Im GesprächNico Rosberg

Der Mann mit der Rennformel für Family Offices

Nico Rosberg möchte mit seinem neuen Dachfonds deutsche Unternehmerfamilien für Venture Capital als Anlageklasse gewinnen. Dafür spricht aus seiner Sicht nicht nur eine hohe finanzielle Rendite, sondern auch der Zugang zu Innovation.

Der Mann mit der Rennformel für Family Offices

Im Gespräch: Nico Rosberg

Wagniskapital als Rennformel für Family Offices

Der Formel-1-Weltmeister über den Zugang zu führenden Venture-Capital-Fonds, den Fonds der Uni Yale und Nachholbedarf bei deutschen Unternehmen

Venture Capital als Anlageklasse ist bei deutschen Unternehmerfamilien bisher stark unterrepräsentiert, befindet Nico Rosberg. Er will das ändern. Die Formel 1 hilft dabei – als Plattform für Erlebnisse und „kuratierte Beziehungen“.

Von Heidi Rohde, zzt. Berlin

Nico Rosberg hat seine Karriere als Rennfahrer vor Jahren beendet, der Formel 1 ist er dennoch treu geblieben. Denn als Unternehmer und Investor nutzt er den globalen Rennzirkus und dessen wachsende Faszination, um neuen Geschäftsideen einen Weg zu bereiten. Neben seinem persönlichen Engagement, bei dem er „mit Hingabe in Nachhaltigkeit“ investiert, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt, hat sich der Formel-1-Weltmeister ein neues hochfliegendes Ziel gesetzt: Er möchte das Interesse deutscher Familienunternehmen für Wagniskapital gewinnen. „Diese Anlageklasse ist bei deutschen Family Offices bisher überraschend stark unterrepräsentiert, und das möchte ich ändern“, so Rosberg, der dafür zwei aus seiner Sicht überzeugende Argumente ins Feld führt: die Teilhabe an Wertschöpfung und an Innovation.

Zur Hälfte zugesagt

Derzeit ist Rosberg im Fundraising für einen Venture-Capital-Dachfonds, der sich gezielt an deutsche Familienunternehmen richtet und bis Jahresende auf ein Volumen von 75 Mill. Euro zielt.  „Inzwischen haben wir schon deutlich über 60 Mill. Euro eingesammelt“, erklärt der 39-Jährige, der dieser Tage in Deutschland und Europa unterwegs ist, um mit Investoren und Fonds zu sprechen. „Rund die Hälfte der Mittel ist inzwischen an Fonds zugesagt.“ Dabei liege der Schwerpunkt auf den USA, dann folge Europa. Einzelne Familien nennt Rosberg nicht, aber es „sind Namen, die man kennt“. Dabei sei das Spektrum der beteiligten Family Offices breit. „Wir haben sehr, sehr altes Geld und auch Mittel von jungen Unternehmern, die in jüngerer Zeit sehr erfolgreich geworden sind.“ Insgesamt sei „das Interesse sehr groß“. Denn Rosberg verspricht etwas, das für einzelne Unternehmen und Family Offices praktisch unmöglich ist: Zugang zu weltweit führenden Venture-Capital-Fonds, unter anderen Andreessen Horowitz, Khosla Ventures. „Die ganze Welt will in diese Fonds investieren. Wir ermöglichen den Kontakt.“

Kontaktbörse

Die Formel-1-Plattform ist aus seiner Sicht ein idealer Rahmen für „emotionale Erlebnisse und kuratierte Beziehungen“. Der Ex-Rennfahrer bringt dort zum einen Geldgeber mit Vertretern der Fonds zusammen, aber diese auch mit möglicherweise interessanten Gründern. „Man investiert maßgeblich in Gründer“, so Rosberg. Es gehe um Persönlichkeiten, die einen Track Record aufzuweisen haben, so dass ihnen Wagniskapitalgeber zutrauen, aus einer Idee ein Unternehmen und ein Geschäft zu machen. Prominentes Beispiel sind die Geschwister Dario und Daniela Amodei, die Open AI 2021 verließen, um ihr eigenes KI-Start-up Anthropic zu gründen. Das Unternehmen zog sofort High-Profile-Geldgeber wie in erster Linie Google und Salesforces Ventures an sowie mehrere Finanzinvestoren, darunter Spark Capital, und kam praktisch aus dem Stand auf eine Bewertung von mehr als 4 Mrd. Dollar. Derlei Leuchttürme befeuern den KI-Hype, aber Rosberg legt Wert auf die Feststellung, dass der Dachfonds die Mittel breit streuen wird. „Diversifizierung ist entscheidend. Damit bietet ein Dachfonds Sicherheit in einer Hochrisiko-Assetklasse.“

Die Investitionszyklen haben sich verlängert. Man kann länger investiert bleiben – Hauptsache, das Unternehmen wächst solide weiter.

Nico Rosberg

Die Zahl der Fehlschläge bei Venture Capital ist hoch. Als Faustformel gilt, dass nur eins von zehn Unternehmen den erhofften Return liefert. Dabei sind die Erwartungen entsprechend hoch. Wegbereiter und „Goldstandard“ für Wagniskapital ist aus Sicht von Rosberg der Fonds der Universität Yale, dessen Internal Rate of Return (IRR) von durchschnittlich 25% auf den Mitteleinsatz sein Dachfonds zum Vorbild hat. „Die Fonds, in die wir investieren, kommen über zehn Jahre im Durchschnitt auf ähnliche Returns“. 

Fokus auf Frühphase

Rosbergs Dachfonds fokussiert sich, wie er selbst bei seinen Investments, auf die Frühphase von Unternehmen. „Dort nimmt man den größten Teil der Wertschöpfung mit.“ Das gelte auch besonders für die Wertschöpfung von KI, die derzeit zum einen bei jungen Unternehmen, zum anderen bei Big Tech wie Google, Microsoft und Meta entsteht. Allerdings braucht ein Frühphasen-Geldgeber heute mehr Geduld als früher. „Die Investitionszyklen haben sich verlängert“, befindet Rosberg. Früher bot sich aus seiner Sicht auch nach sieben Jahren oft eine lukrative Exit-Möglichkeit. „Heute sind es mindestens zehn Jahre.“ Ein größerer Teil der Wertschöpfung liege folglich „im privaten Markt“. Der Manager sieht darin allerdings kein Problem. „Man kann länger investiert bleiben – Hauptsache, das Unternehmen wächst solide weiter.“ 

2.000 Unternehmen im Visier

Einen eigenen Fonds auflegen will er vorläufig nicht. „Das ist auch unser Ziel, aber so weit sind wir noch nicht.“ In den unterliegenden Fonds unter dem Dachvehikel habe man „rund 2.000 junge Unternehmen im Überblick“. Rosbergs „Mehrwert“ für deutsche Unternehmerfamilien, die Geld in seinen Dachfonds stecken, besteht auch im „direkten Kontakt zu diesen Start-ups“. Sie bieten deutschen Familienunternehmen Zugang zu Innovation, die mit „eigener Forschung und Entwicklung einfach viel teurer zu erzielen wäre“, ist der Manager überzeugt. Für die Start-ups wiederum springen durch den Kontakt „oft erste Kundenbeziehungen“ heraus.

Bei Volocopter an Bord

Rosberg selbst ist auch gezielt als Frühphaseninvestor unterwegs, einen Schwerpunkt bildet neue Mobilität. So hat er das Flugtaxi-Unternehmen Lilium bis zum IPO begleitet und ist auch bei Volocopter an Bord. Das Start-up hatte kürzlich eine Finanzierungskrise zu bewältigen. Rosberg ist weiter engagiert, hat aber an der jüngsten Runde, die das Unternehmen nun bis zur Kommerzialisierung tragen soll, nicht teilgenommen.