RTL verkauft ihre US-Werbeplattform SpotX an den US-Rivalen Magnite, der sich preislich nicht lumpen lässt. Der Kaufpreis von 1,17 Mrd. Dollar setzt sich aus einer Barkomponente von 560 Mill. Dollar und 14 Millionen Magnite-Aktien zusammen, wie die Fernsehtochter von Bertelsmann mitteilt. RTL war 2014 bei SpotX mehrheitlich eingestiegen und hatte die Beteiligung 2017 auf 100% aufgestockt. In Summe zahlten die Luxemburger 230 Mill. Euro, so dass sich allein aus der Barkomponente ein ansehnlicher Buchgewinn errechnet. Hinzu kommen die Magnite-Aktien, die basierend auf dem aktuellen Kurs umgerechnet 977 Mill. Euro wert sind.

Am Buchgewinn sollen die Aktionäre beteiligt werden, lässt RTL durchblicken. Das ist jedoch noch Zukunftsmusik. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal 2021 gerechnet, vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen. Dann erst wird der Buchgewinn eingefahren und entsprechend erst in der Dividende für 2021 berücksichtigt. Dessen ungeachtet bescherte die Nachricht der Aktie einen Kurssprung um in der Spitze 8,5%.

Hatte RTL SpotX zunächst mit der Hamburger Smartclip zusammenführen wollen, läutetet der Konzern im August 2019 den Kurswechsel ein. Unter dem Stichwort „strategische Partnersuche“ gab Vorstandschef Thomas Rabe den Startschuss für den Rückzug, von einem Verkauf war seinerzeit allerdings keine Rede.

Nun heißt es, der Verkauf von SpotX stehe im Einklang mit der Strategie, sich auf das Wachstum der europäischen Digitalgeschäfte in Streaming, Werbetechnologie, digitalem Video und Audio sowie dem Inhaltegeschäft Fremantle zu konzentrieren. Ob RTL auch die Beteiligung an Magnite versilbern wird, ließ Rabe offen. „Wir freuen uns darauf, als Aktionär des zusammengeführten Unternehmens am zukünftigen Erfolg von SpotX und Magnite teilzuhaben“, sagt er lediglich.

Mit dem Rückzug aus dem US-Markt­ untermauert RTL die strategische Ausrichtung auf Europa. Zugleich soll Werbetechnologe auch künftig strategische Priorität bei der Sendergruppe genießen, wie es heißt. „Mit unseren Ad-Tech-Geschäften Smartclip und Yospace haben wir große Fortschritte erzielt, eine offene europäische Werbetechnologie-Plattform zu schaffen und damit den stark wachsenden Markt für Adressable-TV-Werbung zu erschließen“, sagt Rabe. Allein in Deutschland wird erwartet, dass der Markt für Adressable-TV-Werbung bis 2025 auf mehr als 500 Mill. Euro wachsen wird.

Wertberichtigt Seite 6