RWE darf Beteiligung an Eon nicht erhöhen

Schmitz: Auch Verkauf an Wettbewerber ist vertraglich ausgeschlossen - Teyssen: Keine betriebsbedingten Kündigungen

RWE darf Beteiligung an Eon nicht erhöhen

Bis Ende 2019 wollen Eon und RWE den Netzbetreiber Innogy unter sich aufteilen. Der nächste Schritt wird das öffentliche Übernahmeangebot von Eon an die Innogy-Aktionäre sein, das Ende April an die BaFin geht. Laut Vertrag der beiden Konzerne darf RWE die künftige Beteiligung an Eon nicht aufstocken.cru Essen – RWE darf den Anteil an Eon von 16,7 %, den der Stromerzeuger im Zuge der Aufteilung der Netztochter Innogy erhalten soll, künftig weder erhöhen noch an einen Wettbewerber verkaufen. Das haben Eon und RWE vertraglich fest vereinbart, wie die beiden Vorstandschefs Johannes Teyssen und Rolf Martin Schmitz am Dienstag gemeinsam anlässlich der Vorlage ihrer Bilanzen für 2017 in Essen erklärten. Auf die Frage, wie lange diese Vereinbarung Bestand habe, wollte Schmitz allerdings nicht antworten. Er betonte nur, die Beteiligung an Eon sei eine reine Finanzbeteiligung für RWE – und entzog damit Spekulationen über eine künftige, noch größere Fusion der beiden Essener Energieriesen vorerst den Boden.”Das ist eine Transaktion, die nur Gewinner hat”, sagte Schmitz. Bei Eon sollen jedoch im Zuge der Umstrukturierung – bei der Eon das Netz und den Vertrieb von Innogy übernimmt, während RWE die Ökostromerzeugung von Eon und Innogy erhält – bis zu 5 000 Stellen wegfallen. Dies werde allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen abgehen, wie Eon-Chef Teyssen versicherte. “Eon hat noch nie betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. So wird es auch weiter sein”, sagte Teyssen bei der Vorstellung des erst seit Anfang Januar konkret vorbereiteten Deals, mit dem sich die beiden Energieriesen nicht länger direkte Konkurrenz machen werden.Eon erwartet durch die Innogy-Übernahme ein Kostensenkungspotenzial von 700 Mill. Euro jährlich ab 2022. RWE rechnet nur mit Synergien von 50 Mill. Euro im Jahr. Die Übernahme von Innogy durch Eon und die Aufteilung des Unternehmens mit RWE hat einen Eigenkapitalwert von insgesamt 22 Mrd. Euro. Inklusive der Schulden kommt die Transaktion sogar auf einen Gesamtwert von 43 Mrd. Euro. Perella Weinberg DealmakerEon steigt durch den Deal zum größten Netzbetreiber in Europa und gemessen an der Zahl von 50 Millionen Kunden auch zum größten Stromvertrieb in Europa auf. RWE wird zum viertgrößten Stromerzeuger in Europa hinter EdF, Enel und Engie sowie zum drittgrößten Ökostromerzeuger in Europa hinter Iberdrola und Enel.Federführende Berater auf der Seite von Eon waren Perella Weinberg und BNP Paribas. Goldman Sachs hat die Arbeit der Verteidigung von Eon gegen eine unerwünschte Übernahme beendet, ist aber noch beim Übernahmeziel Innogy engagiert. Für RWE arbeiten Bank of America Merrill Lynch und Citigroup sowie die Kanzlei Freshfields an dem Deal. Der RWE-Aufsichtsrat hat sich von Rothschild beraten lassen.Der nächste Schritt bei der Übernahme von Innogy durch Eon ist nun die Einreichung eines Übernahmeangebots für alle Aktien zu 40 Euro je Aktie bei der Finanzaufsicht BaFin bis Ende April. Für den Innogy-Anteil von 23 %, der in Streubesitz ist und nicht RWE gehört, benötigt Eon rund 5 Mrd. Euro Bargeld. Den Löwenanteil dafür steuert der schon in die Wege geleitete Verkauf der 47-Prozent-Beteiligung an der ehemaligen Kraftwerkstochter Uniper an den finnischen Rivalen Fortum für 3,8 Mrd. Euro bei. Hinzu kommt eine Bargeldzahlung von RWE an Eon über 1,5 Mrd. Euro. Der Rest läuft ohne Barzahlung. RWE erhält im Gegenzug für das Geschäft mit den Netzen und dem Vertrieb von Innogy die Ökostromerzeugung von Eon sowie einige weitere kleinere Unternehmensteile, darunter Atomkraftwerksbeteiligungen und den österreichischen Wasserkraftbetreiber Kelag.Eon und RWE verlieren keine Zeit bei ihrer Neuaufstellung. Eon hat von RWE bereits am Montag die Kontrolle über die Netztochter Innogy übernommen, wie aus einer Börsenpflichtmitteilung vom Dienstag hervorgeht. Demnach hält Eon 76,8 % der Innogy-Stimmrechte mittels Finanzinstrumenten. Rechtlich wirksam werden (Closing) soll die gesamte Transaktion allerdings erst Ende 2019. Ob der derzeit nur kommissarisch besetzte Posten des Vorstandschefs von Innogy noch dauerhaft besetzt werden soll, ließen die Chefs von Eon und RWE offen. Schuldenberg wächstMit dem Kauf von Innogy würde Eon im Netz- und Kundengeschäft einerseits rund 2,5 Mrd. Euro an operativem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) erhalten – zusätzlich zum eigenen Ebit von rund 3 Mrd. Euro. Gleichzeitig übernimmt Eon aber auch die gesamte Nettoverschuldung von Innogy von zuletzt 15,6 Mrd. Euro (inklusive der Intercompany Loans von RWE an Innogy) und kommt dann auf rund 33 Mrd. Euro Schulden. Laut Grobberechnungen der LBBW würde sich die Verschuldung von Eon im Verhältnis zum operativen Gewinn dadurch leicht erhöhen. Dadurch könnte vorübergehend Druck auf die Ratings aufkommen, die Eon jedoch auf dem gegenwärtigen Investment-Grade-Niveau halten will.Für 2017 zahlt Eon eine Dividende von 0,30 Euro, für 2018 sollen es 0,43 Euro sein. RWE hebt die Dividende von 0,50 Euro für 2017 auf 0,70 Euro für 2018 an.Der Kurs der Eon-Aktie reagierte am Dienstag mit einem Plus von 5,1 % auf 9,36 Euro. Innogy kletterten um 0,2 % auf 38,77 Euro, und der Kurs des Innogy-Mutterkonzerns RWE büßte 0,1 % auf 19,64 Euro ein.