Schuldenschnitt

Rettung in Sicht für Erwe Immobilien

Das Immobilienunternehmen Erwe steht vor einem Schulden- und einem Kapitalschnitt. Parallel greift die Familie Ehlerding der Firma mit frischem Geld unter die Arme.

Rettung in Sicht für Erwe Immobilien

Rettung in Sicht für Erwe Immobilien

Bondholder verzichten auf gut 80 Prozent – Familie Ehlerding stützt Unternehmen

hek Frankfurt

Das ums Überleben kämpfende Immobilienunternehmen Erwe hat sich mit dem Vertreter der Anleihegläubiger auf einen Schuldenschnitt verständigt. Parallel schießen nach Firmenangaben „Investoren aus dem Kreis der Großaktionärin“ Geld über eine Kapitalerhöhung ein. Wie in Branchenkreisen bestätigt wird, handelt es sich dabei um die Familie des Hamburger Kaufmanns Karl Ehlerding, die über ihre Investmentgesellschaft Elbstein größter Erwe-Aktionär ist. Die zunächst vorgeschlagene Umwandlung von Schulden in Eigenkapital ist vom Tisch.

Wie Erwe mitteilt, verzichten die Bondholder auf 33 Mill. Euro. Der Nennbetrag der am 10. Dezember 2023 fälligen Schuldverschreibung werde von 40 Mill. auf 7 Mill. Euro herabgesetzt. Damit verzichten die Geldgeber auf 82,5% ihrer Forderung. Ursprünglich wollte Erwe die Anleihe in neue Aktien tauschen, aber die Gläubiger lehnten den Debt-to-Equity-Swap mit überwältigender Mehrheit von 99,3% ab. Die Anleihe wurde 2019 emittiert und hat einen Kupon von 7,5%. Größter Bondholder ist Ethenea Independent Investors, bei der der Fondsmanager Luca Pesarini eine prägende Rolle spielt.

Zinsverzicht ab 10. Juni

Des Weiteren sieht die Vereinbarung mit dem gemeinsamen Vertreter der Bondholder einen Zinsverzicht ab 10. Juni 2023 vor. Die an diesem Tag fällige Zinszahlung von 1,5 Mill. Euro soll nun kurz nach der Beschlussfassung der Aktionäre über eine Barkapitalerhöhung erfolgen. Die Rückzahlung des Restvolumens der Schuldverschreibung steht Ende Dezember an. Den Gesamtbetrag von 8,5 Mill. Euro garantiert den Angaben zufolge „ein Investor aus dem Kreis der Großaktionärin“ gesamtschuldnerisch mit dem Unternehmen. Der Schuldenschnitt ist an eine Kapitalherabsetzung samt anschließender Kapitalerhöhung gekoppelt.

Auf der Aktionärsseite dominiert Elbstein mit einem Anteil von 37,3%. Hinter diesem Anlagevehikel steht die Familie Ehlerding, die laut Homepage 75,35% der Aktien hält. Die restlichen 24,65% befinden sich im Streubesitz. Vom bisherigen Erwe-Grundkapital sollen nach dem Kapitalschnitt nur 5% übrig bleiben. Die Kapitalerhöhung umfasst nach Firmenangaben bis zu zwölf Millionen Aktien, die zu je 1 Euro ausgegeben werden.

Verschiedene Investoren aus dem Kreis der Großaktionärin, also Elbstein, hätten Zeichnungsgarantien in Form von Backstop-Verpflichtungen abgegeben. Jeder der Investoren habe zugesagt, einen Teil der neuen Aktien zu erwerben. Die Zeichnungsverpflichtung beziehe sich auf alle zwölf Millionen Stück. Geknüpft ist sie an verschiedene Bedingungen, darunter ein positives Gutachten der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner zur Sanierungsfähigkeit von Erwe.

Offen erscheint bisher, wie sich die beiden anderen Kernaktionäre Rüdiger Weitzel und Axel Harloff positionieren. Sie hätten sich bisher nicht geäußert, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Weitzel ist Alleinvorstand des auf Mischnutzungsimmobilien ausgerichteten Unternehmens. Sein früherer Vorstandskollege Harloff war im vergangenen Herbst aus dem Leitungsgremium ausgeschieden, hatte aber versichert, am über seine Beteiligungsgesellschaft gehaltenen Anteil von rund 25 % an Erwe festzuhalten.

Als Grund für die „äußerst angespannte“ Liquiditätslage nannte Erwe unzureichende Cashflows aus der Vermietung und kurzfristige Fälligkeiten. Die erwirtschafteten Mittel reichten nicht aus, um Personal- und Verwaltungskoten, geplante Investitionen, den laufenden Kapitaldienst und Beraterkosten zu decken.

ESPG will nun verlängern

Derweil ist die European Science Park Group (ESPG) mit ihrem Umtauschangebot an die Bondholder gescheitert. Die Umtauschquote sei nicht ausreichend gewesen, teilt das auf Wissenschaftsparks spezialisierte Unternehmen mit. Stattdessen soll nun eine Gläubigerversammlung beschließen, die Laufzeit der Ende September fälligen Anleihe um drei Jahre zu verlängern, kombiniert mit einer Zinserhöhung von 6,0% auf 9,5% im Jahr. Der Bond hat ein Volumen von 46,6 Mill. Euro. Die geplante Änderung der Anleihebedingungen orientiert sich laut ESPG an dem öffentlichen Umtauschangebot. Ursprünglich wollte die frühere Diok Real Estate die Anleihe im Verhältnis 1:1 in einen neuen Bond mit drei Jahren Laufzeit und 9,5% Zinsen im Jahr tauschen.

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