Russland wird zum Joker im Uniper-Poker

Veto der Moskauer Regierung könnte feindliche Übernahme durch Fortum scheitern lassen - Kursverdopplung seit Abspaltung von Eon

Russland wird zum Joker im Uniper-Poker

cru Düsseldorf – Im Kampf gegen die feindliche Übernahme durch den staatlichen finnischen Energiekonzern Fortum hat der deutsche Kraftwerksbetreiber Uniper noch einen Joker in der Hinterhand. Russland könnte sein Veto gegen die Übernahme einlegen, die von vielen bereits als “done deal” eingeschätzt wird. “Im Angebotsprospekt von Fortum ist die Zustimmung der russischen Behörden als Bedingung für den Deal aufgeführt. Fehlt diese Bedingung, platzt der Deal”, sagte Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer am Donnerstag am Rande der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf.In Russland gebe es ein Gesetz, dem zufolge ein ausländischer Staatskonzern keine als strategisch eingestuften Unternehmen im Energiesektor übernehmen dürfe. Die Aktivitäten des Uniper-Konzerns in Russland, der dort Kraftwerke und Gaspipelines besitzt, würden seitens der Regierung in Moskau als strategisch angesehen. Insofern müsste Russland eigens eine Ausnahme für den von Fortum geplanten Deal machen. Das ist bisher nicht geschehen – und Uniper verfügt in Russland als Nachfolgerin des früher als Ruhrgas bekannten großen Gasimporteurs über beste Verbindungen zum russischen Staatskonzern Gazprom und damit zur Regierung. Uniper-Chef Schäfer, der Fortum-Chef Pekka Lundmark wegen dessen anfänglicher Zerschlagungspläne als “Wolf im Schafspelz” bezeichnet hatte und seit Monaten gegen die Übernahme kämpft, machte deutlich, dass er nicht aufgegeben hat: “Wer die Tür eintritt, kann nicht mit einem Willkommen rechnen”, sagte Schäfer, obgleich er fortgesetzt Gespräche mit Fortum-Chef Lundmark führt. Volle Übernahme verhindertDie Situation habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr – als Fortum im Juli zunächst eine Komplettübernahme samt Zerschlagung anstrebte – entspannt, sagte Schäfer. Man habe regelmäßige Gespräche vereinbart, sagte er, wollte sich zu den Inhalten aber nicht äußern und verwies auf Vertraulichkeit. “Das ursprünglich von Fortum angestrebte Szenario einer vollständigen Übernahme konnten wir bis heute erfolgreich abwehren”, sagte Schäfer.Fortum hat vom ehemaligen Uniper-Mutterkonzern Eon im Rahmen eines öffentlichen Angebots für alle Aktien nur rund 47 % der Uniper-Anteile von Eon im Wert von 3,8 Mrd. Euro angedient bekommen. Diese Aktien sind aber noch nicht rechtswirksam an Fortum übertragen. Es fehlt neben der Genehmigung aus Russland auch noch grünes Licht von den EU-Kartellbehörden. In Brüssel hat Fortum aber noch nicht einmal den Antrag zur Genehmigung des Deals gestellt.Daneben hat der Uniper-Vorstand noch einen kleinen Nadelstich platziert: Die Dividendenausschüttung für 2017 soll von 250 Mill. auf 271 Mill. Euro steigen. Eon hat jedoch mit Fortum vertraglich vereinbart, dass Eon auf der Hauptversammlung am 6. Juni keiner erhöhten Dividende zustimmen darf. Damit dürfte die Erhöhung Makulatur sein, was wiederum andere Uniper-Eigentümer wie den Hedgefonds Elliott brüskieren dürfte. Für 2018 will der Uniper-Vorstand laut Ankündigung sogar rund 300 Mill. Euro ausschütten. Der Konzern ist damit auf Kurs, um bis 2020 die Dividende ausgehend von 2016 um 25 % pro Jahr zu steigern. Schwaches KonzernergebnisUnterdessen ist das operative Ergebnis des Kraftwerksbetreibers 2017 etwas schwächer als erwartet ausgefallen, und unter dem Strich stand abermals ein Verlust. Gas stehe im Zentrum der Aktivitäten, und das Handelsgeschäft solle ausgebaut werden, kündigte Schäfer an. Ab 2018 sollen die Kosten dauerhaft um 400 Mill. Euro gesenkt werden.Indes wird das 2 Mrd. Euro teure neue Kohlekraftwerk in Datteln zur Zitterpartie, weil es möglicherweise noch später als geplant erst 2019 ans Netz geht. Grund dafür sind fehlerhafte Schweißnähte am Kessel aus Stahl, den der japanische Hitachi-Konzern geliefert hat.Der Kurs der im MDax notierten Uniper-Aktie wurde bisher von der Erwartung eines erhöhten Angebots durch Fortum getrieben. Am Donnerstag schloss der Kurs behauptet mit einem Plus von 0,2 % auf 25,31 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit der Abspaltung von Eon und der separaten Börsennotierung im September 2016 mehr als verdoppelt auf 9,3 Mrd. Euro. Fortum hat 23 Euro je Aktie gezahlt.