Safran plant größten Zukauf seit Zodiac-Übernahme
Luftfahrtindustrie
Safran plant größte Akquisition seit Zodiac-Übernahme
Offerte für Flugsteuerungsaktivitäten von Collins Aerospace
wü Paris
Gesche Wüpper, Paris
Sechs Jahre nach der Übernahme des Flugzeugausstatters Zodiac rüstet sich Safran für die nächste große Akquisition. Der Triebwerkshersteller teilte mit, ein Übernahmeangebot für die Flugsteuerungsaktivitäten der Raytheon-Tochter Collins Aerospace für 1,8 Mrd. Dollar in bar gemacht zu haben. Die Bewertung entspricht nach Angaben Safrans dem 14-Fachen des für 2024 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), vor Synergien und nach Synergien schätzungsweise dem Zehnfachen. Den für nächstes Jahr erwarteten Umsatz der Flugsteuerungsaktivitäten von Collins beziffert der CAC-40-Konzern mit rund 1,5 Mrd. Dollar, das erwartete Ebitda mit 130 Mill. Dollar.
Die Kostensynergien durch die Übernahme, die nach Zustimmung der Behörden im zweiten Halbjahr 2024 abgeschlossen werden könnte, dürften von 2025 bis 2028 progressiv auf 50 Mill. Dollar steigen. Das sei eine ziemlich konservative Schätzung, erklärte Safran-Chef Olivier Andriès während einer Konferenz. Er hofft zudem auf Vertriebssynergien durch integrierte Angebote sowie die Diversifizierung von Kunden und geografischen Zonen. Die zu übernehmenden Aktivitäten haben 3.700 Mitarbeiter an acht Standorten in Frankreich, Großbritannien, Italien und Asien. Safran werde keine Entlassungen vornehmen, versprach Andriès.
Finanzierung aus liquiden Mitteln
Im Rahmen der Übernahme sind auch langfristige Zulieferverträge zu interessanten Bedingungen geplant. Sie sollen rund 25% des Umsatzes der zu akquirierenden Aktivitäten ausmachen. Safran will die Übernahme komplett aus den Bargeldbeständen finanzieren, so dass sie nach Angaben des Unternehmens nur begrenzte Auswirkungen auf die Nettoverschuldung haben wird. Auch auf die Margen von Safran dürfte sich die Akquisition nicht auswirken, da die zu übernehmenden Aktivitäten 40% ihres Umsatzes mit Service-Dienstleistungen machten, meint der Safran-Chef.
Die geplante Übernahme sei für den Triebwerkshersteller und Flugzeugzulieferer eine einmalige Gelegenheit, seine Position bei Flugsteuerungs- und Betätigungssystemen auszubauen, erklärt er. Da die Produkte beider Unternehmen sehr komplementär seien, entstünde ein weltweit für diesen Bereich führendes Unternehmen mit einem Umsatz von rund 1,8 Mrd. Dollar. Andriès ist zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörden dem geplanten Zusammenschluss zustimmen, auch wenn er nicht ausschließt, in Europa nicht bedeutende Aktivitäten verkaufen zu müssen, um Kartellwächter zufrieden zu stellen.
Die Analysten von Jefferies glauben, dass die angekündigte Übernahme wie ein negativer Trigger wirken und das Potenzial für Aktienrückkäufe vermutlich auf Ende 2024 verschieben könnte. Die Safran-Aktie gab Freitag an der Börse von Paris zeitweise etwas nach, bevor sie dann nachmittags wieder leicht ins Plus drehte.