Hess-Übernahme durch Chevron

Rückschlag für Öl-Megadeal in den USA

Der einflussreiche Proxy-Berater ISS empfiehlt Aktionären des Ölkonzerns Hess, sich bei einer Abstimmung zur geplanten Übernahme durch Chevron zu enthalten. Hintergrund ist ein Streit des Energieriesen mit Branchenprimus ExxonMobil.

Rückschlag für Öl-Megadeal in den USA

Rückschlag für Öl-Megadeal in den USA

Stimmrechtsberater ISS empfiehlt Hess-Aktionären Enthaltung bei Übernahme durch Chevron

Der einflussreiche Proxy-Berater ISS empfiehlt Aktionären des Ölkonzerns Hess, sich bei einer Abstimmung zur geplanten Übernahme durch Chevron zu enthalten. Hintergrund ist ein Streit des Energieriesen mit Branchenprimus ExxonMobil um Anteile an Förderprojekten in Südamerika. Zudem weht politischer Gegenwind für den Deal.

xaw New York

Der amerikanische Ölriese Chevron stößt bei seiner versuchten Akquisition des Konkurrenten Hess auf schwer zu überwindende Hindernisse. Nun hat der einflussreiche Proxy-Berater Institutional Shareholder Services (ISS) den Aktionären des Übernahmekandidaten empfohlen, sich bei der Abstimmung zu der 53 Mrd. Dollar schweren Transaktion zu enthalten. Den Hintergrund bildet dabei ein Streit zwischen Chevron und der Rivalin Exxon Mobil, die den Deal zu torpedieren sucht.

Streit um Guyana-Projekt

Der Konflikt dreht sich um ein Förderprojekt in Guyana. Exxon, Hess und die chinesische Cnooc haben vor der Küste des südamerikanischen Staates einen der größten Ölfunde der Moderne gemacht. Laut Exxon-CFO Kathryn Mikells summierte sich der Output des Branchenprimus in Guyana im ersten Quartal auf mehr als 600.000 bpd. Unterdessen will sich Chevron durch die Hess-Übernahme einen Anteil von 30% an den dortigen Förderprojekte sichern. Exxon, deren Beteiligung sich auf 45% beläuft, pocht allerdings auf Vorkaufsrechte. Die Rivalen treffen sich nun in einem Schiedsverfahren mit ungewissem Ausgang.

ExxonMobil-CEO Darren Woods rechnet damit, dass sich das Schiedsverfahren gegen Chevron noch bis 2025 hinzieht. Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS | Eric Risberg.

Die Hess-Aktionäre sollen am 28. Mai über die Akquisition durch Chevron abstimmen. ISS rät Investoren nun dazu abzuwarten, bis mehr Details aus dem Verfahren bekannt sind. Chevron solle darüber nachdenken, den Anteilseignern des Übernahmeziels eine Entschädigung für den Fall anzubieten, dass sich der Abschluss des Deals verzögere oder die Transaktion gar nicht zustande komme.

Politischer Gegenwind

Aktuell seien Investoren noch nicht in der Lage, den Zeitplan für das Schiedsverfahren zu überblicken – und müssten mit dem Risiko leben, dass Chevron Vereinbarungen breche, ohne dafür eine Kompensation zu leisten. Tatsächlich sehen die Bedingungen des Deals vor, dass der Ölriese sich ohne Auflösungsgebühr zurückziehen kann, sollte Exxon sich durchsetzen. Darren Woods, CEO des Branchenprimus, rechnet damit, dass sich das Schiedsverfahren bis 2025 hinziehen könnte – so betonte er es zumindest auf einer Konferenz in Los Angeles in der vergangenen Woche.

ISS bezeichnete den Aufschlag von rund 10%, den Hess-Aktionäre bei Zustandekommen der Übernahme erhalten würden, als „bescheiden“. Mit Glass Lewis gibt der andere führende Stimmrechtsberater bisher keine öffentlichen Empfehlungen zu dem Deal ab, der auch auf regulatorischen und politischen Gegenwind stößt. So hat die Wettbewerbsaufsicht FTC Informationen zu der Übernahme angefordert. Derweil fordert Chuck Schumer, der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, den Regulator auf, den Merger zu blockieren. Käme die Transaktion zustande, besäßen die größten Ölkonzerne der Vereinigten Staaten noch mehr Preissetzungsmacht als ohnehin.

Analysten warnten zuletzt bereits davor, dass die Welle an Mega-Deals im Ölsektor – ExxonMobil schloss ihre insgesamt 64,5 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Förderers Pioneer erst Anfang Mai ab – zu neuerlichen Rückgängen des Outputs führen dürfte. Schließlich stellten die Großkonzerne ihr Erlöswachstum stärker hinter Shareholder Returns zurück und bohrten somit weitaus weniger als Förderer, die in geringerem Maß unter Beobachtung durch globale Investoren stünden.  

US-Senator ruft die Kartellaufsicht FTC auf, die Hess-Übernahme durch Chevron zu blockieren. Foto: picture alliance / Sipa USA | Sipa USA.

Die amerikanische Energiestatistikbehörde EIA hat ihren Ausblick für die US-Förderung zuletzt zwar leicht nach oben korrigiert und geht nun davon aus, dass die Produktion im laufenden Jahr bei 13,21 Mill. Barrel pro Tag (bpd) liegen wird. Gegenüber dem Vorjahr würde dies aber lediglich einen Anstieg um 280.000 bpd bedeuten, nachdem 2023 noch ein Plus von 1,02 Mill. bpd zu Buche stand.

Zugpferd Permbecken

Das Permbecken zwischen Texas und New Mexico bildet das verbleibende Zugpferd unter den US-Regionen. Doch gerade die Verhältnisse in der Südstaaten-Formation dürften sich laut Analysten durch die zahlreichen Merger im Sektor verschieben. So werden infolge der Transaktionen laut der Beratung Wood Mackenzie künftig mehr als die Hälfte des täglichen Outputs in der wichtigsten US-Region auf lediglich zehn Unternehmen entfallen, von denen einige eine stärkere Kontrolle über den Markt haben dürften als einzelne Mitgliedstaaten des Ölkartells Opec.

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