Russisches Endspiel für Anleihegläubiger von Ekosem-Agrar
Russisches Endspiel
für Anleihegläubiger
von Ekosem-Agrar
Agrarkonzern plant Haircut mit Abfindung von 30 Prozent des Nennbetrags
hek Frankfurt
Der schwer angeschlagene Agrarkonzern Ekosem bereitet die nächste finanzielle Restrukturierung vor. Nachdem vor zwei Jahren der Zinssatz der beiden Unternehmensanleihen drastisch herabgesetzt wurde und die Laufzeiten um jeweils fünf Jahre verlängert wurden, ist jetzt eine Art Abfindungsofferte geplant, die den Bondholdern einen Weg aufzeigt, unter hohen Verlusten auszusteigen.
Das Konzept sieht vor, dass die Anleihegläubiger ihre Forderungen an eine in Zypern ansässige Gesellschaft verkaufen. Sie erhalten dann 30% des Nennbetrags, müssen also 70% plus aufgelaufene Zinsansprüche in den Wind schreiben. Der Preis liege um mehr als 165% über den Durchschnittskursen des ersten Quartals, teilt Ekosem mit. Das Geld für den Ankauf der Bonds stellen nicht näher benannte Investoren bereit. Die beiden Anleihen haben ein Volumen von insgesamt 178 Mill. Euro.
Gläubigerversammlungen am 2. Mai
Ekosem ist die in Walldorf ansässige Holding der Ekoniva-Gruppe, nach eigenen Angaben größter Milchproduzent der Russischen Föderation und Europas. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat das ohnehin hoch verschuldete Unternehmen in schwere Turbulenzen gestürzt. Ekosem wurde quasi zwischen westlichen Sanktionen und russischen Gegenmaßnahmen zerrieben. So blieben Zinszahlungen aus, da ein Transfer von Liquidität von Russland nach Deutschland laut Unternehmensangaben weiterhin nicht möglich war.
Den Haircut sollen die Bondholder auf Gläubigerversammlungen am 2. Mai beschließen. Außerdem sollen sie auf die Rückzahlungsoption im Fall eines Kontrollwechsels verzichten. Mit der Bondrestrukturierung geht nämlich ein gesellschaftsrechtlicher Umbau einher, der dazu führt, dass die deutsche Holding als Hülle zurückbleibt. Demnach verkauft Ekosem ihre Anteile an den Zwischenholdings in Russland an eine russische Erwerbergesellschaft, die im Wesentlichen den aktuellen Eigentümern gehört. Das sind der Agrarunternehmer Stefan Dürr, der laut Ekosem-Homepage 58,8% hält, sowie Management, Mitarbeiter und sonstige Aktionäre (41,2%). Frühere Pläne für einen Börsengang waren gescheitert.
Operatives Geschäft ausschließlich in Russland
Das operative Geschäft von Ekosem spielt sich ausschließlich in Russland ab. Laut der Firmenmitteilung wollen die Investoren auch bis zu 100 Mill. Euro Eigenkapital in die russische Erwerbergesellschaft einschießen. Vorausgesetzt, Bondrestrukturierung und Anteilsübertragung werden umgesetzt. Der gemeinsame Vertreter der Bondholder, die eAnleihe GmbH, und der Gläubigerrat begrüßen nach Angaben von Ekosem die Restrukturierung. Sie hätten eine tiefergehende Prüfung angekündigt.