Pharma

Roche baut Infektionsdiagnostik aus

Roche greift nach der amerikanischen Genmark. Die Roche-Titel steigen daraufhin an der Schweizer Börse mehr als 2%. Der Markt honoriert wohl eine vielversprechende Akquisition der Basler, die im Unterschied zu früheren Übernahmeversuchen reibungslos über die Bühne zu gehen scheint.

Roche baut Infektionsdiagnostik aus

dz Zürich

Roche stärkt die Diagnostik-Sparte im Bereich der Infektionsanalyse durch die Akquisition der kalifornischen Firma Genmark. Das 1993 in der Nähe von San Dieago gegründete Unternehmen entwickelt elektrochemische Verfahren zur Identifizierung von Krankheitserregern und ist als Ergänzung zur Roche-eigenen Molekulardiagnostik vorgesehen.

Das Unternehmen hat derzeit fünf Tests im Angebot, darunter ein Covid-19-Test, mit dem Genmark 2020 den Umsatz von 88 Mill. Dollar auf über 170 Mill. Dollar zu steigern vermochte. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg ging auch ein starker Kursanstieg der an der Nasdaq notierten Aktien einher: Die Genmark-Titel haben sich im Verlauf der vergangen zwölf Monate von unter 4 Dollar auf zeitweise über 22 Dollar verteuert. Roche bietet 24,05 Dollar pro Aktie, was einer Prämie von 43% auf den Kurs vom 10. Februar entspricht. Am 11. Februar war Roche in Finanzmarktkreisen erstmals als mögliche Käuferin genannt worden.

Der Aufsichtsrat von Genmark habe die Übernahme einstimmig gutgeheißen, heißt es in einer Mitteilung von Roche. Die Unternehmen rechnen mit einem Abschluss der Transaktion im zweiten Quartal 2021.

Seit dem 2012 gescheiterten Übernahmeversuch der ebenfalls kalifornischen Gensequenzierungsspezialistin Illumina war Roche in der Diagnostiksparte keinen größeren Zukauf mehr angegangen. Illumina wollte sich nicht in die Obhut des Pharmariesen nehmen lassen und hatte die Kaufofferte der Eidgenossen als feindlich eingestuft. Die Schweizer hatten das Angebot danach vergeblich auf 6,5 Mrd. Dollar angepasst. Nur wenige Jahre vorher hatte Roche bei der Übernahme des auf Krebsdiagnosen spezialisierten US-Unternehmens Ventana damit Erfolg.

Diesmal scheint die Transaktion in vollständigem Einvernehmen abzulaufen. „Wir sind hocherfreut, ein Teil von Roche zu werden, und sind überzeugt, dass dies für Genmark und seine Kunden der richtige Weg in die Zukunft ist“, lässt sich deren CEO Scott Mendel in der Medienmitteilung von Roche zitieren.

Die innovativen Syndrom-Panel-Tests von Genmark können Dutzende von Erregern und Antibiotikaresistenzen, die spezifische Syndrome bei Atemwegs- und Blutbahninfektionen verursachen können, in einem einzigen Test aus einer Patientenprobe nachweisen. Das wichtigste Produkt von Genmark ist die E-Plex-Plattform, auf der gleichzeitig der Gencode verschiedener Krankheitserreger identifiziert werden kann. Mit dieser sogenannten Multiplex-Methode könne Genmark „Dutzende von Erregern und Antibiotikaresistenzen in einem einzigen Test aus einer Patientenprobe nachweisen“, präzisierte ein Roche-Sprecher.

Bei Atemwegs- und Blutbahninfektionen und anderen gefährlichen Entzündungen kann die Geschwindigkeit bei der Identifikation der Erreger erfolgsentscheidend für die Behandlung der Patienten sein. In den vergangenen Jahren hat sich das Tempo solcher Analysen dank dem Einsatz neuer Technologien vervielfacht. Roche will mit Genmark das eigene Portfolio im Bereich Molekulardiagnostik ausbauen, „um Patienten und ihren medizinischen Betreuern im Kampf gegen Infektionskrankheiten schnell lebensrettende Informationen zur Verfügung zu stellen“. Die Diagnostik-Sparte von Roche steigerte 2020 den Umsatz um 6% auf 13,8 Mrd. sfr.