Ryanair-Veteran soll Tagesgeschäft von Easyjet führen
hip London – Easyjet hat bei der Veröffentlichung der Eckdaten zum Ende Juni abgelaufenen Quartal mit einer faustdicken Überraschung aufgewartet: Chief Executive Johan Lundgren hat dem Erzrivalen Ryanair seinen Chief Operating Officer Peter Bellew abgeworben. Bellew hatte seinen Job als CEO von Malaysia Airlines aufgegeben, um zu Ryanair zurückzukehren, für die er zuvor bereits über zehn Jahre tätig gewesen war. Er brachte den Lufthansa-Rivalen wieder auf Kurs, nachdem vor zwei Jahren Tausende von Flügen wegen Fehlern in der Personalplanung gestrichen werden mussten. Nun soll er bei Easyjet das Tagesgeschäft übernehmen. Ein Termin dafür wurde nicht genannt.Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilte, stieg ihr Umsatz im dritten Geschäftsquartal um 11 % auf 1,76 Mrd. Pfund. “Die Performance von Easyjet war robust und lag trotz des härteren makroökonomischen Umfelds im Rahmen der Erwartungen”, sagte Lundgren. Die Zahl der beförderten Passagiere stieg auf 26,4 (i.V. 24,4) Millionen. Dabei ging die Auslastung auf 91,7 (93,4) % zurück, was das Management unter anderem darauf zurückführte, dass sich im Vorjahr die Pleite des britischen Ferienfliegers Monarch Airways positiv auswirkte.”Alles in allem ermutigend”, lautete das Urteil des Luftfahrtexperten von Liberum Capital, Gerald Khoo, zu den Zahlen. Der Umsatz pro Sitz verbesserte sich zu konstanten Wechselkursen um 0,7 %, die Kosten ohne Treibstoff gingen um 4,0 % zurück. Das dürfte aus Sicht von Analysten vor allem darauf zurückzuführen sein, dass das Quartal ohne wesentliche Betriebsstörungen über die Bühne ging. Drohende StreiksIm laufenden Quartal droht ein Streik des Bodenpersonals am Londoner Flughafen Gatwick. Noch haben sich die Beschäftigten aber nicht für Arbeitskampfmaßnahmen entschieden. Am Flughafen Stansted könnten Check-in-Mitarbeiter von Easyjet die Arbeit niederlegen. “Die jüngsten Zahlen sind zwar ermutigend, aber es gibt eine Menge Ungewissheiten”, schrieb Laith Khalaf, Senior Analyst bei Hargreaves Lansdown. “Die Airline wird auf einen ruhigen Sommer mit minimalen Störungen der Flugpläne hoffen.”Das Management rechnet für das Gesamtjahr mit einem Vorsteuerergebnis zwischen 400 Mill. und 440 Mill. Pfund, was in etwa den Markterwartungen entspricht. Dass das Management für das Ende September ablaufende Halbjahr trotz des Zuwachses im abgelaufenen Quartal mit einem sinkenden Umsatz pro Sitz zu konstanten Wechselkursen rechnet, deutet auf ein schwaches Schlussquartal hin – aus Sicht von Khoo angesichts des derzeitigen Marktumfelds eine “angemessen konservative” Erwartung. Das schwindende Verbrauchervertrauen in Großbritannien, wachsendes Umweltbewusstsein und die Erinnerung an den heißen Sommer des vergangenen Jahres belasten die Nachfrage nach Flugreisen.Mittlerweile haben 50,6 % der Anteilseigner ihren Sitz in der EU. Damit erfüllt die Airline die europäischen Vorgaben zur Eigentümerstruktur. Wenn nötig, werde man Maßnahmen ergreifen, um sie auch weiterhin einzuhalten, etwa indem die Stimmrechte von Aktionären, die ihren Sitz nicht in der EU haben, ausgesetzt werden. Easyjet verwandelte sich bereits zur “paneuropäischen Airline-Gruppe” mit drei Fluggesellschaften in Großbritannien, Österreich und der Schweiz unter dem Dach der börsennotierten Easyjet plc mit Sitz in London. – Wertberichtigt Seite 8