RWE-Tochter Innogy nimmt Kurs auf den MDax
cru Düsseldorf – Der vom Energiekonzern RWE abgetrennte und seit Oktober an der Börse notierte Stromnetzbetreiber Innogy ist zuversichtlich, noch im Dezember in den MDax aufzusteigen. “Das sieht sehr gut aus”, sagte Innogy-Chef Peter Terium vor dem Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Um auch in den Dax aufgenommen zu werden, müsse aber der Anteil des Mutterkonzerns RWE auf 55 % bis 60 % schrumpfen.RWE hält nach dem Börsengang noch knapp 77 % an Innogy und will dauerhaft die Mehrheit der Anteile behalten. Allerdings braucht der Mutterkonzern in den nächsten Monaten fast 7 Mrd. Euro, um damit seine Verpflichtungen für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls zu erfüllen. Nach Ablauf der Haltefrist von sechs Monaten könnte RWE also vielleicht gezwungen sein, weitere Innogy-Aktien auf den Markt zu werfen. Innogy war am 7. Oktober an der Börse gestartet.Mit einem Emissionserlös von 4,6 Mrd. Euro – davon 2,6 Mrd. Euro für RWE sowie 2 Mrd. Euro für Innogy – handelte es sich laut Terium um den weltweit zweitgrößten Börsengang in diesem Jahr und um den viertgrößten Börsengang aller Zeiten in Deutschland. Mit den Einnahmen aus der Emission sei auch RWE “wieder auf gesunde Füße gestellt”. Börsenwert sinktSeit dem Debüt ist der Innogy-Kurs jedoch von 36 Euro zur Ausgabe auf jetzt 33,70 Euro gefallen. Der Börsenwert des Konzerns verringerte sich damit um rund 6,5 % von 20 Mrd. Euro auf 18,7 Mrd. Euro. Innogy ist damit aber noch immer der wertvollste Energiekonzern in Deutschland.Auslöser für den jüngsten Kursverfall war unter anderem die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten. Da die Investoren seither Zinserhöhungen erwarten, hat sich die relative Attraktivität der Dividendenrendite von Innogy verschlechtert. “Innnogy ist ein Zinsderivat”, sagte Terium. In der Nullzinsphase hätten Investoren begeistert auf den Dividendentitel gesetzt, der mit seinen verlässlichen Einnahmen aus dem staatlich regulierten Betrieb der Stromnetze auch verlässlich im Voraus einschätzbare Ausschüttungen liefert. Das gelte noch immer als Pluspunkt, habe sich aber relativiert.Um den Investoren dauerhaft die in Aussicht gestellten hohen Dividenden liefern zu können, will sich Innogy-Chef Terium in den kommenden Jahren mit Übernahmen zurückhalten. Der Konzern habe für größere Akquisitionen trotz der 2 Mrd. Euro aus dem Börsengang kein Geld übrig, sagte Terium. “Die zwei Milliarden Emissionserlös sind verplant in Investitionsprojekte für die nächsten zwei bis drei Jahre.” Der Stromverteilnetzbetreiber wolle auch kein Geld für Zukäufe auf die hohe Kante legen. Kleinere Übernahmen wie die kürzlich erworbene Solar- und Batteriefirma Belectric seien aber möglich. Hierfür hatte der Konzern nach eigenen Angaben einen hohen zweistelligen Millionenbetrag bezahlt.Terium erwartet auch weiterhin eine “Elektrifizierung” auf breiter Front in allen Branchen. Nur so lasse sich der Klimawandel durch Dekarbonisierung aufhalten. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos und der Umwandlung von Strom in Treibstoffe würden im Jahr 2050 rund 60 % mehr Strom benötigt als heute. Innogy werde die Expertise für die intelligente, digitale Steuerung der Netze liefern. Keine Angst vor TrumpVon dem Regierungswechsel in den USA befürchtet Terium keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft mit der Ökostromerzeugung. Es mache dafür keinen Unterschied, dass Donald Trump US-Präsident werde. Die Energiewende finde in Bundesstaaten wie Kalifornien und Texas statt. “Das ist unumkehrbar.” Innogy will in den USA unter anderem Windkraftanlagen aufbauen.