Coronatests

Roche macht sich nützlich

Roche ist 2020 kaum vorangekommen. Diesen ersten Eindruck hinterlässt jedenfalls die am Donnerstag publizierte Jahresrechnung. Die Verkäufe sind unter die Marke von 60 Mrd. sfr zurückgefallen (–5%), und selbst unter Ausklammerung von...

Roche macht sich nützlich

dz Zürich

Roche ist 2020 kaum vorangekommen. Diesen ersten Eindruck hinterlässt jedenfalls die am Donnerstag publizierte Jahresrechnung. Die Verkäufe sind unter die Marke von 60 Mrd. sfr zurückgefallen (–5%), und selbst unter Ausklammerung von Wechselkurseffekten blieben sie mit einem Plus von 1% bescheiden.

Im Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten gingen die Verkäufe wechselkursbereinigt sogar um 2% zurück (auf 44,5 Mrd. sfr). Damit kann das Schweizer Vorzeigeunternehmen natürlich nicht zufrieden sein. Doch CEO Severin Schwan zeigte sich auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten dennoch „stolz“.In der Tat konnten sich die Basler im Coronajahr mit ihrer in der jüngeren Vergangenheit nicht immer so glanzvollen Diagnostiksparte hervorragend in Szene setzen und weltweit bei Regierungen, Spitaldirektoren, Ärzten und auch in der breiten Bevölkerung Sympathien ernten.

Der Konzern investierte und investiert immer noch große Summen in die Entwicklung und vor allem in die Herstellung von Coronatests, was in kurzer Zeit nicht weniger als 15 taugliche Lösungen hervorgebracht hat. Zurzeit baut Roche für 600 Mill. sfr die Produktionslinien von PCR-Tests aus, damit diese bis zum Sommer 70 Millionen Tests pro Monat ausspucken können.

Die auf einer Analyse der Erbsub­stanz basierenden PCR-Tests sind zwar präzise, haben aber zum Nachteil, dass der Abstrich ins Labor muss. Demgegenüber liegt eine neue Generation von offenbar ebenfalls sehr zuverlässigen Schnelltests jetzt für den Hausgebrauch vor. Die Tests haben Roche 2020 rund 1,6 Mrd. sfr Umsatz beschert. Ohne diesen Schub wäre die Diagnostiksparte im Be­richtsjahr aufgrund des weiter rückläufigen Diabetes-Geschäfts wohl markant geschrumpft. So resultierte aber ein Wachstum von 6% auf 13,8 Mrd. sfr. Mindestens so sehr wie über diese Leistung dürfte man sich bei Roche aber auch über den in der Pandemie erreichten Reputations­gewinn freuen. Finanziell relevanter sind für den Konzern ohnehin die rezeptpflichtigen Hightech-Therapien.

Stark ins Gewicht fällt hier immer noch der Patentablauf der ehemaligen Krebsblockbuster Avastin, Mabthera und Herceptin. Die drei Superpräparate haben 2020 durch die Konkurrenz von Biosimilars über 5 Mrd. sfr an Umsatz eingebüßt. Zusammen bringen sie jetzt noch rund 13 Mrd. sfr auf die Waage – über 7 Mrd. sfr weniger als vor etwa zwei Jahren. Roche geht im laufenden Jahr von einem erneuten Rückgang von um die 4 Mrd. sfr aus. Gebremst wurde die Pharmasparte aber auch durch die Pandemie. Viele Patienten hätten aus Angst vor Ansteckungen Arztbesuche oder Krankenhausbehandlungen aufgeschoben, was Roche rund 2 Mrd. sfr an Umsatz gekostet habe. Das Management zeigt sich aber zuversichtlich, dass die breite Palette neuer Medikamente schon im laufenden Jahr wieder für eine leichte Wachstumsbeschleunigung sorgen kann.

Derweil hat Roche 2020 in der Produktion und im Marketing kräftig Kosten eingespart (3,5 Mrd. sfr) und so trotz Umsatzflaute eine deutliche Gewinnsteigerung erreicht. Mehr als die Hälfte des Nettoergebnisses von 14,3 Mrd. sfr will das schuldenfreie Unternehmen an die Aktionäre abführen. Die Investoren verhalfen den Genussscheinen zu einem Kursanstieg um über 2% auf 316 sfr.

Roche
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. sfr20202019
Umsatz5832361466
Betriebsgewinn1854317584
Konzerngewinn1429513497
   Gewinn je Aktie (sfr) 16,5215,62
Dividende je Aktie (sfr)9,19
Freier Cash-flow 1481520921
Nettoliquidität 18822505
Börsenwert (Mrd. sfr) 271*268
*) aktuellBörsen-Zeitung