Rheinmetall und Leonardo starten Rüstungsallianz
Rheinmetall und Leonardo starten Rüstungsallianz
Kampfpanzer KF51 Panther macht Leopard von deutsch-französischer KNDS Konkurrenz
cru/bl Frankfurt/Mailand
Rheinmetall startet die Kooperation mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo für den gemeinsamen Bau von Kampf- und Schützenpanzern mit einem Volumen von mehr als 20 Mrd. Euro. Falls nicht noch in letzter Sekunde etwas schiefgeht, wird der entsprechende Vertrag zu der Panzer-Allianz, der im Juli als Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) angekündigt worden war, jetzt unterzeichnet. Das wollen Rheinmetall CEO-Armin Papperger und Leonardo-Chef Roberto Cingolani an diesem Dienstag in Rom bekannt geben. Laut Papperger könnte das Joint Venture ein erster Schritt hin zu einer Konsolidierung der Branche in Europa sein. Es könne sich an europäischen Panzer-Programmen beteiligen.
Der Kurs der Rheinmetall-Aktie reagierte am Montag mit einem Plus von zeitweise 1,8% auf 483 Euro. Damit hat sich die Marktkapitalisierung binnen eines Jahres verdoppelt auf 21 Mrd. Euro. Größte Eigentümer sind Fonds wie Capital Research, Vanguard und Fidelity.
Größter Auftrag der Firmengeschichte
Italien will mehr als 550 Panzer bei Rheinmetall für mehr als 20 Mrd. Euro bestellen. Bei dem größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens handelt es sich um 200 Kampfpanzer vom Typ Panther und 350 Schützenpanzer vom Typ Lynx. Für den gemeinsamen Bau der Kampffahrzeuge und eine mögliche Beteiligung am künftigen europäischen Kampfpanzer Main Ground Combat System (MGCS) gründen Rheinmetall und Leonardo ein Joint Venture mit Sitz in Italien, an dem beide Partner je 50% halten. Während die italienische Seite den CEO ernennt, soll der Chairman von Rheinmetall kommen.
Das Gemeinschaftsunternehmen startet vor dem Hintergrund der
europäischen Rüstungskooperation. Deutschland und Frankreich haben sich auf gemeinsame Positionen in der Verteidigungspolitik verständigt. Während das neue europäische Kampfflugzeug unter französischer Federführung entsteht, soll der neue europäische Kampfpanzer unter deutscher Regie ausgearbeitet werden. Beim Leopard 2 hatte Rheinmetall noch mit Krauss-Maffei Wegmann kooperiert – das Fahrgestell stammt von Krauss-Maffei Wegmann, der Turm und die Kanone von Rheinmetall.
Allianz von Leonardo und KNDS war gescheitert
Im Fokus stehen nun die Leuchtturmprojekte Future Combat Air System (FCAS) – das nächste europäische Kampfflugzeug – und der Panzer Main Ground Combat System (MGCS). Das MGCS soll 2035 in Dienst gestellt werden und die Kampfpanzer Leopard 2 von Krauss-Maffei Wegmann und Leclerc von Nexter ersetzen. Doch Rheinmetall hat ein eigenes Konkurrenzfahrzeug zum Leopard als Vorläufer zum MGCS vorgestellt, den KF51 Panther. Dieser basiert wie das MGCS auf dem Antriebsstrang des Leopard 2, aber mit einer anderen Kanone. Neben Italien interessiert sich auch Ungarn dafür. Man habe auf die Entwicklung des MGCS nicht hinreichend Einfluss nehmen können, heißt es bei Rheinmetall. Der KF51 soll zehn Jahre früher als das MGCS verfügbar sein. Eine Allianz Leonardos mit der deutsch-französischen KNDS war gescheitert.