Röchling spürt leichte Abkühlung in Autoindustrie

Kunststoffspezialist setzt auf Medizintechnik - Finanzinvestoren treiben Preise bei Akquisitionszielen

Röchling spürt leichte Abkühlung in Autoindustrie

ds Mannheim – Der Mannheimer Kunststoffverarbeiter Röchling hat im ersten Quartal eine leichte Abschwächung der Dynamik bei den Kunden aus der Autoindustrie gespürt. Es gebe “das eine oder andere Anzeichen”, dass die Steigerungsraten bei Autokunststoffen abnähmen, sagte Georg Duffner, Vorstandschef der Röchling-Gruppe, bei der Präsentation der Ergebnisse am Sitz der Holding in Mannheim.Im ersten Quartal legte der Auftragseingang bei Autokunststoffen mit 6 % auf 181 Mill. Euro deutlich schwächer zu als der Umsatz, der um 9 % auf 183 Mill. Euro vorankam. Dynamischer war die Entwicklung bei Hochleistungs-Kunststoffen für andere Branchen wie Maschinenbau, Chemie oder Elektrotechnik: Hier wuchsen die Bestellungen im ersten Quartal um 21 % auf 218 Mill. Euro und die Erlöse um 15 % auf 196 Mill. Euro, wobei die Hälfte des Umsatzzuwachses aus Akquisitionen kam.Dieses zweite Standbein, die Hochleistungs-Kunststoffe, wurde im vergangenen Jahr mit Zukäufen für insgesamt rund 60 Mill. Euro gestärkt, wie Duffner sagte. Vom Kriegsgerät zur MedizinBesonders abgesehen hat es die einst an dem Panzerbauer Rheinmetall beteiligte Familiengesellschaft, deren Wurzeln im Kohlehandel und der Saarstahlproduktion liegen, auf die Medizintechnik – eine Branche, die mit 8 bis 10 % pro Jahr überdurchschnittlich wächst. Übernommen wurde zuletzt etwa HPT, die Kunststoffflaschen für die Pharmaindustrie herstellt. Röchling fertigt auch Plastikzangen für die minimalinvasive Chirurgie. Ähnlich wie in der Autoindustrie werde auch in der Medizin der Werkstoff Stahl durch Kunststoff substituiert, weil er weniger koste und leichter sei, sagte der für die Sparte Hochleistungs-Kunststoffe zuständige Vorstand Ludger Bartels.Bislang entfallen erst 4 % des Röchling-Gesamtumsatzes auf Medizintechnik, doch der Anteil soll steigen. Da der Markteintritt mit neuen Produkten langwierig ist – allein die Zulassung könne sechs Jahre dauern – will Röchling hier mit weiteren Akquisitionen vorwärtskommen. Die Mannheimer spüren aber deutlich, dass sie sich nicht allein in dem attraktiven Markt befinden: “Die Preise für Medizintechnikunternehmen erreichen schwindelnde Höhen, vor allem dort, wo wir auf Finanzinvestoren als Bieter treffen”, sagte Duffner. Manches Unternehmen werde mit dem 10- bis 15fachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bewertet. Zweistellige Ebitda-Multiples “sind nicht unser Ding”, sagte Duffner. “Solange sie im einstelligen Bereich sind, lassen wir mit uns reden.”Fürs vergangene Jahr legte Duffner stolz den fünften Rekordabschluss in Folge vor. Inzwischen nennt die verschwiegene Gruppe, die als Röchling SE & Co. KG firmiert, auch Ertragszahlen: Aus Erlösen von 1,4 (i.V. 1,3) Mrd. Euro wurde ein Betriebsergebnis (Ebit) von 103 (90) Mill. Euro gezogen, was einer ansehnlichen Ebit-Marge von 7,5 (7,0) % entspricht. Erzkonkurrent Simona kam mit 337 (288) Mill. Euro Umsatz 2014 nur auf 5,1 (2,9) % Ebit-Marge.Röchling habe nach dem “hervorragenden Start” gute Perspektiven und wolle 2015 erneut eine Ebit-Marge von rund 7 % schaffen, sagte Duffner. Wie lange der 61-jährige Manager und ehemalige Maoist noch an der Spitze der Gruppe steht, ist offen: Duffners dritter Fünf-Jahres-Vertrag läuft 2016 aus. “Ich fühle mich wohl und bin Röchling sehr verbunden. Aber das heißt nicht, dass ich das bis in alle Ewigkeit machen muss”, sagte er.