Rückzug aus Russland bremst Bilfinger-Ertrag
hek Frankfurt
Der Industriedienstleister Bilfinger ist im Startquartal 2022 kräftig gewachsen, doch der Rückzug aus Russland drückt auf den Ertrag. Daher stagnierte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita) bei 9 Mill. Euro. Den Jahresausblick bestätigt das Management. Dieser sieht deutliche Zuwächse für Umsatz (2021: 3,74 Mrd. Euro) und Ebita (2021: 121 Mill. Euro) vor. Der Nachsteuergewinn werde aber voraussichtlich sinken, etwa weil positive Sondereinflüsse wegfallen.
Höhere Energiepreise und ein veränderter Energiemix hätten für gute Nachfrage gesorgt, teilt Bilfinger mit. Folge ist ein organisches Umsatzwachstum von 14% auf 961 Mill. Euro. Beim Auftragseingang verbucht Bilfinger mit 1,12 Mrd. Euro – ein organisches Wachstum von 10% im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2021; nach eigenen Angaben das stärkste Quartal seit dem zweiten Jahresviertel 2019.
Das Auslaufen des Russlandgeschäfts – Bilfinger nimmt keine neuen Aufträge an und lässt bestehende Verträge auslaufen – schlägt mit Rückstellungen von 10 Mill. Euro zu Buche. Damit erreichen die Rückzugskosten die Höhe eines Jahresumsatzes in Russland. Diesen hohen Betrag begründet CFO Christina Johansson mit Abfindungen für Mitarbeiter und Abschreibungen auf Forderungen und Working Capital. Bilfinger beschäftigte vor dem Krieg 250 Mitarbeiter in Russland, deren Gehälter bis Ablauf der Kündigungsfrist weitergezahlt werden müssten.
Thomas Schulz, seit Anfang März CEO des Konzerns, spricht in der Telefonkonferenz von einem erfreulichen Start in das Jahr 2022. Investoren sind weniger angetan, wie der Kursrückgang um 9% im Handelsverlauf am Mittwoch zeigt. Nach dem aktuellen Konzernausblick dürften die Marktteilnehmer ihre Erwartungen an das operative Ergebnis des Gesamtjahres zurückschrauben, erwartet die Schweizer Bank UBS.
Unter dem Strich stehen 6 Mill. Euro Quartalsverlust, nachdem im Vorjahreszeitraum 10 Mill. Euro Gewinn angefallen waren. Damals profitierten die Mannheimer von einem Sondereffekt aus dem Verkauf des Immobiliendienstleisters Apleona sowie Zinsen auf Steuererstattungen. Für die Zukunft erwartet Schulz größere Investitionen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien. Auch gebe es in einigen Ländern ein Revival der Kernkraft. Verstärktes Augenmerk will Johansson auf das Working Capital legen. Hier führten Umsatzausweitung und saisonale Einflüsse im ersten Quartal zu einem erhöhten Bedarf, der den Free Cashflow belastete.
Bilfinger | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Auftragseingang | 1 117 | 1 001 |
Umsatz | 961 | 833 |
Bruttomarge (%) | 9,9 | 9,4 |
Ebita | 9 | 9 |
in % des Umsatzes | 0,9 | 1,1 |
Konzernergebnis | −6 | 10 |
Operativer Cashflow | −67 | −23 |
Auftragsbestand | 3 130 | 2 796 |
Börsen-Zeitung |