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RTL bündelt Kräfte mit John de Mol

 Bertelsmann macht Tempo bei der Neuordnung seiner Fernsehgeschäfte. Die Tochter RTL geht in den Niederlanden mit dem Medienunternehmen Talpa Network des Fernsehproduzenten John de Mol zusammen. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, der auch CEO der RTL...

RTL bündelt Kräfte mit John de Mol

ak Köln

 Bertelsmann macht Tempo bei der Neuordnung seiner Fernsehgeschäfte. Die Tochter RTL geht in den Niederlanden mit dem Medienunternehmen Talpa Network des Fernsehproduzenten John de Mol zusammen. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, der auch CEO der RTL Group ist, treibt mit der Transaktion seine Idee von der Bildung nationaler TV-Champions weiter voran.

Bereits Mitte Mai hatte der Konzern aus Gütersloh den geplanten Zusammenschluss der Sendergruppen TF1 und der RTL-Tochter M6 in Frankreich bekannt gegeben. Mit dieser Strategie will Rabe in den jeweiligen Märkten ein nationales Gegengewicht zu den internationalen Streamingdiensten und Tech-Plattformen aufbauen. Wenn die Wettbewerbsbehörden die Deals in Frankreich und den Niederlanden genehmigen, würden die fusionierten Unternehmen in ihren Ländern jeweils zum unangefochtenen Marktführer aufsteigen.

Die aktuelle Vereinbarung sieht vor, dass Talpa Network alle Aktivitäten (TV, Radio, Print, Digital und E-Commerce) mit Ausnahme der Produktionsgesellschaften in RTL Nederland einbringt und dafür einen Anteil von 30% an der Gruppe erhält. Das fusionierte Unternehmen hätte nach Angaben von RTL dann 2020 einen Umsatz von 909 Mill. Euro und ein Ebita von 84 Mill. Euro erzielt. RTL Nederland alleine hatte im vergangenen Jahr 476 Mill. Euro umgesetzt und operativ 58 Mill. Euro (Ebita) verdient. Bei der werberelevanten Zielgruppe der 25- bis 54-Jährigen kam RTL Nederland bislang auf einen Marktanteil von fast 32%, Talpa TV erreichte knapp 22%.

Die Eigentümer erhoffen sich durch den Zusammenschluss signifikante Synergieeffekte in einem Volumen zwischen 100 und 120 Mill. Euro. Zwei Drittel sind nach Angaben eines Unternehmenssprechers kostengetrieben, ein Drittel umsatzgetrieben. Sie sollen bis 2025 vollständig realisiert werden. RTL kündigte außerdem an, künftig jährlich 400 Mill. Euro in Inhalte investieren zu wollen. Geführt wird die Gruppe künftig von Sven Sauvé, dem CEO von RTL Nederland.

John de Mol zeigte sich in einer Pressemitteilung zuversichtlich, dass das fusionierte Unternehmen auch mit amerikanischen und chinesischen Tech-Unternehmen mithalten könne. Der 66-jährige Milliardär will sich nach eigenen Worten „wieder voll und ganz auf das konzentrieren, was ich am liebsten mache: die Kreation und Entwicklung neuer innovativer Inhalte“. John de Mol hat Fernsehformate wie „Big Brother“ und „The Voice“ entwickelt. Von De Mols Kreativität will künftig auch RTL Nederland profitieren. Mit den bei dem Unternehmer verbleibenden Produktionsgesellschaften hat die Sendergruppe eine Vereinbarung über die Entwicklung von neuen Formaten für die linearen TV-Sender sowie für den Streaming-Dienst Videoland getroffen.

Als Berater der Transaktion hatte RTL Nederland J.P. Morgan, EY und die Kanzlei NautaDutilh an Bord. Talpa Network vertraute auf PJT Partners, Freshfields und Deloitte. Der Zusammenschluss soll in der ersten Jahreshälfte 2022 finalisiert werden.

Auf der Agenda von Bertelsmann steht jetzt noch RTL Belgien, die kleinste Einheit der europäischen TV-Geschäfte. Die Aktivitäten im französischsprachigen Teil des Landes fuhren im vergangenen Jahr einen Umsatz von 159 Mill. Euro und ein Ebita von 16 Mill. Euro ein. Hier könnte es dem Vernehmen nach auf einen Verkauf hinauslaufen.