Delisting

Rocket Internet einigt sich mit Elliott

Für Elliot hat sich der Einstieg bei Rocket Internet gelohnt. Der Hedgefonds hatte nach der Delisting-Ankündigung im vergangenen Jahr schrittweise einen Anteil von gut 20% aufgebaut und kassiert nun 35 Euro je Aktie, fast doppelt so viel, wie Rocket dem Streubesitz geboten hatte.

Rocket Internet einigt sich mit Elliott

hei Frankfurt

 Der Einstieg bei Rocket Internet hat sich für Elliott gelohnt. Der Hedgefonds, der im Zuge des Delistings der Start-up-Schmiede im vergangenen Jahr in deren Kapital eingestiegen war, lässt sich seine Anteile nun für 35 Euro je Aktie abkaufen. Damit soll der aktivistische Investor fast doppelt so viel bekommen, wie Rocket ihren Aktionären beim Rückzug von der Börse angeboten hat. Die im Hamburger Freiverkehr notierten Rocket-Titel stiegen um fast 24% auf 33,40 Euro.

Die Beteiligungsgesellschaft, die zu gut 62% im Besitz der Samwer-Holding Global Founders liegt, hatte den Kursverfall 2020 für ihr Delisting genutzt und dem Streubesitz nur den Mindestpreis von damals 18,57 Euro geboten. Der Schachzug hatte bei Investoren und Aktionärsschützern Empörung ausgelöst, nicht nur weil der Rückkaufpreis mehr als die Hälfte unter dem Emissionspreis von 42,50 Euro im Jahr 2014 lag, sondern auch deutlich unter dem inneren Wert der Aktie. Die Abweichung wurde von Experten auf 12 bis 17 Euro taxiert, so dass der Wert der Samwer-Beteiligung ohne deren Zutun um mindestens 200 Mill. Euro gestiegen sei.

Schrittweise erhöht

Der Hauptgeschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, Marc Tüngler, sprach damals von „legalem Betrug“. Viele institutionelle Anleger mussten sich von den Wertpapieren trennen, da sie nur Aktien halten dürfen, die an einem regulierten Börsenplatz notieren. Der von Elliott nun erzielte Preis kommt damit dem errechneten inneren Wert recht nahe. Der Hedgefonds hatte nach Bekanntgabe des Delistings eine Beteiligung von 15% und hält inzwischen letzten Angaben zufolge rund 21,86 Millionen Aktien, was einem Anteil von 20,22% entspricht. Für den Deal plant das Unternehmen ein allgemeines Angebot zum Aktienrückkauf, wie mitgeteilt wurde. Die Aktionäre sollen der Einziehung der Aktien und der Herabsetzung des Grundkapitals auf einer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) am 31. Januar zustimmen.

In der HV-Einladung rechtfertigt der Rocket-Vorstand den Erwerbspreis als „angemessen“. Er verweist darauf, dass der „durchgerechnete Wert des bilanziellen Eigenkapitals per 31. Dezember 2020“ pro Aktie einen Wert von 32,22 Euro bzw. 35,55 Euro ergeben habe – auf Basis von Einzelabschluss bzw. Konzernabschluss. Überdies ist das Management zu der Erkenntnis gelangt, dass die Aktionäre ihr Andienungsrecht nur dann „in vollem Umfang“ ausüben dürften, „wenn der Erwerbspreis zumindest dem derzeitigen Fundamentalwert des Unternehmens entspricht.“ Der bisherige Kurs im Freiverkehr könne aufgrund der dortigen Handelsbedingungen nicht als Grundlage für die Bewertung der Aktie gelten, heißt es weiter.

Im Zuge des nun geplanten Rückkaufangebots würde Rocket Internet bis zu knapp 27,7 Millionen Anteile zurückkaufen. Dabei will Global Founders den Großteil seiner Andienungsrechte an Elliott übertragen, damit der Hedgefonds bei dem Rückkauf ausreichend zum Zuge kommt. Elliott erzielt aus ihrem Paket einen Bruttoerlös von 765 Mill. Euro. Sowohl Global Founders als auch Elliott haben den Angaben zufolge vereinbart, für die Kapitalherabsetzung zu stimmen. Elliott habe sich im Gegenzug verpflichtet, seine Anteile anzudienen. Rocket Internet will den Rückkauf aus Barmitteln von 279 Mill. Euro sowie durch die Liquidierung von „Finanzanlagen“ finanzieren. Gegen den Aktienrückkauf und die Einziehung der Papiere sind mehrere Klagen anhängig.

Wertberichtigt Seite 6

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.