmen. Zu der Gruppe, die ihren Sitz im westfälischen Selm hat, gehört auch der Entsorgungskonzern Remondis, der sich vor wenigen Tagen den “Grünen Punkt” einverleibt hat (vgl. BZ vom 28. September). Die Rethmann-Tochter Rhenus umfasst das Geschäft mit Logistik und Transport. Rhenus beschäftigt 29 000 Mitarbeiter, der Umsatz wird mit 4,8 Mrd. Euro angegeben. Der Nahverkehrsanbieter Rhenus Veniro betreibt die Moselweinbahn zwischen Bullay und Traben-Trarbach, die Freiberger Muldentalbahn und die Hunsrückbahn, das Straßenbahnnetz im Stadtgebiet von Zwickau und Busverkehre in sieben deutschen Bundesländern. Der Bereich umfasst 2 200 Mitarbeiter, gut 1 600 Busse, 32 Straßenbahnen und acht Regionalzüge.Der Einstieg von Rethmann sei ein wichtiger Baustein für die Umsetzung der neuen Transdev-Strategie zur Integration von Mobilitätslösungen, wird in der Mitteilung versichert. Ludger Rethmann, Vorstandsmitglied der westfälischen Gruppe, zeigte sich überzeugt, dass Klimawandel und digitale Revolution “neue und vielfältige Bedürfnisse für nachhaltige und zeitgemäße Mobilitätslösungen schaffen werden”. Mit der Anteilsübernahme durch Rethmann werde die internationale Ausrichtung von Transdev gestärkt, sagte Eric Lombard, CEO des Hauptanteilseigners Caisse des Dépôts.