RWE kritisiert Staatsfonds Norges
Die Coronakrise trifft den Stromerzeuger RWE finanziell nur wenig. Der designierte Konzernchef Markus Krebber bestätigt daher die Prognose für das Gesamtjahr. Mit dem Staatsfonds Norges, der sich aus Nachhaltigkeitsgründen gerade als Investor zurückgezogen hat, geht er hart ins Gericht.ak Köln – RWE-Finanzchef Markus Krebber erwartet nicht, dass der Rückzug des norwegischen Staatsfonds als Aktionär Nachahmer findet. Norges hatte am Mittwoch mitgeteilt, zwölf Unternehmen aus seinem Anlage-Portfolio auszuschließen, weil sie die Nachhaltigkeitskriterien des Fonds nicht erfüllen. Eines davon ist RWE. “Wir glauben nicht, dass das Kreise ziehen wird”, betonte Krebber am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Quartalszahlen. Der designierte Konzernchef, der Mitte kommenden Jahres Rolf Martin Schmitz ablösen soll, bezeichnete die Entscheidung von Norges als “zweifelhaft” und zeigte sich enttäuscht von den angelegten Kriterien. Sie berücksichtigten nicht den eingeschlagenen Weg. RWE reißt das Kriterium, dass ein Unternehmen nicht mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle im Jahr produzieren darf. Laut Krebber hielt Norges zuletzt etwa 0,6 % der RWE-Anteile und hat bereits alle Aktien verkauft.Die Reaktionen von anderen ESG-orientierten Investoren seien dagegen durchweg positiv, betonte Krebber und verwies auf das Ziel von RWE, bis 2040 klimaneutral zu werden. Über 85 % der Investitionen des Konzerns gingen in rein grüne Projekte. Krebber stieß sich auch daran, dass Norges die strengen Kriterien nur für Kohleförderung und nicht für Öl- und Gasexploration angelegt habe. Viel grüner StromOperativ ist RWE gut unterwegs. Im ersten Quartal zeigten sich kaum Auswirkungen der Coronakrise auf die Zahlen. Das bereinigte Ebitda habe mit 1,3 Mrd. Euro das Pro-forma-Ergebnis des Vorjahres um 19 % übertroffen, berichtete Krebber. Die nominal ausgewiesenen Zahlen sind durch den Innogy-Deal mit Eon verzerrt. Als Gründe für den Ergebnisanstieg nannte der CFO das starke Geschäft mit erneuerbaren Energien, die Wiederbelebung des britischen Kapazitätsmarktes und höhere Ergebnisbeiträge aus der Optimierung des Kraftwerkseinsatzes. Das bereinigte Ebitda in den Kerngeschäften Erneuerbare Energien, Gas sowie Energiehandel stieg im Vergleich zur Pro-forma-Basis im Vorjahr um 16 % auf 1 Mrd. Euro. Im Mix der Stromerzeugung zeigte sich angesichts eines wind- und sonnenreichen Quartals eine deutliche Verschiebung zugunsten der erneuerbaren Energien (siehe Grafik).Im Finanzergebnis allerdings machten sich die Pandemie-bedingten Verwerfungen an den Kapitalmärkten mit einem negativen Effekt von 250 Mill. Euro bemerkbar. Es fiel deshalb von – 99 Mill. Euro im Vorjahr auf – 367 Mill. Euro. RWE halte ein im Vergleich zu anderen Unternehmen eher größeres Wertpapierportfolio, erläuterte Krebber. Im Vergleich zum Jahresende 2019 verringerte sich der Bestand an Wertpapieren bis Ende März von 3,25 Mrd. Euro auf knapp 1,9 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung des Konzerns ist laut Krebber im Wesentlichen aufgrund temporärer Effekte aus Sicherungsgeschäften um 1,7 Mrd. auf 8,7 Mrd. Euro gestiegen.Mit operativen Auswirkungen der Pandemie rechnet RWE auch weiterhin kaum. “Auch wenn in den letzten Wochen die Stromnachfrage zurückgegangen ist, hat dies Entwicklung aktuell kaum Einfluss auf unsere Finanzkennzahlen”, führte Krebber aus. Die Stromproduktion von RWE sei weitgehend über Jahre hinaus bereits verkauft, teilweise bis 2023. Für das laufende Geschäftsjahr sei der Konzern preislich und mengenmäßig abgesichert. Krebber bestätigte die Mitte März abgegebene Prognose für das Gesamtjahr. Das bereinigte Ebitda soll 2,7 bis 3 Mrd. Euro erreichen, das bereinigte Ebit 1,2 bis 1,5 Mrd. Euro und der bereinigte Nettogewinn 850 Mill. bis 1,15 Mrd. Euro. RWE sei solide aufgestellt: “Wir brauchen keine finanziellen Hilfen und bei uns sind keine Beschäftigten in Kurzarbeit.”