Mögliche Kooperation

Rheinmetall macht Italienern Avancen

Der Rüstungskonzern Rheinmetall strebt offenbar eine enge Kooperation mit der italienischen Werftengruppe Fincantieri und dem Rüstungsunternehmen Leonardo an. Die Zusammenarbeit könnte womöglich zum Nukleus einer europäischen Konsolidierung werden.

Rheinmetall macht Italienern Avancen

bl/cru Mailand/Frankfurt

Der Rüstungskonzern Rheinmetall strebt offenbar eine enge Kooperation mit der italienischen Werftengruppe Fincantieri und dem Rüstungsunternehmen Leonardo an. Die Zusammenarbeit könnte womöglich zum Nukleus einer europäischen Konsolidierung werden.

Rheinmetall-CEO Armin Papperger hat sich Ende März sowohl mit Italiens Verteidigungsminister Lorenzo Guerini als auch mit den CEOs Alessandro Profumo (Leonardo) und Giuseppe Bono (Fincantieri) getroffen. Der Zeitung „Il Sole 24 Ore“ sagte Papperger, er wolle ein „Netzwerk mit italienischen Unternehmen schaffen. Wir wollen in Italien investieren. Wir sind dort bereits mit fünf Werken vertreten, das wichtigste davon in Rom. Wir haben mit Minister Guerini über die Bedürfnisse des Verteidigungssektors gesprochen und wie wir helfen können. Die italienische Regierung ist sehr an Investitionen interessiert.“

Marine-Zusammenarbeit

Rheinmetall wolle sowohl im Marinebereich als auch im terrestrischen Bereich mit den beiden teilstaatlichen Konzernen zusammenarbeiten. Entsprechende Ge­spräche mit den beiden CEOs seien sehr gut verlaufen. Die Zusammenarbeit könne­ auch auf internationale Ebene ausgeweitet werden, so Papperger. Die Zeitung spekuliert auch über ein Projekt im Marinebereich unter Beteiligung von Thyssenkrupp. Dazu wollte sich Papperger aber nicht äußern und sprach in der Zeitung von „einer Reihe von Möglichkeiten“.

Offenbar hofft Rheinmetall auch auf italienische Aufträge für den Schützenpanzer Lynx. Italien will den von Oto Melara, Fiat und Iveco Defense Vehicles in den achtziger Jahren entwickelten Dardo ab 2025 ausmustern. Dabei müssten die Deutschen Rücksicht auf italienische Interessen etwa bei Iveco nehmen. „Natürlich sind wir interessiert“, sagte Papperger dazu der Zeitung. Angeblich sind die Deutschen darüber hinaus bereit, Leonardo am deutsch-französischen Projekt zur Entwicklung des Kampfpanzers MGCS mitwirken zu lassen.

Die Bemühungen Rheinmetalls dürften auch vor dem Hintergrund von Bemerkungen des neuen italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi erfolgen, der sich kürzlich für eine Verstärkung der deutsch-italienischen Zusammenarbeit in den Bereichen Luftfahrt, Rüstung und Raumfahrt ausgesprochen hatte.

Milliardenkonzern

Leonardo kam 2020 auf einen Umsatz von 13,4 Mrd. Euro, ist zu 30% staatlich und vermeldete einen Nettogewinn von 243 Mill. Euro. Das Unternehmen stellt Hubschrauber her (u.a. Agusta Westland), Flugzeuge, Satelliten, ist in der Elektronik tätig und kooperiert mit einer Vielzahl von Unternehmen.

Fincantieri ist zu 71% staatlich, kam 2020 bei einem Umsatz von 5,2 Mrd. Euro auf einen Verlust von 245 Mill. Euro und produziert Kreuzfahrtschiffe, U-Boote, Fregatten, Spezialschiffe und Fähren. Fincantieri hat ein Joint Venture mit der französischen Naval Group. Ein geplantes Joint Venture mit den französischen Chantiers de l’Atlantique scheiterte kürzlich am Widerstand Frankreichs und der Kartellbehörden.

Thyssen-Sparte im Visier

Vor einigen Jahren hatte Rheinmetall bereits Interesse an der Thyssenkrupp-Kriegsschiffsparte, war aber nicht bereit, den verlangten Preis zu zahlen, und hat inzwischen das Interesse verloren – zumal die Vorgaben der Bundesregierung zumindest den U-Boot-Bereich als strategisch einstufen und somit einen Verkauf ins Ausland ausschließen. Für die Überwasserschiffe gilt die französische Staatswerft Naval Group als Interessent. 2018 hatte Thyssenkrupp die Sparte Marine Systems mit 6000 Beschäftigten, die unter anderem Fregatten und U-Boote herstellt, vom Großanlagenbau abgetrennt und direkt Personalvorstand Oliver Burkhard unterstellt. Der Ex-IG-Metall-NRW-Chef ist in der Politik gut verdrahtet und konnte helfen, neue Rüstungsaufträge wie etwa die von der Bundeswehr benötigten Mehrzweckkampfschiffe im Milliardenwert an Land zu ziehen. Damals wurde erklärt, die Abtrennung von Marine Systems diene nicht der Vorbereitung eines Verkaufs der Kriegsschiffsparte.