RWE nutzt Innogy als Geldquelle
Mit dem Börsengang der Netztochter Innogy erschließt sich RWE eine üppige Finanzierungsquelle. Der Konzern braucht das Geld unter anderem zur Finanzierung seiner Verpflichtungen aus der Atommüll-Entsorgung.cru Düsseldorf – Der Essener Energiekonzern RWE treibt den Börsengang der Tochtergesellschaft Innogy voran und hat die Finanzierungszwecke genauer umrissen. Bisher war unklar, ob RWE im Zuge des noch in diesem Jahr geplanten Börsengangs nur neue Aktien der Innogy aus einer Kapitalerhöhung im Volumen von 10 % verkauft oder auch noch weitere Anteile abgibt. Die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung fließen allein Innogy für Investitionen zu. RWE hat sich nun dafür entschieden, zusätzlich Aktien aus dem eigenen Bestand bei Investoren unterzubringen. Die Obergrenze dafür liegt bei 39 % der Bestandsaktien, weil RWE die Mehrheit an Innogy behalten will. “RWE kann im Zuge des Börsengangs der Innogy neben der Kapitalerhöhung weitere Innogy-Aktien platzieren, solange sie Mehrheitsaktionärin bleibt”, sagte Innogy-Finanzchef Bernhard Günther im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Privatplatzierungen geplant”Die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung fließen Innogy für Investitionen zu. Der Emissionserlös aus der Platzierung weiterer Anteile steht für RWE für allgemeine Finanzierungszwecke zur Verfügung. Dazu kann auch die Finanzierung der Kernenergierückstellungen zählen”, ergänzte Günther. Der Manager ist derzeit Finanzvorstand von Innogy und RWE in Personalunion, er wird den Posten bei RWE aber nach dem Börsengang der Innogy abgeben.Mit dem Börsengang erschließt sich RWE eine üppige Einnahmequelle. Der Börsenwert der Innogy wird von Analysten auf rund 20 Mrd. Euro geschätzt. Der Mutterkonzern könnte also mit der Platzierung von bis zu 39 % der Aktien rund 8 Mrd. Euro an Einnahmen erzielen. Die Innogy-Aktien sollen in Deutschland und Luxemburg angeboten werden.Zudem seien Privatplatzierungen bei Investoren in weiteren Ländern vorgesehen. RWE will auch langfristig die Mehrheit an der Tochter halten und von deren Dividende profitieren. Wie bereits bekannt, ist eine Ausschüttungsquote von 70 bis 80 % des bereinigten Nettoergebnisses geplant. Bei Innogy werden nach Abschluss der Umstrukturierung voraussichtlich rund 40 000 der insgesamt rund 60 000 Mitarbeiter des RWE-Konzerns beschäftigt sein. Entsprechend der jetzigen Aufteilung hätte die Tochter für das Jahr 2015 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 4,5 Mrd. Euro verbucht, der gesamte RWE-Konzern inklusive Tochter hatte 7 Mrd. Euro gemeldet. Für das laufende Jahr strebt der Gesamtkonzern ein Ebitda von 5,2 Mrd. bis 5,5 Mrd. Euro an. Die RWE-Aktie reagierte am Montag mit einem Minus von 1,7 % auf 14,65 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Juli 2015 halbiert auf 9 Mrd. Euro.RWE kann das Geld aus dem Börsengang der Innogy gut gebrauchen. Denn der Konzern muss spätestens Anfang kommenden Jahres damit beginnen, die Entsorgung des Atommülls zu finanzieren. Die Energieversorger Eon, RWE, EnBW und Vattenfall müssen dazu ihre Rückstellungen für die Zwischen- und Endlagerung zuzüglich eines Risikoaufschlags an eine öffentlich-rechtliche Stiftung überweisen. Der Gesamtbetrag dürfte auf Basis der Preise des Jahres 2016 und einer Verzinsung der Rückstellungen mit 4,58 % bei 26,4 Mrd. Euro liegen. Auf RWE entfallen dabei nach Schätzung von Analysten rund 6 Mrd. Euro. Tochter schöner als MutterBei der Abtrennung der Innogy von RWE handelt es sich um einen der größten Unternehmensumbauten in Deutschland. Auslöser dafür ist die Energiewende. Die vom Erneuerbare-Energien-Gesetz verursachte Ökostromschwemme aus Sonne und Wind drückt seit Jahren auf die Großhandelspreise für Strom und hat dadurch das Kraftwerksgeschäft der Energiekonzerne unrentabler gemacht.Innogy umfasst die lukrativen Geschäfte mit den Netzen sowie den Vertrieb und die Ökostromerzeugung. Diese Sparten erwirtschaften rund 80 % des operativen Gewinns von RWE. Der Mutterkonzern selbst behält nur das Geschäft mit den Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie den Energiehandel. Investoren messen diesem Geschäft nicht mehr viel Wert bei. Das lässt sich daran ablesen, dass der erwartete Börsenwert der Innogy weitaus höher liegt als der aktuelle von RWE.