RWE hofft auf raschen Kohle-Deal

Vorstandschef Schmitz: Sachlich nüchterne Gespräche mit der Bundesregierung - Abschluss im zweiten Halbjahr erwartet

RWE hofft auf raschen Kohle-Deal

cru Frankfurt – Nachdem RWE wegen der unerwartet hohen Erträge aus dem Energiehandel den Ausblick für das Gesamtjahr schon Ende Juli angehoben hatte, sind auch die endgültigen Zahlen für das zweite Quartal gut ausgefallen. Das bereinigte Nettoergebnis für RWE-Stand-Alone (ohne die Tochter Innogy) erreichte 914 Mill. Euro nach 683 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2018, und der operative Gewinn (Ebitda) kletterte um 20 % auf 1,4 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte.Vorstandschef Rolf Martin Schmitz treibt den geplanten Wandel des Kohlekonzerns zum weltweit zweitgrößten Meereswindparkbetreiber voran. “Wir sind startklar”, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz anlässlich der Halbjahresbilanz. “Das operativ starke Ergebnis gibt uns Rückenwind für die nächsten Monate.” Schmitz will mit dem Konkurrenten Eon die eigene Tochter Innogy aufteilen und im September die Ökostromgeschäfte von Eon und Innogy im Wert von 13 Mrd. Euro übernehmen. Der Rahmen der neuen Ökostromsparte RWE Renewables sei definiert, die Führungsmannschaft sei benannt. Und die Integration der Mitarbeiter, die von Eon und Innogy zu RWE kommen, sei im Rahmen der kartellrechtlichen Vorgaben gut vorbereitet. Umbau nimmt Fahrt auf”Die neue RWE hat also längst Fahrt aufgenommen”, sagte Schmitz. Das sei eine Folge der Regelungen, die Eon und RWE bei der Transaktion festgelegt haben. Unabhängig vom Zeitpunkt der rechtlichen Umsetzung stehe RWE der wirtschaftliche Erfolg der übertragenen Vermögensgegenstände bereits seit dem 1. Januar 2018 zu: “Wir übernehmen die Investitionen, und wir tragen die Kosten.” Damit zahlten alle Geschäfte, die Eon und Innogy im Bereich der Erneuerbaren seit anderthalb Jahren tätigen, auf die “neue RWE” ein.Schmitz nannte zwei Beispiele: Im April wurden im US-Bundesstaat Texas für Eon die ersten Fundamente des Onshore-Windparks Cranell gegossen. Der Windpark wird eine Kapazität von 220 Megawatt haben. Ebenfalls in Texas entsteht derzeit auch das 151-Megawatt-Projekt Peyton Creek. Beide Windparks sollen noch 2019 ans Netz gehen.Rund 9 Gigawatt erneuerbare Energien wird das RWE-Portfolio zum Start umfassen. “Und es wird weiter wachsen”, kündigte Schmitz an. Jedes Jahr stelle RWE dafür 1,5 Mrd. Euro netto bereit. Rechnet man das letzte Woche veröffentlichte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der Erneuerbaren von Eon und Innogy zusammen, so lag dies im ersten Halbjahr 2019 bei über 800 Mill. Euro.Bevor sich RWE vom Atom- und Kohlekonzern zum Ökostromerzeuger wandelt, steht noch der Plan für den im Januar von der Kohlekommission empfohlenen Kohleausstieg bis 2038 aus. RWE strebt in “sachlich nüchternen Gesprächen” eine rasche Einigung mit der Bundesregierung über die Umsetzung an. Man setze darauf, dass es im zweiten Halbjahr Ergebnisse geben werde, sagte Schmitz. Die Beschäftigten in den Kraftwerken und im Tagebau bräuchten Klarheit. RWE fordere als Entschädigung für Kraftwerksstilllegungen pro Gigawatt Leistung 1,2 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro. Ob dazu ein privatrechtlicher Vertrag mit der Bundesregierung abgeschlossen wird – wie beim Atommüll -, ließ Schmitz offen. Nägel mit Köpfen werden wohl erst nach den drei ostdeutschen Landtagswahlen gemacht. Mehr Gewinn 2019Aus den Kerngeschäftsfeldern Braunkohle & Kernenergie, Europäische Stromerzeugung (Gas und Steinkohle) und Energiehandel erwartet das Unternehmen für 2019 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,4 Mrd. bis 1,7 Mrd. Euro. Zuvor war RWE von 1,2 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro ausgegangen. Die Dividende soll auf 80 von 70 Cent je Aktie steigen.Die Nettoschulden von RWE sind wegen der im vergangenen Jahr erhöhten Marktwerte von Absicherungspositionen, die sich normalisiert haben, deutlich gestiegen – auf mehr als 8 Mrd. Euro.Die RWE-Aktie lag mit einem Plus von 0,7 % auf 25,63 Euro zeitweise an der Dax-Spitze. Mit einem Anstieg von mehr als 30 % seit Jahresbeginn gehört die Aktie zu den erfolgreichsten Dax-Werten. Die Marktkapitalisierung liegt bei 14,8 Mrd. Euro und hat sich seit dem Atommüll-Freikauf Ende 2016 verdoppelt.