LUFTHANSA

Riskantes Manöver

Mit Thorsten Dirks beruft die Lufthansa entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten einen branchen- und unternehmensfremden Manager in den Konzernvorstand. Grundsätzlich gilt, dass die Fluglinie frischen Wind gut gebrauchen kann, sind doch im...

Riskantes Manöver

Mit Thorsten Dirks beruft die Lufthansa entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten einen branchen- und unternehmensfremden Manager in den Konzernvorstand. Grundsätzlich gilt, dass die Fluglinie frischen Wind gut gebrauchen kann, sind doch im Management vor allem lang gediente Lufthanseaten am Werk. Viele von ihnen fremdeln mit dem Billigfluggeschäft, dem Dirks vorstehen wird. Den Telefónica-Deutschland-Chef zeichnet aus, dass er bei seinem bisherigen Arbeitgeber Kostendisziplin durchgesetzt hat. Und im Billigfluggeschäft geht es auch und vor allem darum, Kosten in den Griff zu bekommen. Des Weiteren spielt das Thema Digitalisierung, in dem der Mobilfunk-Manager zu Hause ist, hier eine größere Rolle als im alteingesessenen Airline-Geschäft.Allerdings geht Konzernchef Carsten Spohr mit der Berufung Dirks’ auch ein großes Risiko ein. Denn angesichts eines bestenfalls stagnierenden Kerngeschäfts und einiger schwächelnder Servicegesellschaften ist der Erfolg des gesamten Konzerns stark von der Entwicklung der Günstigtochter Eurowings abhängig und damit von ihrem künftigen Chef Dirks. Ist er erfolgreich, wird Spohr für seinen Pioniergeist gelobt werden. Scheitert der Neue, dann wird man es in erster Linie der Experimentierfreude des Lufthansa-Chefs anlasten, der einem Nicht-Airliner den schwierigsten Job im Konzern gegeben hat.Bei Eurowings wird Dirks dicke Bretter bohren müssen. Die Kostenstrukturen sind noch lange nicht dort, wo sie hin sollen. Das vollmundig verkündete angestrebte Easyjet-Niveau dürfte das Unternehmen absehbar nicht erreichen. Im kommenden Jahr wird Eurowings – einen Abschluss vorausgesetzt – zudem 35 von Air Berlin geleaste Flieger integrieren müssen. Vor der Tür stehen außerdem die Flugzeuge der Brussels Airlines, die ebenfalls an die Eurowings-Plattform andocken sollen. Auch von einer geringen Komplexität, auf die Low-Cost-Carrier schwören, kann bei dem aus Germanwings, Eurowings und Eurowings Europe geschmiedeten Lufthansa-Ableger keine Rede sein.Der neue Konzernvorstand wird aber auch in die mit harten Bandagen geführte Auseinandersetzung mit den Piloten involviert sein, entzündet sich der Tarifkonflikt doch vor allem an der Neugründung. Auch die Eurowings selbst war in den vergangenen Monaten immer wieder von Streiks (des Kabinenpersonals) betroffen. Vielleicht ist es aber hier von Vorteil, wenn einer von außen dazukommt und nicht schon seit Jahren von dem Tarifkonflikt zermürbt wird.