Ryanair zollt Preisdruck Tribut

Gewinnerwartung erneut gesenkt - CEO O'Leary warnt vor Brexit-Unwägbarkeiten - Aktie durchgeschüttelt

Ryanair zollt Preisdruck Tribut

Zum zweiten Mal binnen weniger als vier Monaten senkt Ryanair die Gewinnprognose für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr 2018/19, und zwar um rund 100 Mill. Euro. Als Grund nannte Konzernchef O’Leary fallende Ticketpreise im Winter. Er warnte darüber hinaus vor unwägbaren Risiken durch den Brexit.hei Frankfurt – Mit der zweiten Gewinnwarnung in vier Monaten hat Ryanair ihre im vergangenen Jahr ohnehin gebeutelte Aktie kurzzeitig in den Sturzflug gesteuert. Das Papier verlor vor dem Wochenende bis zu 5 % und setzte den gesamten Sektor unter Druck. Auch Easyjet- und Lufthansa-Titel gaben zunächst heftig nach. Später erholten sich die Papiere allerdings in einem freundlichen Umfeld.Ryanair rechnet laut dem jüngsten Trading Update für den laufenden Turnus nun mit einem bereinigten Betriebsgewinn zwischen 1,0 und 1,1 Mrd. Euro. Zuletzt hatte Europas größter Billigflieger noch zwischen 1,1 und 1,2 Mrd. Euro angepeilt. Dies entsprach bereits einer Zielkorrektur von 12 % gegenüber dem ursprünglichen Gewinnziel. Darin hatte die mit leichtem Kostengepäck fliegende Airline die Auswirkungen eines steigenden Ölpreises und Belastungen durch vorausgegangene Streiks und Flugausfälle 2018 eingerechnet. Nun trifft die irische Fluggesellschaft außerdem ein deutlicher Rückgang der Ticketpreise in der Wintersaison, wie es in einer Mitteilung heißt. Sie dürften um 7 % fallen. Zuvor war ein Minus von 2 % erwartet worden.Der Preisverfall kann durch steigende Passagierzahlen und deutlich wachsende Zusatzeinnahmen (Ancillary Sales) im zweiten Geschäftshalbjahr nicht aufgefangen werden. Ryanair-Chef Michael O’Leary räumte überdies ein, dass der Ausblick noch einmal nach unten angepasst werden könnte. Dies liege an der Ungewissheit rund um den geplanten EU-Austritt Großbritanniens am 29. März, bei dem derzeit ein harter ungeregelter Austritt droht. Nicht eingerechnet in die Gewinnprognose sind die Verluste, die bei der aus der Insolvenzmasse von Air Berlin übernommenen Tochter Laudamotion anfallen. Dank Kostensenkungen sei es gelungen, die Verluste dort von 150 Mill. auf nunmehr 140 Mill. Euro zu drücken. Experten gelassenZur Erholung der Aktie trugen indes mehrere Analystenkommentare bei. Die US-Bank J.P. Morgan hat die Einstufung für Ryanair mit einem Kursziel von 13 Euro belassen. Die Gewinnwarnung des Billigfliegers sei keine Überraschung, schrieb Analyst David Perry in einer Studie. Da die Katze nun aus dem Sack sei, rät er Anlegern zum Kauf der Aktie. Der Sommer dürfte für Ryanair wieder besser verlaufen. Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research erklärte in einer ersten Einschätzung, die Prognosesenkung habe sich durch die Preisentwicklung der vergangenen Monate bereits abgezeichnet.O’Leary zeigte sich überzeugt, dass die anhaltend niedrigen Preise dazu führen werden, dass ertragsschwache Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden müssen. Er verwies auf kleinere Fluggesellschaften wie WOW, Flybe und Germania, die alle gegenwärtig auf der Suche nach Käufern sind.Im Gegensatz zu Ryanair, bei der die Entwicklung der Ticketpreise traditionell stark durchschlägt, weil das Kostengerüst des wachstumsstarken Billigfliegers insgesamt kaum Spielräume lässt, hatte die Lufthansa kürzlich mit einer positiven Botschaft überrascht. Die Kranichlinie profitiert von ihrer erfolgreichen Hedging-Strategie beim Kerosin, so dass der erwartete Kostenschub für 2019 mit +200 Mill. Euro deutlich geringer ausfällt als zunächst befürchtet. Das hat der Aktie, die 2018 rund ein Drittel an Wert verloren hat, wieder Auftrieb gegeben.