Rheinmetall steht vor finanziellem Kraftakt
Rheinmetall steht vor
finanziellem Kraftakt
Wachstumstempo verlangt Konzern viel ab – Interesse an Konsolidierung
ab Düsseldorf
Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine kann sich Rheinmetall vor Rüstungsaufträgen kaum retten. Doch die wiedererstarkte Nachfrage nach Rüstungsgütern muss auch vorfinanziert werden, wie Dagmar Steinert, CFO des Rüstungskonzerns, im Interview erläutert. „Auf der einen Seite muss das Wachstum finanziert werden, das betrifft Kapazitätserweiterungen. Auf der anderen Seite sprechen wir über Fertigung mit durchaus kurzfristigem Bedarf“, erläutert die gelernte Wirtschaftsprüferin.
Mit Investitionen in Sachanlagen von 700 Mill. Euro werde in diesem Jahr vermutlich der Peak erreicht. Ein Teil davon fließt in den Bau der Fabrik in Weeze, wo Rheinmetall im Auftrag von Lockheed Martin und Northrop Grumman das Rumpfmittelteil für den Kampfjet F-35 fertigen wird. Warum die Wahl auf Rheinmetall als Partner fiel? „Das Verteidigungsministerium hat die Beteiligung von deutschen Firmen gefordert“, plaudert Steinert aus dem Nähkästchen.
Riesenauftrag
„Wir bauen das Werk in Weeze nicht nur mit Blick auf die 35 deutschen, sondern auch für alle F-35-Flugzeuge, die außerhalb der USA geliefert werden sollen. Wir erwarten, mindestens 400 Rumpfmittelteile zuzuliefern“, veranschaulicht Steinert die Größenordnung.
Zugleich muss das Vorratsvermögen aufgebaut werden, um lieferfähig zu sein – gerade wenn Aufträge kurzfristig hereinkommen. „Dafür sind wir deutlich in Vorleistung gegangen“, sagt Steinert, die seit Anfang des Jahres das Finanzressort im Vorstand führt.
Hinzu kommt, dass Rheinmetall erst in diesem Sommer die milliardenschwere Übernahme des Munitionsherstellers Expal abgeschlossen hat. Dabei war die Finanzierung der Akquisition mit einer Wandelanleihe eine ihrer ersten Amtshandlungen im Januar. „Aufgrund des Kapitalmarktumfelds haben sich Vorstand und Aufsichtsrat für den schnellen Weg entschieden, zumal wir erwartet haben, dass die Zinsen weiter steigen“, begründet die 59-Jährige die Entscheidung für das Hybridinstrument. Die Zeit habe gedrängt, weil auch der Jahresabschluss vor der Tür stand.
Finanzieller Spielraum vorhanden
Den finanziellen Spielraum hat der Panzerhersteller damit jedoch längst noch nicht ausgeschöpft, sagt Steinert und ergänzt: „Wir sind natürlich an der europäischen Konsolidierung interessiert und schauen uns regelmäßig verschiedene Targets an“, sagt die Managerin und lässt durchblicken, dass man dafür nicht unbedingt französische Partner braucht. „Ich denke, dass man in Europa grundsätzlich weiter konsolidieren kann“, sagt Steinert. Aktuell stehe jedoch nichts Größeres an, „zumindest nichts, worüber ich berichten kann“.