Stahlindustrie

Salzgitter macht Anlegern wenig Mut

Anleger haben dem Halbjahresbericht des Stahlkonzerns Salzgitter kaum ermutigende Signale entnehmen können. Nach einem ersten Halbjahr, das einen kräftigen Gewinnrückgang brachte, rechnet das Unternehmen mit einer schwächeren zweiten Jahreshälfte.

Salzgitter macht Anlegern wenig Mut

Stahlkonzern Salzgitter macht Anlegern wenig Mut

CFO: Aufrechterhaltung von Prognose “kein Selbstläufer”

ste Hamburg

Der Stahlkonzern Salzgitter hat Anlegern bei der Vorlage seines Halbjahresberichts am Freitag wenig Mut gemacht. Nach einem im Vorjahresvergleich um drei Viertel auf 243 Mill. Euro abgesackten Vorsteuergewinn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bestätigte das SDax-Unternehmen zwar im Juli veröffentlichte vorläufige Eckzahlen zum Halbjahr sowie die Prognose, die 2023 bei Umsatzerlösen von 11,5 bis 12 (i.V. 12,5) Mrd. Euro eine Halbierung des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) auf 750 bis 850 Mill. (1,6 Mrd.) Euro, einen auf 300 bis 400 Mill. (1,25 Mrd.) Euro schrumpfenden Vorsteuergewinn vorsieht. Die Aktie fiel im Anschluss dennoch um bis zu 4,3% auf 27,42 Euro.

Das Papier hat damit die gesamten Kursgewinne seit Ende vergangenen Jahres eingebüßt. Die US-Bank J.P. Morgan, die bei einem Kursziel von 23,30 Euro weiterhin zum “Untergewichten” der Aktie rät, der bislang noch nicht bekannte Barmittelzufluss habe die eigene Schätzung übertroffen. Es bleibe aber beim negativen Votum für die Aktie, da Salzgitter relativ stark von des Stahl-Kassapreisen abhängig sei und kurzfristig die fallenden Preise zu spüren bekommen könnte.

Nach einem Jahresstart, den Salzgitter als ermutigend bezeichnete, wurde in einem sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfeld ein im zweiten Quartal auf 59 (505) Mill. Euro zusammengeschmolzener Vorsteuergewinn verbucht, der den Analystenkonsens von 113 Mill. Euro verfehlte. Deutschlands zweitgrößter Stahlkocher, dessen größter Einzelaktionär das Land Niedersachsen mit einem Anteil von 26,5% ist, avisiert eine schwächere zweite Jahreshälfte. Finanzvorstand Burkhard Becker sagte, angesichts der aktuell erheblichen konjunkturellen Herausforderungen im Kernmarkt Deutschland sei “die Aufrechterhaltung der Umsatz- und Ergebnisprognose kein Selbstläufer”.

Der CFO, der Ende März kommenden Jahres in den Ruhestand wechseln und von der Bosch-Managerin Birgit Protafki abgelöst wird, unterstrich die Bedeutung der Diversifikation von Geschäftsaktivitäten sowie weiterer eigener Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen konjunkturellen Lage strebe man weiterhin an, das Working Capital im laufenden Geschäftsjahr in mittlerer dreistelliger Mill.-Euro-Höhe abzubauen, fügte Becker hinzu. Neben der Förderung durch den Bund und das Land Niedersachsen, von der man im Juli die erste Auszahlung erhalten habe, werde dies wesentlich zur Finanzierung von “Salcos” (Salzgitter Low CO2 Steelmaking), dem Programm zur Dekarbonisierung der Stahlerzeugung, beitragen. Der im April erhaltene Förderbescheid sieht vor, dass Salcos für die bis Ende 2025 umzusetzende erste Ausbaustufe mit rund 700 Mill. Euro Bundesmitteln und 300 Mill. Euro Landesmitteln unterstützt wird.

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