Regulierer lenkt ein

Royal Mail darf im Briefgeschäft weniger leisten

Der neue Eigentümer der Royal Mail hat sich durchgesetzt: Die Aufsicht macht Vorschläge zur Einschränkung der Postversorgung.

Royal Mail darf im Briefgeschäft weniger leisten

Royal Mail darf im Briefgeschäft weniger leisten

Neuer Eigentümer Daniel Kretinsky setzt sich durch

hip London

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat sich durchgesetzt. Kurz vor Vollzug der Übernahme der Royal Mail machte der Regulierer Ofcom Vorschläge zur Einschränkung der gesetzlich vorgeschriebenen Grundversorgung. Damit kam er dem Wunsch des neuen Eigentümers ein Stück weit entgegen, Briefe nicht mehr an sechs Wochentagen zustellen zu müssen.

First Class“-Briefsendungen müssten demnach zwar weiterhin jeden Tag außer Sonntag ausgetragen werden, „Second Class“-Briefe aber nur noch jeden zweiten Tag und nicht an Samstagen. Zudem würde es reichen, wenn nicht mehr 93%, sondern nur noch 90% der „First Class“-Post den Adressaten am nächsten Tag erreicht. Bei „Second Class“ müssten künftig nur noch 95% innerhalb von drei Tagen am Ziel ankommen. Bislang waren es 98,5%.

„Reform“ der Grundversorgung

Die gesetzlich vorgeschriebene Grundversorgung „bedarf dringend einer Reform, die widerspiegelt, was die Menschen brauchen, um ihre Zukunft zu sichern“, verlautbarte die Aufsichtsbehörde. Zugleich forderte sie das Unternehmen auf, in seine Infrastruktur zu investieren. Ofcom hatte Royal Mail in der Vergangenheit mit hohen Geldstrafen belegt, weil das Unternehmen seinen Zustellverpflichtungen nicht in ausreichendem Maße nachgekommen war.

E-Mail und andere Kommunikationsformen über das Internet haben im Geschäft der Royal Mail ihre Spuren hinterlassen. Das Briefaufkommen ist deshalb in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf rund ein Drittel des einstigen Volumens zurückgegangen. Die gewerkschaftlich gut organisierte Belegschaft sorgt für hohe Kosten. Es sei nicht nachhaltig, ein Netz für 20 Milliarden Briefe aufrechtzuerhalten, wenn man nur noch 6,7 Milliarden befördere, sagte Royal-Mail-CEO Emma Gilthorpe.

Zwischenspiel an der Börse

Der konservative Schatzkanzler George Osborne hatte die Brief- und Paketlogistik der britischen Post 2013 an die Börse gebracht. Kretinsky ließ die Mutter International Distributions Services für 3,6 Mrd. Pfund wieder vom Kurszettel streichen. Der Paketdienst GLS gilt als Ertragsperle. Die Gruppe insgesamt ist defizitär.

Kretinsky wurde in Deutschland als Anteilseigner von Metro und Aareal Bank bekannt. In den Niederlanden ist er Aktionär von PostNL. Und in Großbritannien ist die „tschechische Sphinx“ Miteigentümer des Fußballclubs West Ham United. Schlagzeilen machte er dort nicht nur mit der Royal Mail, sondern auch durch seinen Einstieg bei der Supermarktkette J Sainsbury.

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