Rocket Internet halbiert Bewertung von Home24

Möbelhändler auf 420 Mill. Euro abgeschrieben

Rocket Internet halbiert Bewertung von Home24

wb Frankfurt – Der Weg hin zu realistischen Bewertungen ist für Rocket Internet mit immer neuen Einbußen gepflastert. Jetzt muss die seit 2014 börsennotierte Start-up-Schmiede auch den Wert der Beteiligung an Home24 kräftig reduzieren, die Aktie gab am Donnerstag 3,6 % nach. Schenkt man dem neuen Bilanzansatz Glauben, dann hat das Online-Möbelhaus Home24 binnen fünf Monaten mehr als 500 Mill. Euro an Wert verloren. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde wird das Unternehmen nur noch mit 420 Mill. Euro bewertet, wie Rocket Internet als größter Anteilseigner mitteilt. Ende März waren es noch 981 Mill. Euro. Und der Abwärtslauf könnte noch nicht beendet sein, denn die vielfach mit Rocket Internet investierende schwedische Kinnevik, die auch selbst an Rocket beteiligt ist, hatte Home24 schon im Frühjahr nurmehr mit 311 Mill. Euro in den Büchern. Die einst enge Beziehung zwischen Rocket und Kinnevik löst sich zusehends auf. So zogen die Schweden ihre Vertreter aus dem Aufsichtsrat ab.Rocket lässt ihre Quote von 44,6 auf 42,9 % abschmelzen. Home24 hat bei Investoren, darunter neben Rocket auch die schwedische Kinnevik und die britische Baillie Gifford gerade 20 Mill. Euro frisches Kapital eingeworben. Home24-Gründer Philipp Kreibohm will das frische Geld vor allem in die IT und Logistik stecken.Rocket hatte zuletzt mehr als 600 Mill. Euro auf Beteiligungen abgeschrieben, aber nur zum Teil offenbart, welche Beteiligungen davon betroffen sind. Die Holding stellt in der Kapitalmarktkommunikation den Last Portfolio (LPV) in den Mittelpunkt, der deutlich höher ist als die Buchwerte der Beteiligungen. In den LPV fließen die Unternehmen mit demjenigen Wert ein, den sie bei der jeweils jüngsten Finanzierungsrunde erzielt haben. Er entspricht nicht den Rechnungslegungsvorschriften von IFRS, sondern wird als “eine zusätzliche Information” angeboten. Rocket musste zuletzt auf Druck aus dem Kapitalmarkt davon abweichen, koste es, was es wolle, auf Wachstum über die Besetzung von Marktpositionen zu setzen. CEO Oliver Samwer hatte angekündigt, dass bis Ende 2017 mindestens drei Unternehmen Geld verdienen.Für das erste Halbjahr 2016 wurde nach Sondereffekten ein Verlust von 617 Mill. Euro angekündigt. Insbesondere Abwertungen auf die Global Fashion Group belasteten. Insgesamt minderte sie das Rocket-Ergebnis mit 383 Mill. Euro Verlust. Rocket ist etwa an dem Kochbox-Anbieter Hello Fresh, dem Essenslieferdienst Delivery Hero und dem Möbelhändler Westwing beteiligt.