Ryanair rüstet sich für Preiskampf im Winter
gho London – Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair erwartet nach dem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 (31. März) einen Gewinn am oberen Rand der bisherigen Schätzungen für das Gesamtjahr. Die Erwartungen wurden jedoch nicht erhöht, wie einige Marktakteure erwartet hatten. Laut Ryanair ist die Lage im Wintergeschäft noch schwer einzuschätzen. Die vorgesehene Ausweitung der Kapazitäten um 15 % und niedrige Treibstoffpreise könnten eine aggressive Reaktion der Konkurrenz mit sich bringen, die ihre Marktanteile verteidigen möchte. Das Unternehmen aus Dublin ist bereit, den Auslastungsgrad auch auf Kosten niedrigerer Ticketpreise zu erhöhen. Derzeit rechnet Ryanair mit einer Senkung der Flugpreise in den Wintermonaten von bis zu 8 %.Von April bis Juni stieg der Umsatz um 10 % auf 1,7 Mrd. Euro und der Reingewinn um 25 % auf 245 Mill. Euro. Die Auslastungsrate beträgt hohe 92 %. Das Sommergeschäft verlaufe gut. Deswegen sollen nicht wie erwartet die Ticketpreise um 2 % gesenkt werden. Vielmehr wird bis September mit einer flachen Entwicklung gerechnet.Anleger waren enttäuscht, dass die Gewinnerwartung von bis zu 970 Mill. Euro für das laufende Jahr nicht erhöht wurde. Zur Erklärung verweist der Broker Liberum auch auf eine steigende Kostenbasis, die es abzubauen gelte. Die Ryanair-Aktie gab in London um 2,2 % nach.Während große europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France-KLM verstärkt in das Segment der Billigflieger einzudringen versuchen, hat Ryanair vor gut zwei Jahren ein Programm gestartet, um das Image aufzubessern, das Flugerlebnis für die Passagiere zu erhöhen und auch Hauptflughäfen anzusteuern. Der knorrige Konzernchef Michael O’Leary meinte vor kurzem, wenn er gewusst hätte, dass es so viel bringe, gut zu den Passagieren zu sein, hätte er dies schon früher getan. Mit dieser Veränderung wurde laut Ryanair aber auch die Beteiligung an der irischen Fluglinie Aer Lingus weniger wichtig, mit der die Iren ein “gehobeneres” Segment abdecken wollten. Ryanair willigte im Juli in das Angebot von IAG, der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia, für den Kauf des Anteils von knapp 30 % an Aer Lingus ein. Für Ryanair könnte dies von September an einen Zufluss von rund 400 Mill. Euro bedeuten. Über die Verwendung der Mittel soll noch entschieden werden.Ab November wird Ryanair Israel als 31. Land anfliegen. Die Iren sind in dieser Hinsicht aber Nachzügler. Seit Israel 2013 mit der EU ein Open-Sky-Abkommen unterzeichnet hat, sind etliche europäische Billigflieger in Israel tätig. In Deutschland soll im September Berlin als sechster Standort hinzukommen. Der Marktanteil von Ryanair liegt bei 5 %. In den kommenden fünf Jahren wollen die Iren in Deutschland stark wachsen.