Rocket Internet dämmt Verluste ein

Start-up-Schmiede erwartet für Beteiligungen langsameres Wachstum

Rocket Internet dämmt Verluste ein

Von Ulli Gericke, BerlinSo langsam zeichnet sich ab, wie die notleidende Start-up-Schmiede Rocket Internet ihr Versprechen halten will, Ende dieses Jahres – sprich: im vierten Quartal 2017 – bei zumindest drei ihrer großen Beteiligungen schwarze Zahlen zeigen zu können. Namshi, der im Nahen Osten tätige Online-Modehändler, verbuchte bereits im Vorjahr ein kleines positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda, bereinigt um Aktienoptionen) von 2,5 Mill. Euro – als erste der neun größeren Firmen aus dem Rocket-Reich.Nummer 2 und 3 mit schwarzen Zahlen im Schlussquartal könnten die beiden Online-Möbelhändler Home 24 und Westwing werden, die – nach kräftiger Nachhilfe von der Muttergesellschaft – zuletzt deutlich geringere Verluste auswiesen. Home 24 drückte ihre negative Ebitda-Marge Ende 2016 von letztjährigen 31 auf 8 %, Westwing wies sogar ein kleines Plus aus. Allerdings sei das Geschäft dieser beiden Möbelbeteiligungen extrem zyklisch, schränkte Rocket-Finanzvorstand Peter Kimpel ein, womit trotz eines erhofften Gewinns im Weihnachtsgeschäft im Jahresabschluss immer noch tiefrote Zahlen drohen.Auch insgesamt zeigte sich Kimpel mit der Entwicklung der neun großen Beteiligungsfirmen zufrieden, die sehr gutes Wachstum und eine – gleich mehrfach wiederholte – “signifikante Verbesserung ihrer Profitabilität” vorweisen konnten. In toto stieg der Umsatz der ausgewählten Start-ups 2016 um 29 % auf 2,2 Mrd. Euro. Das operative Minus wurde gleichzeitig von 590 auf 356 Mill. Euro eingedämmt, was einer Halbierung der negativen Ebitda-Marge von 31 % auf 15 % entspricht. Im Gegensatz zum früher formulierten Ziel, jedes Jahr zehn neue Start-ups zu gründen, waren es im Vorjahr nur acht, räumte Vorstandschef Oliver Samwer ein, der für 2017 fünf bis acht Neugründungen anpeilt. “Extrem gut”Zugleich betonte Kimpel, dass die Kapitalausstattung mit 1,5 Mrd. Euro (bzw. 1,2 Mrd. netto) per Ende März “extrem gut” sei. Hinzu kämen rund 800 Mill. Euro bei den größeren Beteiligungsfirmen. Wann es zum ersten Börsengang aus dem Rocket-Reich kommen könnte, ließ Samwer offen. Das Börsenumfeld habe sich verbessert, sagte CFO Kimpel. Immer wieder genannt werden als IPO-Kandidaten der Kochboxlieferant Hellofresh und Delivery Hero. Der Essenslieferdienst hatte am Vortag bei Vorlage von Zahlen erklärt, “verschiedene Finanzierungsoptionen, einschließlich eines potenziellen Börsengangs”, zu prüfen.Für 2017 prognostiziert der Vorstand im Geschäftsbericht ein langsameres Wachstum im zumeist nur noch niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Die Ebitda-Margen sollten sich weiter verbessern, operativ werde gleichwohl unverändert ein Verlust anfallen.Bei Rocket selbst schlug vor allem die nicht cashwirksame Abschreibung bei der Modeholding Global Fashion Group Anfang 2016 durch. Zusammen mit der Entkonsolidierung von Tochterfirmen explodierte der Verlust von 198 auf 742 Mill. Euro.—– Wertberichtigt Seite 8