Ryanair rät zum Anschnallen
Ryanair rechnet für das am 1. April gestartete Geschäftsjahr zwar mit einer um 8 % höheren Passagierzahl. Unter dem Strich dürfte sich das allerdings kaum auszahlen. CEO Michael O’Leary warnte, dass es nach dem 39-prozentigen Ergebnisabsturz im vergangenen Turnus noch weiter nach untern gehen dürfte. scd Frankfurt – Die Misere der Billigfluglinie Ryanair wird sich auch im neuen Geschäftsjahr 2019/20 fortsetzen. Darauf hat Chief Executive Officer Michael O’Leary die Anleger bei Vorlage der Zahlen für den Ende März abgelaufenen Turnus eingestellt. Demnach soll der Gewinn zwischen 750 Mill. und 950 Mill. Euro landen und damit in der Mitte der Spanne klar unter dem der vergangenen zwölf Monate. Trotz eines 6-prozentigen Erlösanstiegs auf 7,6 Mrd. Euro war das Nettoergebnis 2018/19 um 39 % auf 885 Mill. Euro geschrumpft. Analysten hatten im Schnitt laut Reuters mit 977 Mill. Euro gerechnet. Um Sondereffekte bereinigt erreichte der Betriebsgewinn 1,02 Mrd. Euro und landete damit am unteren Ende des erst im Januar um 100 Mill. Euro gesenkten Ausblicks.Belastet haben den Konzern kräftig angezogene Spritkosten und ein zunehmender Preiskampf unter den Airlines. Bereits im abgelaufenen Turnus waren die Aufwendungen für fossile Brennstoffe um gut eine halbe Milliarde auf 2,43 Mrd. Euro gestiegen (siehe Tabelle). Wie das Unternehmen mitteilte, sollen die Spritkosten in diesem Jahr um weitere 460 Mill. Euro anziehen. Den Ergebnisausblick macht O’Leary von der Preisentwicklung abhängig. In der Mitte der Spanne setzt er einen 3-prozentigen Anstieg beim Umsatz je Passagier an, am oberen und unteren Ende beträgt die angenommene Steigerung 4 % bzw. 2 %.”Offen gesagt, wenn wir durch eine Phase zermürbender Preiskriege gehen, werden die Gewinne ein oder zwei Jahre leiden”, goss O’Leary per Videobotschaft weiteres Wasser in den ohnehin schon dünnen Wein. In den kommenden vier, fünf Jahren gehe es aber wieder andersherum, wenn sich die größten Airlines in Europa durch Konsolidierung stärkten und beim Kapazitätswachstum disziplinierten, glaubt O’Leary zumindest mittelfristig an Besserung. Allerdings ist Ryanair mit den mit Abstand niedrigsten Ticketpreisen aller europäischen Anbieter selbst Treiber der Entwicklung. Mehr Passagiere erwartetAuch fußt der Glaube auf Besserung offenbar zu einem guten Stück auf dem Faktor Hoffnung. Denn schon der Blick in die nahe Zukunft gestaltet sich laut Ryanair schwierig. Während die Buchungen im ersten Halbjahr “leicht über denen des Vorjahres lagen”, seien die Ticketpreise niedriger gewesen. Dieser Trend werde sich wohl über den Sommer fortsetzen. “Wir haben überhaupt keinen Einblick in das zweite Halbjahr”, heißt es im Ausblick. Unsicherheitsfaktoren für die Prognose seien etwa die Ticketpreise zum Ende der Hauptsaison oder das Ausbleiben von Sicherheitsvorkommnissen oder weiteren Brexit-Problemen. Insgesamt soll die Passagierzahl um 8 % auf 153 Millionen zulegen. Vergangenes Jahr betrug das Plus 7 % auf 139 Millionen Passagiere.Mit Sicherheitsvorkommnissen dürfte Ryanair auf die Boeing 737 Max anspielen, von der Ryanair immerhin 210 bestellt hat, 135 davon sogar fest. Fünf Auslieferungen, die im Sommer erfolgen sollten, erwartet das Unternehmen nun im November. 42 für den Winter erwartete Auslieferungen sollen nun im kommenden Jahr erfolgen. Man befinde sich in laufenden Gesprächen mit Boeing und der europäischen Luftsicherheitsbehörde Easa und erwarte vom US-Flugzeugbauer für den erlittenen Gewinnausfall geradezustehen.Die Ryanair-Aktie startete zunächst mehr als 5 % unter dem Freitagsschluss in die Woche. Nachdem die Titel zunächst gut die Hälfte der Verluste wieder aufgeholt hatten, drehten sie am Nachmittag wieder die Richtung und gingen letztlich bei 10,30 Pfund gut 4,7 % im Minus aus dem Handel. – Wertberichtigt Seite 8