RWE steuert auf Rekordkurs
RWE steuert auf Rekordkurs
Ergebnisziel nach neun Monaten eingefahren – Lieferketten abgesichert – Grünes Wachstum verschlingt 10 Mrd. Euro
ab Düsseldorf
RWE steuert im laufenden Turnus auf Bestmarken zu. Nach neun Monaten hat der Stromversorger im bereinigten Konzernergebnis den unteren Rand der Zielspanne schon überschritten. Insbesondere im Energiehandel und im internationalen Kraftwerksportfolio konnten die Essener punkten. Das kam an der Börse gut an.
Der Stromerzeuger RWE hat seine finanziellen Jahresziele nach drei Quartalen so gut wie in der Tasche. Im Kerngeschäft fehlen im bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) nach neun Monaten nur noch 10%, um an den unteren Rand des Zielkorridors zu gelangen, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Im bereinigten Nettoergebnis des Konzerns ist der untere Prognoserand mit 3,4 Mrd. Euro sogar schon erreicht. Der Zielkorridor verläuft zwischen 3,3 und 3,8 Mrd. Euro.
Obwohl RWE nach Angaben von Finanzchef Michael Müller im Schlussquartal keine negativen Überraschungen befürchtet, wird die im Juli erhöhte Prognose nur bestätigt. Immerhin bezeichnete Müller den Ausblick als „konservativ“, wies aber zugleich darauf hin, dass es gerade im Segment Offshore zur Zielerreichung guter Windverhältnisse bedürfe. Im Geschäft mit Windenergie auf See sind das erste und das vierte Quartal entscheidend, wie Müller erläuterte. Beide Quartale stünden normalerweise für jeweils ein Drittel des Jahresergebnisses.
Flächen gesichert
Ergebnisstützend wirkte sich auch die Inbetriebnahme von Offshore-Windparks aus, wenngleich die Stromproduktion im Konzern um 16% unter dem Vorjahresniveau lag. Den Ausbau der Erneuerbaren will RWE nach den Angaben fortsetzen. Sowohl in Deutschland als auch in den USA haben sich die Essener dafür weitere Flächen für Offshore-Windparks gesichert.
Probleme, welche die dänische Orsted jüngst zur Stornierung von Offshore-Projekten in den USA trieben, kann Müller nicht ausmachen. RWE habe ihr Offshore-Projekt vor der Küste von New York erst kürzlich über einen 25 Jahre laufenden Abnahmevertrag mit dem Bundesstaat abgesichert und dabei die gestiegenen Zins- und Investitionskosten berücksichtigt. „Der Zuschlag ist auf einem attraktiven Niveau“, sagte Müller.
Gleichwohl reiche es angesichts der diversen Knappheiten – seien es Schiffskapazitäten oder Turbinen – nicht, sich Offshore-Flächen zu sichern. RWE gehe das Thema strategisch an, um sicherzustellen, dass die Projekte termingerecht und im Rahmen der Budgets realisiert werden können.
Hoher Mittelabfluss
Zu der rasanten Entwicklung in den ersten neun Monaten trugen vor allem ein signifikanter Ergebnissprung im Handel sowie hohe Erträge im Geschäft mit Wasser, Biomasse und Gas bei. In der Stromerzeugung mittels Gas warf das internationale Kraftwerksportfolio durch den kurzfristigen Einsatz in Knappheitssituationen höhere Erträge ab, so dass die Erzeugungsmargen stiegen.
On top kam der Ergebnisbeitrag der seit März konsolidierten Con Edison Clean Energy, die das bereinigte Ebitda im Segment Onshore Wind/Solar auf 870 (i.V. 663) Mill. Euro klettern ließ. Ohne den Ergebnisbeitrag der US-Gesellschaft von 317 Mill. Euro und Buchgewinne aus Beteiligungsverkäufen wäre das Segmentergebnis aufgrund der gesunkenen Strompreise und ungünstigerer Windbedingungen in den USA dagegen zurückgegangen.
Einzig im nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Geschäft mit Kohle und Kernenergie musste RWE Federn lassen. Hier wurden zwischen Januar und Ende September operativ nur 483 (626) Mill. Euro verdient. Um das Segmentziel zu erreichen, müssten im Schlussquartal knapp 400 Mill. Euro erwirtschaftet werden.
Die Investitionsoffensive im Geschäft mit erneuerbaren Energien – in den ersten neun Monaten wurden nach den Angaben 10,3 Mrd. Euro in "grünes Wachstum" gesteckt – hat allerdings ihren Preis. Das lässt sich am Swing in der Nettofinanzposition ablesen. Zum Stichtag 30. September beliefen sich die Nettofinanzschulden auf 6,2 Mrd. Euro, nachdem zum Bilanzstichtag 2022 noch ein Nettofinanzguthaben von 1,6 Mrd. Euro gezeigt wurde. Der freie Cashflow verringerte sich binnen Jahresfrist auf −4,7 Mrd. Euro.