Rückschlag für Kabel Deutschland
Das Management von Kabel Deutschland (KDG) rüstet sich offensichtlich für eine Abwehrschlacht gegen den britischen Mobilfunkriesen Vodafone. Eine Offerte würde KDG in einem schwachen Moment erwischen, denn das Bundeskartellamt will der Übernahme des Konkurrenten Telecolumbus allem Anschein nach nicht zustimmen.hei Frankfurt – Kabel Deutschland (KDG) steht vor einem strategischen Rückschlag. Wie der deutsche Branchenprimus mitteilt, hat das Bundeskartellamt die avisierten Zugeständnisse des Unternehmens bei der geplanten Übernahme von Telecolumbus für nicht ausreichend befunden, um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken auszuräumen. KDG rechnet daher mit einer Untersagung der Transaktion, mit der der Kabelriese seine Reichweite auf 1,7 Millionen Haushalte, vorwiegend in Ostdeutschland, ausdehnen wollte. Die Aktie sackte um 5,5 % ab.Die Kartellwächter fordern Kabel Deutschland zufolge die Veräußerung von nahezu 60 % der zu erwerbenden Netze von Telecolumbus, doppelt so viel wie die Münchner für den Fall der Genehmigung zusagen wollten. Das Management hält Zugeständnisse in diesem Ausmaß für wirtschaftlich “nicht vertretbar”. Vorstandschef Adrian von Hammerstein bedauerte das nun absehbare Scheitern der Übernahme und erklärte, Kabel Deutschland werde sich nun voll auf “organisches Wachstum” konzentrieren. Dafür bestehe auf Basis der sehr leistungsfähigen Infrastruktur und attraktiver Internet- und Fernsehprodukte “über Jahre hinaus” großes Potenzial. Mäßiger AbschlagKabel Deutschland, die heute die Ergebnisse für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres (per 31.3.) vorlegt, rechnet im laufenden Turnus bisher mit einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen von bis zu 870 Mill. Euro. Durch die Übernahme von Telecolumbus war für das neue Geschäftsjahr 2013/14 mit einem operativen Ergebnisbeitrag von 75 Mill. Euro kalkuliert worden, ein Ertragsschub, der organisch etwas länger dauern dürfte. Die Analysten von J. P. Morgan veranschlagen in ihrer Sum-of-the-Parts-Analyse einen Abschlag von 2 Euro je Aktie bei Scheitern der Übernahme.Damit fällt der Bewertungsabschlag, den Vodafone bei einer möglichen Offerte in Betracht ziehen kann, nicht übermäßig aus. Kabel Deutschland rüstet sich für die Auseinandersetzung mit Vodafone, indem Morgan Stanley und Perella Weinberg als Berater engagiert wurden, wie Bloomberg aus informierten Kreisen berichtet. Der Konzern bringt es inzwischen auf eine Marktkapitalisierung von 6,0 Mrd. Euro. Inklusive Schulden ginge es bei einer Übernahme um einen Unternehmenswert von 7,7 Mrd. Euro.Die neuerlichen Gedankenspiele sind bereits der zweite Versuch des deutschen Vodafone-Managements, die Konzernführung für eine Akquisition Kabel Deutschlands zu gewinnen. Im ersten Anlauf Mitte 2011 wurde ein Kauf vom Board für zu teuer befunden und abgelehnt Damals hatte sich der Kurs der Aktie seit dem IPO im März 2010 (Platzierungspreis 22 Euro) bereits verdoppelt, inzwischen hat er sich mehr als verdreifacht. Wette auf KonvergenzAusgeheckt wurde der neuerliche Übernahmeplan von Jens Schulte Bockum, der seinerseits als Nachfolger des langjährigen Vodafone-Deutschland-Chefs Fritz Joussen neu an der Spitze steht und offenbar strategisch stärker auf die Konvergenz von Mobilfunk und Festnetz setzt. Branchenanalysten wie Steve Hartley von Ovum betrachten als Ziel der KDG-Übernahme eine Stärkung im Privatkundengeschäft, wo Vodafone dann als integrierter Anbieter mit einem Konkurrenzangebot zur Deutschen Telekom auftreten könnte. Diese bietet seit einigen Jahren sogenannte Triple-Play-Produkte aus Telefonie, Internet und TV an, die bei Bedarf durch Mobilfunk ergänzt werden, wie dies auch Kabel Deutschland bietet.Vodafone selbst hatte bereits ein eigenes TV-Angebot gestartet, das aber ohne größere Resonanz blieb. Bei der Telekom entwickelte sich das TV-Geschäft auf organischer Basis über Jahre äußerst zäh. Inzwischen haben die Bonner jedoch über 1,5 Millionen IPTV-Kunden. Organisch dagegen anzugehen, dürfte Vodafone sehr schwer fallen, ein Kauf von KDG würde den Konzern hierzulande dagegen auf einen Schlag in die Offensive bringen. Indes heißt es, dass die Vodafone-Konzernführung strategische Schritte in anderen europäischen Märkten, unter anderem in Spanien, für dringlicher hält. In Spanien ist der Wettbewerb der Kabelgesellschaften bereits weit härter und trifft sowohl Telefónica als auch Vodafone empfindlich.