Rock die Investoren

Arbitrage zwischen Schuldverschreibung und Aktie drückt Rocket-Kurs - Platzierungsvolumen bisher leicht unter Vorjahr - BoA vorn

Rock die Investoren

wb Frankfurt – Zwei Platzierungen, zwei Kursreaktionen: Der Verkauf eines Aktienblocks an Evonik im Volumen von 519 Mill. Euro drückte den Kurs der Aktie des Spezialchemiekonzerns gestern um 2,7 % auf 34,50 Euro. Rocket Internet besorgte sich mit J.P. Morgan über Nacht 550 Mill. Euro mit Wandelanleihen, was den Kurs in der Spitze um 18 % absacken ließ. Banker begründen den Einbruch von am Ende 12,8 % auf 35,70 Euro mit Arbitrage zwischen Schuldverschreibung und Aktie – je niedriger der Kurs, umso besser für Käufer der siebenjährigen Anleihen. Denn bei welcher Notierung, sich für sie der Tausch in Aktien lohnt, richtete sich nach dem volumengewichteten Durchschnittskurs des Papiers in Xetra gestern: der wurde mit 47,53 Euro errechnet.Im Vergleich zu diesem Preis muss der Kurs während der sieben Jahre Laufzeit um die Wandlungsprämie von 35 % steigen, damit der Tausch für die Anleihegläubiger attraktiv ist. Die Aktie notiert deutlich unter dem Ausgabepreis von 42,50 Euro zum IPO im Herbst 2014. Verzinst wird die Wandelanleihe mit 3,0 % am oberen Rand der Angebotsspanne. Wird das gesamte Volumen der Anleihe gewandelt, muss Rocket Internet ihr Kapital um 7 % aus bedingtem Kapital aufstocken. Zunächst haben Investoren nun Ruhe, denn es gibt eine dreimonatige Sperrfrist.Die von Aktionären auf der Hauptversammlung jüngst als Wundertüte apostrophierte Rocket, die auf Wachstum, nicht Gewinn setzt, hat zwar mit Börsengang und Kapitalerhöhung 2 Mrd. Euro eingeworben, doch braucht die Start-up-Schmiede laufend neue Mittel, um Beteiligungen an den am weitesten entwickelten Portfoliofirmen aufzustocken und neue Unternehmen zu gründen und zu finanzieren. So gab es einen Cash Drain seit Jahresbeginn von 700 Mill. Euro, insbesondere für teure Akquisitionen. Auf dem Papier wird etwa dem Essenslieferdienst Delivery Hero ein “Wert” von 2,8 Mrd. Euro zugetraut.Im Fall von Evonik hat der Finanzinvestor CVC mit 15 Millionen Aktien zu je 34,60 Euro am unteren Ende der Spanne verkaufen lassen. Zunächst wollte CVC lediglich 12 Millionen Stück verkaufen. Das veräußerte Paket entspricht einem Anteil von 3,2 %. Die Federführung hatten J.P. Morgan und BoA Merrill Lynch.Die Abschläge zu den Vortageskursen bei Eigenkapitaltransaktionen liegen dieses Jahr zwischen 24,7 % bei der Bezugsrechtskapitalerhöhung der Deutschen Annington – wegen der Verwässerung – und 3 % bei Hella und der Schnellplatzierung der Annington. Rocket hatte bei der Kapitalerhöhung im Februar mit Berenberg, J.P. Morgan und Morgan Stanley 8,9 % nachlassen müssen.In den League Tables von Dealogic für Sekundärtransaktionen seit Jahresbeginn im deutschen Markt liegt BoA Merrill Lynch mit einem Volumen von 2 Mrd. Dollar vorn. Auf Platz 2 liegt UBS mit 1,9 Mrd. Euro, dicht gefolgt von J.P. Morgan. Die Deutsche Bank rutscht mit 1,7 Mrd. Euro von der ersten an die vierte Stelle. Es folgen Goldman Sachs – 2014 zu dieser Zeit auf Rang 2 – vor dem Aufsteiger Société Générale, die etwa die innovative Struktur in der Metro-Umtauschanleihe für Haniel brachte. Als deutsche Adressen finden sich Commerzbank, Berenberg und Lampe unter den Top 10.Wie aus Dealogic-Daten weiter hervorgeht, liegt das Equity-Markets-Volumen deutscher Emittenten – also Wandelanleihen, Umplatzierungen, Kapitalerhöhungen, IPOs – im bisherigen Jahresverlauf mit 18,4 Mrd. Euro minimal unter dem von 2014. Nur 2011 war das Platzierungsvolumen mit 22,5 Mrd. Euro noch höher gewesen.—– Kommentar Seite 1