Röchling will sich von Volkswagen emanzipieren
ds Frankfurt – Der Kunststoffspezialist Röchling will von seinem Großkunden Volkswagen unabhängiger werden. Der Autozulieferer will deshalb das Geschäft mit amerikanischen, französischen, japanischen und chinesischen Autoherstellern kräftig ausbauen. “Es ist nicht unser Interesse, dass VW in eine übermächtige Position gerät”, sagte Georg Duffner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gebr. Röchling KG, in der Firmenzentrale in Mannheim. “Das Verhältnis soll nicht zu symbiotisch werden.” Im Automobilgeschäft entfielen 35 % der Erlöse auf den VW-Konzern, bis 2016 solle der Anteil auf 23 % sinken (siehe Grafik).VW gab dazu auf Anfrage bis Mittwochabend keine Stellungnahme ab. Röchling habe sich aus der Innenraumverkleidung zurückgezogen, erklärte Duffner und erinnerte an den Fall des Türverkleidungsspezialisten Peguform, der zu zwei Dritteln von VW abhing und 2002 pleiteging.Den Umsatz mit Auto-Kunststoffteilen hat die 1822 als Kohlehandlung gestartete Röchling 2012 um 8 % auf 599 Mill. Euro gesteigert. Der Gewinn der Sparte wuchs überproportional, ließ Duffner durchblicken. “Wir verdienen ordentlich, fallen aber nicht um vor Begeisterung. Wenn man die Autoindustrie als Kunden hat, ist die Luft bleihaltig.” Das Umsatzwachstum sei aus China und den USA gekommen, das Europageschäft war rückläufig. Der europäische Markt schrumpfe seit sechs Jahren, der chinesische sei schon größer als der westeuropäische. Auch die USA seien mit GM, Ford und Chrysler wieder auf Wachstumskurs. “Wer in China, den USA und im Premiumgeschäft stark ist, dem geht es gut. Den anderen geht es schlecht”, resümierte der Manager.Aber Röchling investiert nicht nur in Übersee, sondern auch in Südeuropa. “In Italien und Spanien stimmen die Rahmenbedingungen”, so Duffner. In Turin fertigt die Gruppe Saugrohre für den Weltmarkt, im spanischen Araia Teile für den VW Polo und den Mercedes Viano.Vergleichsweise schwach lief das Geschäft 2012 in der zweiten Röchling-Sparte, den Hochleistungskunststoffen, deren Erlöse organisch um 2 % schrumpften, was laut Geschäftsführer Ludger Bartels unter anderem an der Schwäche in der Solarindustrie lag. Inklusive der zugekauften Maywo, ein Forstmaschinenzulieferer, sowie Advent, die auf Kunststoffgeräte für minimalinvasive Operationstechnik spezialisiert ist, legten die Erlöse der Sparte um 3 % auf 594 Mill. Euro zu.In der gesamten Gruppe stiegen die Erlöse 2012 um 5 % auf rekordhohe 1,2 Mrd. Euro. “Mit dem Ergebnis sind wir auch sehr zufrieden”, sagte Duffner schmunzelnd. Von Januar bis Mai sei man dank starker Nachfrage aus den USA und China beim Umsatz um 2 % und bei den Bestellungen um 3 % gewachsen. Für 2013 strebe man ein Erlösplus von 5 % an. Die schuldenfreie Gruppe ist nach wie vor an Zukäufen interessiert. “Hochinteressant ist für uns alles, was konjunkturunabhängig ist”, sagte Duffner. “Das ist besser für die Nerven einer Familiengesellschaft.”—– Wertberichtigt Seite 8